Bundeswehr und Berateraffäre: Melken Berater unsere Politiker?

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Moderator/in
Jens Wolters
Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen

Deutsche Ministerien geben Milliarden für Berater aus, trotz der Berateraffäre bei der Bundeswehr. Ist das eine Gefahr für unsere Demokratie?

Wirtschaftswissenschaftler Thomas Deelmann beschäftigt sich intensiv mit dem Thema "Consulting" in der öffentlichen Verwaltung.

»Nach meinen Recherchen und Berechnungen beschäftigt der Bund heute tagtäglich so viele externe Berater, wie das größte Ministerium Mitarbeiter hat – nämlich rund 2.600.«

Hintergrund dafür sei ein Wandel, sowohl auf der Seite der Berater als auch auf der Seite der Politik:

»Bis vor ein paar Jahren haben große Beratungshäuser gesagt: 'Die Politik, die Verwaltung, der öffentliche Sektor, die beraten wir gar nicht. Das ist ein komisches Geschäft, die sind anders.' Da hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen, von beiden Seiten.«

Berateraffäre: Beschaffungsprobleme bei der Bundeswehr

Jemanden zu beraten, das klingt freundlich, höflich, hilfsbereit. Wenn aber von "Berateraffäre" oder "Berater-Skandal" die Rede ist, dann ist es nicht mehr so angenehm.

»Das allgemeine Bild in der Gesellschaft ist, dass man Berater und Beraterinnen als junge, arrogante Schnösel bezeichnet. Tendenziell sind die jung, kommen von der Uni, […] kleiden sich relativ gut. Das ist das Einzige, was sie vorzeigen können, sie haben ja kein Produkt, das sie mitbringen […], sondern nur das, was sie im Kopf haben oder auf einer PowerPoint Präsentation.«

Allein rund um das Bundesverteidigungsministerium sind zwischen 2013 und 2019 Dinge ans Licht gekommen, die bei der Vergabe von externen Berater-Aufträgen schief gelaufen sind. Dadurch wurde auch die Glaubwürdigkeit aller Beteiligten angekratzt, unter anderem stand Ex-Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen massiv unter Kritik.

»Der Einsatz von Beratern ist grundsätzlich weder gut noch schlecht. Er entgleitet jedoch zusehends und die Kontrolle geht verloren.«

Verteidigungsministerium: Unsummen für Beraterverträge

Die Beratungsfirmen wurden eigentlich geholt, um die Beschaffungsprobleme der Bundeswehr zu lösen, was bis heute allerdings nicht gelungen ist. Mit dieser Thematik hat sich Berater Thomas Deelmann intensiv beschäftigt. Er hat etwa die minutengenauen Protokolle der 40 Sitzungen des Untersuchungsausschusses ausgewertet. Zuvor schon hatte der Bundesrechnungshof 2018 diesen Beraterskandal aufgedeckt, kritisiert und die Aufarbeitung angestoßen.

»Der Einsatz externer Dritter ist für die öffentliche Verwaltung nicht nur mit vielfältigen Risiken für einen wirtschaftlichen und sparsamen Mitteleinsatz verbunden, sondern kann auch die Neutralität und Unabhängigkeit staatlicher Organe gefährden.«

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