Politikwissenschaftler Tareq Sydiq

Bauernproteste, Klimakleber, Protestwähler: So verändert eine neue Protestkultur die Gesellschaft

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Moderator/in
Nabil Atassi
Moderator Nabil Atassi aus dem SWR1 Team. Zu hören in der Talk-Sendung SWR1 Leute - immer 2 Stunden für einen Gast mit interessanten Themen.

Der Politikwissenschaftler Tareq Sydiq verrät in SWR1 Leute, wie sich die Art zu protestieren verändert hat und wie aus Protestwählern Überzeugungswähler werden können.

Neue Art der Proteste in Deutschland

Wenn Landwirte und Bauern mit unzähligen Traktoren ganze Städte und Verkehrsknoten lahmlegen, eine kleine Lokführergewerkschaft mehrere Tage den gesamten Bahnverkehr stoppt oder sich Klimaaktivisten auf dem Rollfeld eines Flughafens festkleben, sorgt das für viel Aufsehen. Es ist eine neue, radikalere Art des Protestes, die wir in den letzten Jahren immer wieder erleben. Doch der Protestforscher Tareq Sydiq sagt:

Wenn ich wirklich versuche, langfristig etwas zu bewirken, ist friedlicher Protest in der Regel erfolgreicher.

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Protest entsteht nach großer Empörung

Empörung spielt eine große Rolle bei der Entscheidung, bei einer Protestaktion mitzumachen. Auf der individuellen Ebene müsse mir das Thema sehr wichtig sein, sagt Tareq Sydiq. Außerdem spiele es eine Rolle, ob Menschen aus meinem Umfeld protestieren gehen oder ich genügend Menschen kenne, die ähnlich fühlen. Für die ganz großen Proteste sorgen oft Momente der Empörung. Aber:

Ich kann nicht dauerhaft empört sein. Dieser Empörungsmoment ist immer ein Moment, und so ein Moment vergeht wieder. Es gibt bestimmt Leute, die ein Jahr oder zwei Jahre lang empört sind, aber bei dieser großen Masse, das kann sich nicht aufrechterhalten über einen langen Zeitraum.

Protest führt nicht immer zum eigentlichen Ziel

Protest sorgt auch nicht unbedingt dafür, dass man sein Ziel schnell erreicht. Manchmal sind es auch andere Dinge, wie die Abwahl einer Regierung, die auf dem Protest beruhen können.

Es ist nicht einfach so eine Gleichung 'Ich stecke Protest rein und ich kriege ein politisches Ergebnis raus'. Sondern oft scheitert Protest in seinem Hauptanliegen, schafft dann aber Effekte auf einer ganz anderen Ebene.

Weltweite Proteste

Auch international haben sich die Proteste verändert: Der sogenannte arabische Frühling erfasste ab 2011 fast den gesamten nahen Osten, in Hongkong protestierten Menschenmassen für die Demokratie. Proteste haben in der Geschichte immer wieder Regime gestürzt, Grenzen geöffnet und Rechte erkämpft. Oft genug blieben sie aber auch erfolglos oder bewirkten gar eine Verschlechterung der Umstände. 

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Tareq Sydiq erforscht die neue Protestkultur

Der Politikwissenschaftler Dr. Tareq Sydiq erforscht am Zentrum für Konfliktforschung der Universität Marburg die Protestkultur. Er hat weltweite Proteststrategien untersucht und die Nebenwirkungen analysiert. In SWR1 Leute haben wir mit ihm darüber gesprochen, wie sich die Art zu protestieren verändert hat, warum nicht alle Protestbewegungen über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und wie aus Protestwählern Überzeugungswähler werden.

Deutschland ist eines der Länder, in denen weltweit mit am meisten protestiert wird. Sehr viele Menschen waren schon mal auf einem Protest.

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