Führerschein abgeben: Wie spreche ich das Thema gegenüber Senioren behutsam an

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Was, wenn die Eltern oder Großeltern im Straßenverkehr nicht mehr klarkommen, aber den Führerschein nicht abgeben wollen. SWR4-Psychologin Felicitas Heyne gibt Tipps.

Im Alter lässt die Sehfähigkeit, das Gehör und die Reaktionsfähigkeit langsam nach. Die Fahrtüchtigkeit älterer Menschen im Straßenverkehr ist dann irgendwann nicht mehr gegeben. Es treten erste Warnzeichen auf, Knöllchen häufen sich, es passieren Unfälle oder Beinahe-Unfälle und dann wird es kritisch. Die Senioren versuchen sich dann anzupassen, ihre Defizite zu kompensieren, indem sie zum Beispiel nur noch tagsüber das Auto nutzen. Oder sie blenden die Probleme beim Autofahren einfach aus.

Doch wie überzeugt man dann die eigenen Eltern, dass es besser wäre, sich nicht mehr hinters Steuer zu setzen? SWR4-Psychologin Felicitas Heyne mahnt, in solchen Situationen respektvoll mit den Senioren umzugehen.

"Auf keinen Fall sollte man dem anderen das Gefühl geben, dass man ihm nicht mehr zutraut, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Damit provoziert man nur reflexartigen Widerstand."

Senioren fahren schon lange Auto. Stellt man plötzlich ihre Fahrkünste infrage, kann das bei manchen eine große Kränkung für das eigene Selbstwertgefühl sein.

Mit Fingerspitzengefühl das Thema Führerschein ansprechen

Fahrtauglichkeit von Senioren: Angehörige sollten einfühlsam mit dem Thema umgehen.

Felicitas Heyne rät Angehörigen, sich zu überlegen: Wie würde es mir in dieser Situation gehen. "Es ist auf jeden Fall richtig, über die eigenen Sorgen und Ängste zu sprechen. Zu sagen: Ich mache mir Sorgen, du könntest einen Unfall haben oder du könntest anderen schaden. "

Der Verlust des Führerscheins ist für viele Senioren gleichbedeutend mit dem Verlust von Unabhängigkeit und Freiheit. Deshalb gehe es darum sich in die Ängste des Gegenübers einzufühlen. Die älteren Menschen hätten meist Angst ohne Führerschein ihre soziale Kontakte nicht mehr pflegen zu können oder sich von geliebten Aktivitäten verabschieden zu müssen. Hinzu käme die Angst anderen zur Last zu fallen.

Aufzeigen, wie man auch ohne Führerschein mobil sein kann

Psychologin Felicitas Heyne rät, mit viel Geduld zu schauen, wie man den älteren Menschen die Ängste nehmen kann, die mit dem Verlust des Führerscheins verbunden sind.

Angehörige sollten Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, wie die Seniorinnen und Senioren auch ohne Führerschein ihr gewohntes Leben weiterführen können. Inwiefern Familie, Freunde und Nachbarn einspringen und Fahrdienste übernehmen können. Auch sollte man abklären wie die Möglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Taxis aussehen.

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SWR