Nach 15 Jahren als Oberbürgermeister von Friedrichshafen ist Andreas Brand aus dem Dienst ausgeschieden. Er ging damit sieben Monate vor Ablauf seiner regulären Amtszeit in den Ruhestand.
Andreas Brand ist am Donnerstagabend im Grad-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen feierlich als Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen verabschiedet worden. Mehrere Redner würdigten die Arbeit des 60-Jährigen, darunter der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser, Wangens Oberbürgermeister Michael Lang und der erste Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen, Fabian Müller. Brand bekam zudem den Ehrenring der Stadt Friedrichshafen verliehen.
SWR-Reporter Thomas Wagner hat Andreas Brand direkt nach der offiziellen Verabschiedung gesprochen:
15 Jahre lang war Andreas Brand Rathauschef in der Stadt, nun ging er in den Ruhestand. Beobachter ziehen eine gemischte Bilanz seines Wirkens.
Der parteilose Andreas Brand musste sich als Oberbürgermeister des Industriestandorts Friedrichshafen immer wieder als Krisenmanager bewähren - was ihm nach Ansicht von Kritikern nicht immer gelang. Bereits der Beginn seiner ersten Amtszeit im Jahr 2009 stand im Zeichen der weltweiten Finanzkrise. Die Folgen bekamen damals auch Städte und Gemeinden in Deutschland zu spüren. Zudem hatte Friedrichshafen damals noch hohe Schulden, nachdem die Stadt in den Jahren zuvor viel Geld in den ehrgeizigen Ausbau des Messegeländes gesteckt hatte. Brand setzte aufs Sparen und trug so den Schuldenberg ein gutes Stück weit ab.
Kritik an Oberbürgermeister Brands Krisenmanagement
In Brands zweiter Amtszeit häuften sich die Krisen. So befindet sich der Bodensee-Airport, der knapp zur Hälfte der Stadt Friedrichshafen gehört, seit Jahren im wirtschaftlichen Sinkflug. Der Messestandort Friedrichshafen hat nach dem Verlust der Messen "Eurobike" und "Outdoor" an Bedeutung verloren.
Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen kündigte jüngst Personalabbau und Werksschließungen an. Die Stadt Friedrichshafen ist über die Zeppelin Stiftung mit 93,8 Prozent an dem Unternehmen beteiligt.
Kritik erntete Brand auch bei der Aufklärung des Skandals am städtischen Klinikum nach dem Freitod einer Ärztin. Hier habe er zu zögerlich agiert, sagen Beobachter.
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Streit um die Zeppelin-Stiftung
Erfolgreich war Andreas Brand dagegen in der Auseinandersetzung um die Zukunft der Zeppelin-Stiftung. Dieser gehören die beiden milliardenschweren Weltkonzerne ZF und Zeppelin. Die Erben des Stiftungsgründers und Luftfahrtpioniers Ferdinand von Zeppelin kämpfen seit Jahren vor Gericht dafür, Einfluss auf die Stiftung zu erhalten. Die Stadt hielt unter Brands Führung juristisch dagegen und bekam bislang in allen Instanzen Recht.
Als machtbewusst zeigte sich der heute 60-jährige Oberbürgermeister auch vor einigen Jahren in der Auseinandersetzung mit dem damaligen ZF-Chef Stefan Sommer um die Zukunft des Konzerns. Brand setzte sich durch, Sommer musste gehen.
Andreas Brand als Verwaltungsexperte und Kümmerer
Jeder Oberbürgermeister von Friedrichshafen ist über die Zeppelin-Stiftung immer auch ein mächtiger Wirtschaftslenker. Andreas Brand wollte diese Rolle stets aktiv ausfüllen. Doch er galt auch als Kümmerer, der die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst nahm.
Allgemein anerkannt war der OB als Verwaltungs- und Finanzfachmann. Doch die vielen Krisen und manche Kritik haben offenbar Kraft gekostet. Andreas Brand scheidet sieben Monate vor dem regulären Ende seiner Amtszeit aus.
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Einstimmig vom Gemeinderat beschlossen, wurde Andreas Brand am Donnerstagabend der Ehrenring der Stadt Friedrichshafen verliehen. Dies ist nach der Ehrenbürgerwürde die zweithöchste Auszeichnung der Stadt.
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