Frauen und Männer kämpften bei der Badischen Revolution 1848/1849 in Südbaden für Grund- und Freiheitsrechte. 175 Jahre später wird jetzt an die Revolutionäre erinnert.
Vor 175 Jahren sorgte die Badische Revolution für Unruhe in Freiburg und seiner Region. Die Revolutionäre gingen auf die Barrikaden und wollten neue Rechte erkämpfen. Sie waren die Pioniere unserer modernen Demokratie. Zum Jubiläum gibt es in Südbaden viele Veranstaltungen auf ihren Spuren.
Was war 1848/49 in Südbaden los? Antworten liefert die SWR-Dokumentation über die Badische Revolution "Die Geschichte des Südwestens" vom 12. März 2022:
Beeindruckendes Historienspiel
Unter dem Titel "Der Freiheit eine Gasse!" gab es am Ostermontag im Innenhof des Regierungspräsidiums Freiburg ein packendes Historienspiel zur Erinnerung an die badischen Revolution 1848. Umringt von den Heckersängern Schopfheim, der Biedermeiergruppe Offenburg und der Heckergruppe Offenburg wiederholten Schauspieler die Versammlung der Freischärler um Karl von Rotteck junior, Georg von Langsdorff und des Nähgarnfabrikanten Carl Mez.
Die Lage ist unsicher: Kommt Friedrich Hecker mit seinen Kämpfern nach Freiburg, oder stimmt die Nachricht, dass er am Gründonnerstag bei Kandern bereits militärisch geschlagen wurde? Und schaffen es die Freischärler des Hecker-Adjutanten Franz Sigel von Horben, nach Freiburg zu gelangen? Oder wird die Stadt von den Truppen des Großherzogs gestürmt? Die Stimmung schwankt zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Die Zuschauer waren begeistert.
Badische Revolution 1848/1849 digital im Netz
Anlässlich des Jubiläums haben die Journalisten Heinz Siebold und Klaus Gülker die Badische Revolution unter www.badische-revolution1848.de ins Internet gebracht. Mit Informationen und historischen Bildern geben sie einen Einblick, wo die Helden von damals unterwegs waren. "Gut lesbar, mit vielen Bildern - es soll keine wissenschaftliche Seite sein", fasst Gülker das Projekt zusammen. Auch weisen sie auf viele Veranstaltungen hin, die es in Südbaden rund um die Revolution geben wird.
Klaus Gülker war am 13. März 2023 zu Gast im SWR4 Regionalmagazin Südbaden. Moderator Freddy Kunzelmann sprach mit ihm über seine Webseite www.badische-revolution1848.de.
Gründonnerstag 1848: Schlacht in Kandern
Dass während der Revolution in Südbaden viel los war, zeigt auch das Gefecht bei Kandern (Landkreis Lörrach). An Gründonnerstag im April 1848 kämpften dort Soldaten gegen badische Revolutionäre. Die radikalen Demokraten waren in Konstanz gestartet und über Bonndorf nach Kandern, nördlich von Lörrach, gelangt. Schlussendlich wurden sie dort von Soldaten gestoppt und die Gruppe nach einem kurzen Gefecht auseinander getrieben. Angeführt wurde der Revolutionszug von Friedrich Hecker und Gustav Struve, die einen deutschen Bundesstaat forderten.
Wandern auf dem "Weg der Revolutionäre"
Zum 175. Jahrestag der Badischen Revolution gibt es geführte Wanderungen auf den Spuren Heckers und Struves. Der "Weg der Revolutionäre" von Konstanz nach Kandern zeigt heute die genaue Route des damaligen "Heckerzuges". Dort entlang lädt der Schwarzwaldverein Konstanz im April zu einer vierstündigen Wanderung ein. Auch die Schwarzwaldvereine Donaueschingen und Kandern bieten geführte Wanderrouten rund um den "Weg der Revolutionäre" an.
Lörrach: Zentrum für Revolutionäre 1848/1849 bis heute
Im Dreiländermuseum Lörrach weisen heute noch viele Karikaturen, Flugblätter und Zeitungen auf die Badener Revolutionäre hin. Denn Lörrachs Nähe zu Frankreich und der Schweiz war ein großer Vorteil für die Protestler: Druckmaterial konnte so bei den Nachbarn unter Umgehung der Zensur produziert werden. Auch konnten von dort politische Aktivitäten organisiert werden. Im September 1848 übernahmen der Revolutionär Gustav Struve und seine Mitstreiter die Kontrolle über Lörrach.
Auf dem Marktplatz rief er die Republik aus. Jedoch beschossen sie badische Truppen nur drei Tage später in Staufen. In der Folge wurden Struve und seine Frau Amalia festgenommen.
Über Hecker gibt es auch einen Kurzfilm: "Wutbürger Hecker" lief am 28. September 2011 in der Landesschau Baden-Württemberg:
Offenburger Salmen als Ort der Badischen Revolution
Auch nördlich von Freiburg war die Revolution in vollem Gange. So wurde im Offenburger Salmensaal ein Grundrechte-Katalog mit den "13 Forderungen des Volkes Baden" verlesen, der die Revolution 1848/1849 bis zu ihrem Ende maßgeblich prägte. Heute hat der Offenburger Gemeinderat seinen Sitz in dem ehemaligen Wirtshaus. Auch gibt es seit 2022 eine Dauerausstellung zu fast 200 Jahren Demokratiegeschichte.
Nicht mehr zu besichtigen ist das damalige Gefängnis in Offenburg. Dort waren die Revolutionärinnen und Revolitionäre inhaftiert. Heute ist der Ort an der Grabenallee ein Hotel.