Der Politikwissenschaftler Tareq Sydiq verrät in SWR1 Leute, wie sich die Art zu protestieren verändert hat und wie aus Protestwählern Überzeugungswähler werden können.
Neue Art der Proteste in Deutschland
Wenn Landwirte und Bauern mit unzähligen Traktoren ganze Städte und Verkehrsknoten lahmlegen, eine kleine Lokführergewerkschaft mehrere Tage den gesamten Bahnverkehr stoppt oder sich Klimaaktivisten auf dem Rollfeld eines Flughafens festkleben, sorgt das für viel Aufsehen. Es ist eine neue, radikalere Art des Protestes, die wir in den letzten Jahren immer wieder erleben. Doch der Protestforscher Tareq Sydiq sagt:
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Kaum einer polarisiert wie Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft GDL: Für die Einen ist er ein Wichtigtuer, für die Anderen ein Kämpfer, der sich für seine Leute einsetzt.
Protest entsteht nach großer Empörung
Empörung spielt eine große Rolle bei der Entscheidung, bei einer Protestaktion mitzumachen. Auf der individuellen Ebene müsse mir das Thema sehr wichtig sein, sagt Tareq Sydiq. Außerdem spiele es eine Rolle, ob Menschen aus meinem Umfeld protestieren gehen oder ich genügend Menschen kenne, die ähnlich fühlen. Für die ganz großen Proteste sorgen oft Momente der Empörung. Aber:
Protest führt nicht immer zum eigentlichen Ziel
Protest sorgt auch nicht unbedingt dafür, dass man sein Ziel schnell erreicht. Manchmal sind es auch andere Dinge, wie die Abwahl einer Regierung, die auf dem Protest beruhen können.
Weltweite Proteste
Auch international haben sich die Proteste verändert: Der sogenannte arabische Frühling erfasste ab 2011 fast den gesamten nahen Osten, in Hongkong protestierten Menschenmassen für die Demokratie. Proteste haben in der Geschichte immer wieder Regime gestürzt, Grenzen geöffnet und Rechte erkämpft. Oft genug blieben sie aber auch erfolglos oder bewirkten gar eine Verschlechterung der Umstände.
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Gilda Sahebi gibt den Menschen ihres Heimatlandes Iran eine Stimme. Seit dem Tod von Jina Mahsa Amini, die von der Sittenpolizei verhaftet wurde, gibt es Proteste.
Tareq Sydiq erforscht die neue Protestkultur
Der Politikwissenschaftler Dr. Tareq Sydiq erforscht am Zentrum für Konfliktforschung der Universität Marburg die Protestkultur. Er hat weltweite Proteststrategien untersucht und die Nebenwirkungen analysiert. In SWR1 Leute haben wir mit ihm darüber gesprochen, wie sich die Art zu protestieren verändert hat, warum nicht alle Protestbewegungen über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und wie aus Protestwählern Überzeugungswähler werden.
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