Zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken: Das Wetter in BW war 2022 geprägt von Rekorden. Auch an Silvester rechnen Experten mit Höchstwerten.
Das Wetter in Baden-Württemberg ist 2022 zumindest gefühlt in alle Extreme gegangen. Eine vorläufige Wetterbilanz für das gesamte Jahr hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Freitag vor Silvester gezogen. Dieser Bilanz zufolge war 2022 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Insgesamt ergab sich nach DWD-Berechnungen eine Jahresmitteltemperatur von 10,9 Grad Celsius.
Auch an Silvester rechnen die Wetterexperten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Teilen Baden-Württembergs mit einer Rekordwärme von bis zu 23 Grad. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagte ein DWD-Meteorologe am Freitag der Deutschen Presseagentur. Solche Temperaturen an Silvester seien schon sehr bemerkenswert. Der milde Jahresabschluss passt damit auch zum gesamten Jahr.
Die Wetterreporterinnen und -reporter der Landesschau Baden-Württemberg waren das ganze Jahr über unterwegs:
Mit 2.185 Stunden erreichte auch die Sonnenscheindauer einen Rekordwert, wie der DWD am Freitag in Offenbach mitteilte. Im Ländervergleich war Baden-Württemberg damit das sonnigste Bundesland. Der Sommer war laut DWD aber nur der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die abschließende Auswertung aller Stationsdaten soll Anfang Januar erfolgen. Ein vorläufiger Überblick über das Jahr 2022:
- Jahresbeginn und Frühling: Launischer April
- Sommer: Zu heiß und zu trocken
- Herbst: Alles andere als durchschnittlich
- Winter: Auf Schneechaos folgt warmes Jahresende
Jahresbeginn und Frühling: Launischer April
Das Jahr 2022 begann laut DWD mit einem viel zu milden Winter. Kälte und Schnee zogen sich ins höhere Bergland zurück und wurden vom sonnigsten März seit Beginn der Messungen verdrängt. Das als launisch bekannte Aprilwetter zeigte sich in diesem Jahr aber besonders deutlich: Teils gab es Frost, aber gebietsweise auch schon den ersten Sommertag. In Meßstetten im Zollernalbkreis wurde laut DWD mit minus 14,6 Grad Celsius die kälteste Temperatur in einem April in Baden-Württemberg gemessen. Die bislang niedrigsten Werte hatte der DWD am 13. April 1986 mit minus 13,7 Grad Celsius am Feldberg verzeichnet.
Anzeichen auf einen heißen Sommer sandte schließlich der Mai: Es wurde erstmals die 30-Grad-Marke geknackt.
Der Sommer: Zu heiß und zu trocken
Im Sommer hatten Hitzeperioden die Menschen fest im Griff. Die hohen Temperaturen machten sich auch auf dem Bodensee bemerkbar. Vor den Gemeinden Eriskirch und Langenargen breitete sich im August ein riesiger Algenteppich aus. Wegen des Niedrigwassers im See lagen zudem Boote auf dem Trockenen.
Laut DWD summierte sich der Niederschlag nach vorläufigen Berechnungen von Anfang Juni bis Ende August auf 190 Liter pro Quadratmeter. Das waren über hundert Liter weniger als im vieljährigen Mittel. Trotz dieser relativen Trockenheit aber sei Baden-Württemberg im Vergleich mit den anderen Bundesländern auf dem zweiten Platz der nassesten Regionen nach Bayern (205 Liter) gewesen.
Die Folgen der Dürre sieht man auch beim Grundwasser: Schon im Juli wurden nach Angaben der Karlsruher Behörde vielerorts in Baden-Württemberg die niedrigsten Werte seit 30 Jahren erreicht.
Als heiß und deutlich zu trocken hatte die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) den Sommer 2022 eingestuft. "Um das ganz deutlich zu sagen: Es ist keine Ausnahmesituation", hatte LUBW-Präsident Ulrich Maurer betont. Der Klimawandel sei da und nicht zu leugnen.
Mit 20,1 Grad war der Sommer in Baden-Württemberg den Angaben zufolge nach 2003 der zweitwärmste. Der Mittelwert der Referenzperiode von 1961 bis 1990 beträgt 16,2 Grad. Allein der August sei mit 20,7 Grad nach 2003 der zweitwärmste seit 1881 gewesen. In der Oberrheinregion zeigten die Thermometer mancherorts täglich 25 Grad und mehr, an bis zu 21 Tagen etwa in Waghäusel (Kreis Karlsruhe) sogar Werte ab 30 Grad.
Der Herbst: Alles andere als durchschnittlich
Der Herbst in diesem Jahr war ersten Auswertungen zufolge der zweitwärmste in Baden-Württemberg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Mit einer Durchschnittstemperatur von 11,2 Grad lag er laut DWD deutlich über dem Mittelwert der internationalen Referenzperiode 1961 bis 1990 von 8,5 Grad.
Auch die Sonne schien mit 358 Stunden mehr als im Mittel (344 Stunden). Allerdings regnete es laut DWD auch mehr: 262 Liter Niederschlag fielen in diesem Jahr. Im Mittel der Vorjahre waren es nur 219 Liter. Utzenfeld im Landkreis Lörrach hatte mit 86 Liter pro Quadratmeter am 14. Oktober dieses Jahres den deutschlandweit höchsten Niederschlag.
"Ursache war vor allem der wärmste Oktober und auch der November drehte das Thermostat hoch", teilte der DWD mit. Der Oktober war mit durchschnittlich 13,2 Grad sogar der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen seit 1881. "Wir haben einen Oktober erlebt, dessen Temperaturen eher dem hierzulande typischen Mai entsprechen. Wieder ein Blick in unsere Klimazukunft", so der DWD. Mit 28,7 Grad wurde die höchste Temperatur im Oktober im südbadischen Müllheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) gemessen.
Der Winter: Auf Schneechaos folgt warmes Jahresende
Dem wärmsten Oktober und milden November schloss sich eine eisige erste Dezemberhälfte an, die ganz Baden-Württemberg in Schach hielt. Durch Glatteisunfälle etwa gab es zahlreiche Verletzte und hohe Sachschäden.
Weiterhin keine Entwarnung in BW Wintereinbruch: Glatteisunfälle und gesperrte Straßen
Der Winter hat BW mittlerweile im Griff. Erste Bilanz der Polizei: Zahlreiche Verletzte und ein Schaden in Millionenhöhe. Zunächst allerdings keine Entwarnung: Es bleibt glatt.
In den letzten beiden Dezemberwochen wurde es im Land jedoch nahezu frühlingshaft. An den Weihnachtsfeiertagen stiegen die Temperaturen lokal auf bis zu über 16 Grad Celsius - von weißer Weihnacht konnten die Menschen im Land also nur träumen. Um den Jahreswechsel soll es nun sogar noch wärmer werden. Der DWD rechnet für Baden-Württemberg mit einer Rekordwärme von bis zu 23 Grad - aber auch mit stürmischen Wetter. Auf dem Feldberg kann es sogar zu orkanartigen Böen kommen.