Viele Kinder haben laut Studien große Probleme beim Lesen und Schreiben. Die Regierungsfraktionen in BW haben sich deshalb auf ein Förderprogramm in Kitas und Grundschulen geeinigt.
Die Regierungsfraktionen von Grünen und CDU in Baden-Württemberg haben am Dienstag ein Förderprogramm zur Sprachförderung an Kitas und Grundschulen im Land auf den Weg gebracht. Die Fraktionen hätten das entsprechende Paket in einer gemeinsamen Sitzung beschlossen, teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Stuttgart nach der Sitzung mit.
Verpflichtende Sprachförderung in der Kita
Mit dem Programm sollen Kinder mit Sprachproblemen frühzeitig gefördert werden. So sollen nach den kommenden Sommerferien Kita-Kinder, bei denen in ihrer Einschulungsuntersuchung erhebliche Sprachdefizite festgestellt wurden, im Jahr vor der Einschulung eine verpflichtende Sprachförderung von vier Stunden pro Woche in Gruppen erhalten.
Sprechen die Kinder danach noch immer nicht ausreichend Deutsch, sollen sie ab dem Schuljahr 2026/2027 in der Grundschule in sogenannten Juniorklassen gefördert werden. Bisher wurden Kinder in solchen Fällen vom Schulbesuch zurückgestellt.
Los geht das Programm erst mal nur in 450 Gruppen, in den kommenden drei Jahren soll das Programm dann landesweit ausgebaut und ab Herbst 2027 flächendeckend in 4.200 Gruppen in Baden-Württemberg angeboten werden. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) rechnet damit, dass etwa ein Drittel der Viereinhalbjährigen, die bei einer Schuleingangsuntersuchung getestet werden, zusätzlich gefördert werden müssen. Das wären ungefähr 30.000 Kinder pro Jahr. Für das Programm muss das Land auch noch Personal anwerben.
Für Kretschmann "sicher eines der wichtigsten Projekte"
Auch an den Grundschulen soll es eine Sprachförderung geben, in der ersten und zweiten Klasse als Standard. Für das gesamte Programm geht die Koalition im kommenden Doppelhaushalt von Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro pro Jahr aus. Der Endausbau des Programms ist demnach für das Jahr 2028/2029 vorgesehen.
Das Paket sei das wichtigste bildungspolitische Vorhaben dieser Legislaturperiode, sagte Ministerpräsident Kretschmann. "Und sicher eines der wichtigsten Projekte überhaupt in der Koalition." Mit den Maßnahmen reagiert die grün-schwarze Landesregierung auf deutliche Leistungseinbrüche bei Grundschülern. Bildungsstudien hatten in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es mit den Leistungen in vielen Kernfächern bergab geht. In den jüngsten Studien hatte jedes fünfte Kind in der vierten Klasse die Mindeststandards in Deutsch und Mathe nicht mehr erreichen können.
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Lob und Kritik für Sprachförderung
Lehrerverbände begrüßen das geplante Sprachförderpaket für Grundschulen und Kitas ausdrücklich. Der Grundschulverband sieht darin einen wichtigen Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit. Die Oppositionsfraktionen im Landtag, SPD und FDP, reagierten kritischer. Laut SPD enthalte das Paket wenig Neues und komme zu spät. Bereits laufende Programme würden lediglich mit neuem Etikett versehen. Die FDP spricht von viel Wind um nichts.
Sprachförderung kostet langfristig viel Geld
Die Sprachförderung dürfte das Land auf Dauer viel Geld kosten. Im Endausbau rechnen Kultus- und Finanzministerium nach früheren SWR-Informationen von Mitte April mit Kosten von rund 400 Millionen Euro jährlich.
Das Sprachförderprogramm soll Grundlagen schaffen für eine erfolgreiche Schulkarriere und damit auch für mehr Bildungsgerechtigkeit. Mehr denn je hängt der Bildungserfolg vom Elternhaus ab: Kinder aus sozial benachteiligten Milieus oder aus Migrantenfamilien haben oft wegen der Sprachprobleme schlechtere Chancen.
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