Wie könnte ein Verbrecher oder eine Verbrecherin bei der Tat vorgegangen sein? Das kann das Landeskriminalamt nun durch den Einsatz der sogenannten CAVE-Technik herausfinden.
Blutspuren am Tatort oder das Projektil einer Schusswaffe: Solche Hinweise an Tatorten können die Ermittlerinnen und Ermittler in Baden-Württemberg mit moderner Technik auswerten. Das Landeskriminalamt (LKA) hat zusammen mit Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Montag in Stuttgart die sogenannte CAVE-Technik (Cave Automatic Virtual Environment) vorgestellt. Mit dieser Technik können sie nicht nur Täterinnen und Täter finden, sondern auch relevante Hinweise für einen Prozess liefern. Das LKA arbeitet damit seit Ende 2021.
Simulation des Tatgeschehens
Bei der "CAVE"-Technik wird ein Tatort mithilfe eines 3D-Laserscanners quasi messtechnisch konserviert und zu einer virtuellen Umgebung, wie LKA-Experte Stefan Knapp erklärt. Später können die verschiedenen Experten mit Virtual-Reality-Brillen (VR) eine besondere Tatort-Begehung machen. Mithilfe reeller Messdaten vom Tatort und VR-Brillen lasse sich ein Tatgeschehen beispielsweise aus Sicht des Täters oder des Opfers simulieren.
Bei so einer virtuellen Begehung können Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen gemeinsam den Tatort erneut anschauen - etwa Sachverständige für Schusswaffen und Blutspurenverteilungsbilder. Das funktioniere im Zweifel auch noch Jahre nach einem Verbrechen, zum Beispiel wenn sich plötzlich ein Zeuge meldet.
"Quantensprung" in forensischer Arbeit
Der Einsatz der "CAVE"-Technik beim LKA sei bundesweit einmalig, sagte Landesinnenminister Strobl (CDU) bei einer Präsentation der Technik. Die Technologie sei ein "Quantensprung" in der forensischen Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler. Was in der Ermittlerarbeit noch sehr selten ist, ist in anderen Bereichen schon deutlich weiter verbreitet. So kommt die CAVE-Technik beispielsweise in der Autoindustrie oder in der Stadtplanung zum Einsatz.
Seither sei die Technik bei nahezu allen Kriminaldelikten zum Einsatz gekommen, sagte Knapp. So beispielsweise auch beim Amoklauf in Heidelberg im Januar 2022 oder als ein mutmaßlicher "Reichsbürger" aus Boxberg im Frühjahr 2022 auf Polizisten schoss.