Vor 175 Jahren startete in Konstanz der sogenannte Hecker-Zug. Am Donnerstag wurde das Ereignis nachgestellt. Als Revolutionäre verkleidete Menschen zogen durch die Stadt.
Im Rahmen des 175-jährigen Jubiläums der Badischen Revolution haben Mitgliedern der Hecker-Gruppe Klettgau-Riedern und des Schwarzwaldvereins Konstanz am Donnerstag den historischen Hecker-Zug in Teilen nachgestellt. Er startete um 10 Uhr am Konstanzer Hafen mit einem Kanonen-Böllerschuss. Anschließend zogen die Teilnehmer als original gekleidete Revolutionäre durch die Stadt. Im Laufe des Donnerstags wanderten sie auf historischer Route von Konstanz über Hegne nach Allensbach.
Sonderausstellung zu 175 Jahre Badische Revolution
In Konstanz wird es im Rahmen des 175-jährigen Jubiläums zudem ab dem 17. Mai eine Sonderausstellung im Rosgartenmuseum geben. Unter dem Titel "Jetzt machen wir Republik! Die Revolution von 1848/49 in Baden" wird an die Epoche erinnert. Gezeigt werden laut Museum unter anderem seltene Relikte der Revolutionszeit, Schätze des badischen Hofs, Porträts, frühe Fotografien und Erinnerungsstücke aus den Nachlässen der prominenten Köpfe der Revolution. Ein grenzüberschreitendes Rahmenprogramm wird auch in den Nachbarkantonen der Schweiz stattfinden.
Wer war Friedrich Hecker und was wollte er?
Vor 175 Jahren sorgte die Badische Revolution für Unruhe im Südwesten. Die Revolutionäre gingen auf die Barrikaden und wollten neue Rechte erkämpfen. Sie waren die Pioniere unserer modernen Demokratie.
Einer der Beteiligten der Badischen Revolution in der Region Bodensee-Oberschwaben war der badische Abgeordnete Friedrich Hecker. Hecker startete am 13. April 1848 den Hecker-Zug von Konstanz in Richtung Karlsruhe, mit zunächst 53 Gefolgsleuten aus Konstanz und Umgebung. Sie wollten die Ziele der Märzrevolution durchsetzen und in Karlsruhe den Großherzog stürzen. Der Hecker-Aufstand war laut der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg der erste große Aufstand der Badischen Revolution.
SWR-Moderatorin Tina Löschner hat mit dem Konstanzer Historiker Tobias Engelsing über Friedrich Hecker und den Hecker-Zug gesprochen.
Der Aufstand scheiterte nach wenigen Tagen
Hecker hoffte, dass sich ihnen auf dem Weg in Richtung Karlsruhe viele Aufständische anschließen würden. Aber nur sieben Tage später, am 20. April 1848, wurde der Hecker-Zug bei Kandern militärisch zerschlagen. Hecker flüchtete in die Schweiz und emigrierte in die USA. Trotz des Scheiterns und der Flucht wurde Friedrich Hecker zum Symbol des südwestdeutschen Traums von der Freiheit.
Warum Konstanz?
Konstanz erschien Friedrich Hecker 1848 als guter Ausgangspunkt für seinen Freischarenzug. Zum einen war in Konstanz kein Militär stationiert, zum anderen galt Konstanz als liberal. Seit den 1830er-Jahren war Konstanz im Bodenseeraum ein publizistischer Brennpunkt der deutschen Demokratiebewegung. Republikanische Schriften erschienen sowohl in der benachbarten Schweiz als auch in Konstanz. In Konstanz gab etwa der Journalist Josef Fickler die radikaldemokratische Zeitung "Seeblätter" heraus
Was war 1848/49 los? Antworten liefert die SWR-Dokumentation über die Badische Revolution "Die Geschichte des Südwestens" vom 12. März 2022:
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