8 bis 15 Prozent aller Frauen leiden an Endometriose. Symptome sind u. a. starke Schmerzen. Sylvia Mechsner von der Berliner Charité über Diagnose, Behandlung und einen neuen Selbsttest.
Prof. Sylvia Mechsner leitet das Endometriosezentrum an der Berliner Charité, eines der ersten in Deutschland und Europa.
- Wie entsteht Endometriose?
- Diese Symptome hat Endometriose
- Unfruchtbarkeit als Folge einer Endometriose
- Diagnose und Behandlung der Endometriose
- Selbsthilfegruppen und Hilfe
- Gibt es einen Test für die Diagnose von Endometriose?
- Ratgeber und weitere Informationen zu Endomtriose
Die Gynäkologin hat sich früh in ihrer Karriere auf das Krankheitsbild Endometriose spezialisiert und dafür gekämpft, dass die Erkrankung mehr in den Mittelpunkt ärztlichen Interesses rückt. An der Charité baute sie ein Labor für Grundlagenforschung mit auf. Wäre die Krankheit so unbekannt, wenn auch Männer davon betroffen wären?
Wie entsteht Endometriose?
Die Gebärmutterschleimhaut (medizinisch: "Endometrium") kleidet normalerweise nur die Gebärmutterhöhle aus. Bei einer Endometriose wächst die Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter, z.B. im Bereich der Eierstöcke, der Scheide, der Harnblase oder des Darms. Diese sogenannten "Endometrioseherde" verhalten sich dabei außerhalb genauso wie die Schleimhaut innerhalb der Gebärmutter: Sie wachsen und bluten unter dem Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone.
Diese Symptome hat Endometriose
Hauptsymptom der Endometriose sind Schmerzen, typischerweise während der Menstruation oder beim Geschlechtsverkehr.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Geblähtheitsgefühl während der Menstruation
- Bauchschmerzen unabhängig vom Zeitpunkt der Regelblutung
- Schmerzen im Rücken
- gestörter Zyklus (Zwischenblutungen, längere oder stärkere Blutungen)
- auffallende Müdigkeit und Erschöpfung
- Übelkeit und Erbrechen
- Störungen bei der Blasenentleerung
- erhöhte Infektanfälligkeit, insbesondere während der Monatsblutung
- Blut im Urin
- Blut im Darm
Medizin Endometriose - mehr Forschung für bessere Diagnostik und Therapie
Endometriose betrifft schätzungsweise zehn bis 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter. Bislang ist jedoch kaum etwas über die Ursachen der Krankheit bekannt und wie man sie behandeln kann.
Unfruchtbarkeit als Folge einer Endometriose
Häufig bilden sich aus den Endometrioseherden Zysten, die an den Eierstöcken oder Eileitern die Fruchtbarkeit der Frau beeinträchtigen können. Da Endometrioseherde chronisch vorhanden sein können, leiden viele Frauen unter dauerhaften, teils starken Schmerzen. Immer mehr Influencerinnen teilen in den sozialen Medien ihre persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit und schaffen damit ein Bewusstsein für sie.
Influencerin Anna Adamyan hat elf Kinderwunsch-Behandlungen hinter sich. In der ARD Doku-Reihe "#Kinderwunsch – Einfach schwanger?!" begleitet sie Paare, die ebenfalls alles versuchen. Die Dokumentation ist seit dem 15. März in der ARD Mediathek zu sehen.
Neben den Beschwerden macht den Betroffenen oft zusätzlich zu schaffen, dass ihre Schmerzen als "ist halt so, da können wir nicht helfen" abgetan werden. Sie haben regelrechte und erfolglose Ärzte-Marathons hinter sich und müssen sich teils sogar sagen lassen, dass sie sich ihre Schmerzen nur einbilden.
Diagnose und Behandlung der Endometriose
Betroffene sollten ein Schmerztagebuch führen, das den Ärzten bei der Erstuntersuchung, der Anamnese, wichtige Informationen gibt. Eine Bauchspiegelung hilft bei der Diagnose, gleichzeitig kann auch wucherndes Gewebe entfernt werden.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind eine Hormon- und Schmerztherapie, aber auch die Umstellung der Ernährung kann sich positiv auswirken. Heilbar ist Endometriose bis heute nicht.
Selbsthilfegruppen und Hilfe
Mittlerweile hat sich im Internet eine breite Front an Selbsthilfegruppen, auch in Baden-Württemberg, gebildet. Informationen und Beratung gibt es außerdem bei der Stiftung Endometriose-Forschung und der deutschen Endometriose-Vereinigung. Auch in den sozialen Medien teilen immer mehr Betroffene ihre Erfahrungen, z. B. über die Hashtags #endokämpferinnen und #endofighter.
Gibt es einen Test zur Diagnose?
Prof. Sylvia Mechsner will Betroffenen helfen, den richtigen Arzt oder einen Weg aus der Schmerzspirale zu finden. Sie zeigt, welche Möglichkeiten die Medizin und Naturheilkunde zur Therapie haben. Betroffenen Frauen will sie Mut machen, aktiv gegen die Krankheit anzugehen.
Welche Therapiemöglichkeiten es gibt, ob Tests wie z.B. ein neuartiger Speicheltest bei der Diagnose der Krankheit helfen können und wie das Bewusstsein für Endometriose auch bei Ärzten verbessert werden kann, darüber spricht Prof. Sylvia Mechsner in SWR1 Leute.
People Are People SWR1 Leute
Zwei Stunden Zeit für ein Gespräch mit Menschen, die im Mittelpunkt stehen, die Herausragendes leisten oder einfach eine spannende Lebensgeschichte haben.