Der Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg zeigt sich in diesem Jahr leicht erholt. Und doch sind noch etliche Stellen für Azubis unbesetzt.
Für einige der neuen Auszubildenden in Baden-Württemberg war schon am 1. August Starttermin, für viele Azubis beginnt ihre Ausbildung am 1. September. Zuletzt fehlten aber in vielen Betrieben nach wie vor Bewerber. Nach Angaben des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums waren Ende Juli noch knapp 35.000 von landesweit 75.000 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt.
Mehr junge Menschen beginnen eine Ausbildung
Die bisher verfügbaren Zahlen deuteten aber zumindest im Jahresvergleich auf eine Erholung auf dem Ausbildungsmarkt hin, so das Ministerium. So habe es 2023 etwas mehr Bewerber gegeben als im Vorjahr und bislang seien auch bereits mehr Ausbildungsverträge geschlossen worden. Die Chancen für junge Menschen auf einen Ausbildungsplatz seien durch die vielen unbesetzten Stellen aber hervorragend. Viele Betriebe suchten händeringend neue Talente und würden selbst nach dem ersten September noch Auszubildende einstellen.
Vor allem die Corona-Pandemie habe für einen großen Knick im Ausbildungsmarkt gesorgt, der auch heute noch spürbar sei. Das zeigt auch deutlich eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammern: Demnach fiel es Industrie und Handel in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren zunehmend schwerer, alle Ausbildungsplätze zu besetzen. 49 Prozent der Unternehmen fanden 2022 nicht für alle angebotenen Plätze einen Azubi. Vor der Corona-Pandemie hatte diese Zahl noch bei 30 Prozent gelegen.
Junge Menschen tun sich schwer mit Orientierung am Arbeitsmarkt
Laut Wirtschaftsministerium gebe es außerdem immer weniger Schulabgänger. Vielen jungen Menschen falle es schwer, eine berufliche Perspektive für sich zu entwickeln oder einen passenden Ausbildungsplatz zu finden.
Umfrage zum Ausbildungsjahr 2022 Industrie und Handel in BW: Immer weniger lassen sich ausbilden
Im vergangenen Jahr konnte fast jedes zweite Unternehmen in BW seine Ausbildungsstellen nicht voll besetzen. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Branchen.
Entsprechend wichtig seien Zuwanderung und die Integration von Geflüchteten in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Rund ein Viertel der Azubis habe aktuell einen Migrationshintergrund. Das Land wolle sich auch weiter dafür einsetzen, dass Geflüchtete eine Perspektive am Ausbildungsmarkt bekommen.
Viele freie Stellen in Handwerk, Gastronomie und Handel
Allein in den Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern in Baden-Württemberg seien noch gut 3.100 Ausbildungsplätze übrig, so der Präsident von Handwerk BW, Rainer Reichhold. Ganz speziell in den "Klima-Gewerken", also den Gewerken, die sich mit den Themen der Klimawende wie beispielsweise Heizungen oder Photovoltaik beschäftigen, werde viel gesucht. So auch in der Baubranche insgesamt.
Auch die Industrie- und Handelskammern verzeichnen noch viele offene Stellen. Rund 5.000 Azubis würden in der Lehrstellenbörse für Baden-Württemberg noch gesucht, teilte die zuständige IHK Stuttgart mit. Fast in allen Berufen seien noch Plätze zu besetzen. Besonders Kaufleute würden vielfach gesucht. Die größten Probleme, an Azubis zu kommen, hatte laut IHK-Umfrage zuletzt das Gastgewerbe.
Hilfe bei der Berufsorientierung finden Interessierte oder deren Eltern zum Beispiel online bei den Industrie- und Handelskammern oder den Handwerkskammern. Darüber hinaus gibt es oft auch die Möglichkeit, sich per Telefon oder Mail beraten zu lassen.