Nach Verfolgungsjagd in BW

Raser, Drängler und Falschfahrer: So verhalten Sie sich richtig in extremen Verkehrssituationen

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Überhöhte Geschwindigkeit und rücksichtloses Fahren verursachen jedes Jahr zahlreiche Unfälle in Baden-Württemberg. Ein Überblick sowie die wichtigsten Tipps und Verhaltensregeln.

Mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde floh ein Autofahrer in der Nacht von Freitag auf Samstag vor der Polizei rund um Stuttgart. Zahlreiche Notrufe gingen bei der Rettungsleitstelle ein, 41 Streifenwagen und ein Hubschrauber waren im Einsatz. Letztlich kam es zu keinem Unfall, der Autofahrer ließ seinen Sportwagen in Mühlhausen im Täle (Landkreis Göppingen) stehen und flüchtete zu Fuß.

Laut Bundesverkehrsministerium ist die überhöhte Geschwindigkeit in jedem zehnten Unfall die Ursache. Zu dichtes Auffahren, also Drängeln, macht ebenfalls elf Prozent aller Unfallursachen in Deutschland aus. Bei der "Benutzung der falschen Fahrbahn", also Geisterfahrer, sind es sechs Prozent.

8.000 Unfälle wegen nicht angepasster Geschwindigkeit in BW

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg weist die Zahlen für Unfälle wegen der "Benutzung der falschen Fahrbahn" nicht aus. Auch sind die übrigen Kategorien der Unfallursachen etwas anders erfasst. Der nicht eingehaltene Abstand war im Jahr 2021 für jeden zehnten Unfall ursächlich - wenn ein Fehlverhalten des Fahrers oder der Fahrerin vorlag. Bei der "nicht angepassten Geschwindigkeit" sind es rund 8.000 Fälle von insgesamt knapp 53.000 Fällen, die auf das Fehlverhalten von Fahrzeugführern zurückgehen - also etwa 15 Prozent.

Doch wie können sich andere Verkehrsteilnehmende bei überhöhter Geschwindigkeit richtig verhalten? Wie reagiere ich bei einem Drängler richtig? Und was muss man bei einem Geisterfahrer beachten? Ein Überblick.

Wie verhalte ich mich richtig, wenn ein Autofahrer sich und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringt?

Halten Sie Abstand, rufen Sie die Polizei und schildern die Situation.

Wie kann ich reagieren, um andere vor der Gefahr zu warnen?

Um andere Autofahrer und Autofahrerinnnen auf vorausfahrende Autos aufmerksam zu machen, die nicht verkehrsgerecht fahren, können Sie den Warnblinker einschalten. Wenn Sie sich oder andere gefährdet sehen, dürfen Sie auch Lichthupe geben. Dieser Fall ist in Paragraph 16 der Straßenverkehrsordnung (StVO) explizit erwähnt.

Wie verhalte ich mich richtig bei Autofahrern mit extrem hoher Geschwindigkeit?

Bleiben Sie auf der rechten Spur oder machen Sie im Zweifel Platz. Das sollte aber in Ruhe und nicht hektisch geschehen. Sollte es an dieser Stelle eine Geschwindigkeitsbegrenzung geben: Rufen Sie die Polizei.

Was mache ich bei Dränglern?

Auch hier gilt: Ruhe bewahren. Schauen Sie, ob ein Spurwechsel möglich ist und machen Sie die Spur frei.

Was sollte ich bei einer Falschfahrer-Meldung beachten?

Der ADAC hat einige Tipps zusammengestellt, wie man sich bei einer Falschfahrer-Meldung verhalten soll. Dazu gehören: Eine reduzierte Geschwindigkeit, das Einschalten des Warnblinkers und das Fahren auf dem rechten Fahrstreifen. Zudem sollte man nicht Überholen und ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Auto einhalten. Im Zweifel hilft es auch, den nächsten Parkplatz anzufahren oder auf den Seitenstreifen auszuweichen.

Wie reagiere ich, wenn ich versehentlich selbst falsch aufgefahren - also ein Falschfahrer - bin?

Der ADAC empfiehlt, sofort das Licht und die Warnblinkanlage einzuschalten und direkt an den Fahrbahnrand zu fahren. Das Auto sollte direkt an der Schutzplanke abgestellt werden. Danach ziehen Sie sich ein Warnweste an, steigen vorsichtig aus und warten hinter der Schutzplanke. Rufen Sie dann die Polizei unter dem Notruf 110. Auf keinen Fall sollten Sie versuchen zu wenden.

Mehr als 1.800 Falschfahrer-Meldungen

Im Übrigen gab es laut ADAC in ganz Deutschland im Jahr 2021 mehr als 1.800 Falschfahrer-Meldungen im Radio. Durch Falschfahrer und Falschfahrerinnen gab es 83 Unfälle auf Autobahnen bei denen Menschen verletzt wurden. 24 Menschen kamen ums Leben. Die meisten Meldungen gab es in Bayern (353) und Nordrhein-Westfalen (335). Baden-Württemberg lag mit 170 Falschfahrer-Meldungen hinter Niedersachsen (195) und Hessen (181) auf Platz fünf.

Drei von vier Geisterfahrern sind Männer

Kurios: Im August und Dezember 2021 gab es laut ADAC die meisten Meldungen, in März und Mai des Jahres waren es die wenigsten. Zwei von fünf Fällen gab es am Wochenende. Am Abend und in der Nacht ist die statistische Wahrscheinlichkeit am höchsten einem Falschfahrer zu begegnen. Und: Laut ADAC sind drei von vier Geisterfahrern Männer.

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