GDL Chef Claus Weselsky: Der Mann, der mit Lokführer-Streiks ganz Deutschland lahmlegte

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Moderator/in
Nabil Atassi
Moderator Nabil Atassi aus dem SWR1 Team. Zu hören in der Talk-Sendung SWR1 Leute - immer 2 Stunden für einen Gast mit interessanten Themen.

Kaum einer polarisierte wie Claus Weselsky: Mehrmals hatte er mit Streiks seiner Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ganz Deutschland lahmgelegt. Jetzt geht er in Rente.

Kaum einer hat mit Streiks so polarisiert wie Claus Weselsky

Für die Einen ist er ein Wichtigtuer und Egoman, für die Anderen einer, der sich nicht einschüchtern lässt – ein Kämpfer, der sich einsetzt für seine Leute. Jetzt geht Claus Weselsky, der zeitweise sicher zu den Unbeliebtesten im Land gehörte, in Rente.

Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner würden lieber auch ohne Streik auskommen und mit dem Arbeitgeber Deutsche Bahn verhandeln und zu Tarifergebnissen kommen, wie mit anderen Firmen auch, nämlich ohne Auseinandersetzungen, im Frieden in einer Sozial- und Tarifpartnerschaft, aber das war uns nie vergönnt.

Laut Weselsky war Privatisierung der Deutschen Bahn falsch

Claus Weselsky macht deutlich, was er vom Management der Deutschen Bahn hält. Schon die Privatisierung war laut dem Gewerkschaftler eine Fehlentscheidung.

Allein wenn Sie sehen, was heute das Thema Eisenbahn uns bietet: Wir sind bei 50 Prozent Pünktlichkeit angekommen. [...] Das ist ein Desaster, das verursacht wird von Missmanagement. Und von daher ist die Privatisierung der Deutschen Bahn die Geschichte eines kolossalen Scheiterns.

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Weselsky: Für Streik ist auch die Bahn verantwortlich

Und Weselsky betont: zu einem Streik gehören immer zwei. Laut ihm ducke sich die Bahn weg, es wirke als sei nur die Gewerkschaft für die Streiks verantwortlich. Teilweise sei in Deutschland aus seiner Sicht sogar "Gewerkschaftsbashing" betrieben worden.

Weil – und das ist das eigentlich Entscheidende – in der öffentlichen Berichterstattung kommt nicht zum Vorschein, dass die Bahn mindestens mal 50 Prozent der Auseinandersetzung mitzutragen hat, sie ist genauso in der Verantwortung wie wir.

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Das hat Claus Weselsky für Lokführer:innen der GDL erreicht

Die Verhandlungsergebnisse von Claus Weselsky konnten sich zuletzt sehen lassen. Bei der letzten Tarifeinigung der GDL mit der Bahn im März 2024 gab es für die Lokführer:innen mehr Lohn, weniger Wochenarbeitszeit und mehr Flexibilität. Nicht zuletzt deshalb genießt Claus Weselsky bei den Gewerkschaftsmitgliedern einen exzellenten Ruf.

Gewerkschaftspolitik ist auch Politik. Und da steckt ein guter Gewerkschaftspolitiker in mir, weil es mir gelungen ist, unsere Kolleginnen und Kollegen mitzunehmen, sie zu vereinen auf Ideen, sie zu vereinen auf Zielen und mich nie ausufernd zu äußern, wenn in China ein Sack Reis umfällt, sondern sich zu konzentrieren auf die wirklich wichtigen Dinge in einer Gewerkschaft: Verbesserung von Arbeitszeiten und Einkommen.

GDL-Chef Claus Weselsky im Ruhestand

Wenn er geht, möchte er etwas hinterlassen und arbeitet an neuen Konzepten zur Stärkung der Arbeitnehmerrechte. Welche das sind, was den Mann aus der Nähe von Dresden antreibt und warum die Kenntnis seiner Biographie essentiell wichtig ist, um seine Streitkultur und Motivation zu verstehen, darüber haben wir mit Claus Weselsky in SWR1 Leute gesprochen.

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