Michael Bamberg ist Vorreiter im Kampf gegen Prostatakrebs, Brustkrebs und Hirntumore

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Wo stehen wir im Kampf gegen Prostatakrebs, Brustkrebs und Hirntumore? Michael Bamberg, ehemaliger Chef der Uniklinik Tübingen und Vorreiter bei der Krebstherapie, zieht Bilanz.

Vor 30 / 35 Jahren war die Strahlenmedizin eher auf Palliatie, auf die Linderung von Schmerzen, ausgerichtet. Einen Heilungsansatz gab es nur bei einigen Tumorarten. [...] Heute sind 50 Prozent aller geheilten Tumorpatienten mit Strahlentherapie behandelt worden. 

Mitte 2023 ging Prof. Michael Bamberg mit 75 Jahren in Rente. Wohl kaum einer hat im Universitätsklinikum in Tübingen so viele Spuren hinterlassen wie der Radioonkologe. 1988 wurde er als Professor für Radioonkologie, also Strahlentherapie, an die Eberhard Karls Universität in Tübingen berufen und leitete die Klinik bis 2012, bis 2023 dann als Ärztlicher Direktor das gesamte Universitätsklinikum, eines der führenden Universitätskliniken in Deutschland.

In einer Zeit, in der sich die Strahlentherapie bei Krebserkrankungen entscheidend weiterentwickelt hat, trieb Michael Bamberg Innovationen voran und forschte unter anderem zu Prostatakrebs, Brustkrebs und Hirntumoren.  

Man konnte damals das gesunde Gewebe, das um den Tumor liegt, nicht schonen. Heute sind wir bei unter einem Millimeter. Die Nebenwirkungsrate ist massiv gesunken.

Deutlich weniger Nebenwirkungen bei der Tumor Bestrahlung

Ein Beispiel: die Behandlung von Prostatakrebs. In Tübingen hat man dazu einen Kernspintomographen mit der Strahlentherapie gekoppelt. Mit ihm kann man ganz genau sehen, wo die Prostata liegt. Jeden Tag wird damit die Bestrahlung erneut genau kalibriert. Die Nebenwirkungen seien durch diese deutlich gezieltere Bestrahlung massiv zurückgegangen, so Bamberg. Sein Appell:

Männer sollten viel häufiger zur Vorsorge gehen: Nur 17 / 18 Prozent der Männer gehen zur Vorsorge. Diejenigen, die eine Familiengeschichte mit Prostatakarzinomen haben, sollten schon mit 40 zur Vorsorge.

Natürlich gebe es immer noch Nebenwirkungen durch die Strahlentherapie. Bei der radikalen Operation sei das Risiko einer Impotenz allerdings deutlich höher. Und: Die Heilungsquoten in frühen Stadien, wenn der Tumor auf die Protasta begrenzt ist, lägen bei 95 Prozent – eine "sehr sehr hohe" Heilungsquote.

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Bei Lungenkrebs, ergänzt Bamberg, werde auch nicht mehr sofort operiert. Es werde sogar darauf geachtet, dass die Bestrahlung die Bewegung des Körpers mitmacht, wenn der Patient atmet. Zuversichtlich ist Bamberg auch, was die Zukunft der Krebstherapie angeht:

Wir haben in der Onkologie eine Revolution, was die medikamentöse Behandlung von Krebs angeht. Die Zukunft liegt darin, dass man die Therapieform der DNA-Sequenzierung weiter nach vorne bringt. Heute werden von 100 Patienten mit Darmkrebs alle gleich behandelt. Bei einigen spricht die Therapie gut an, bei anderen nicht. Durch die DNA-Aufschlüsselung wird genau sichtbar, was funktioniert und was nicht.

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Er [Lauterbach] ist schon auf dem richtigen Weg. Er hat eine gute Komission, die ihn berät, mit wirklich guten Experten. Die Umsetzung ist nicht einfach. Es ist einfach ein Jurassic Park, ein Dschungel [...] Aber wir müssen das tun. Wir haben zu viele strukturelle Probleme.

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Einer der Hauptpfeiler, auf denen die Krankenhausreform basiert, ist der Abbau kleinerer Kliniken. Vieles, was in kleineren Häusern ambulant behandelt würde, wäre besser in größeren Krankenhäusern angesiedelt, meint auch Bamberg: in Kliniken, die Spezialisten auf dem entsprechenden Gebiet seien. Die Schließung kleinerer Kliniken sei aber nur möglich, wenn sich die Bevölkerung weiter gut versorgt sieht.

Tatsache ist, dass wir insgesamt zu viele Krankenhäuser haben. Pro 1.000 Einwohner haben wir sechs Betten, die Franzosen haben 3,2 und die Italiener 2,6. Wir sind völlig überdimensioniert mit kleinen Krankenhäusern, wo auch viele Therapien gemacht werden, die in größere Häuser gehören. Wenn wir die Krankenhausdichte verringern, muss die ambulante Versorgung mit Notärzten und Co. gewährleistet sein. Die Bevölkerung muss das Gefühl haben, gut versorgt zu sein, auch auf dem Land.

Krankenhausreform könnte auch die Pflege verbessern

Auch die Probleme in der Pflege treiben Prof. Bamberg um. So sieht er auch dort einen Vorteil in den möglichen Schließungen kleinerer Krankenhäuser. 

Für die Pflege ist eine Menge getan worden. Eine bessere Struktur ist aber auch dort möglich, wenn wir die kleinen Krankenhäuser schließen. Dann ist das Personal von dort wieder verfügbar für die größeren Häuser.

Die Veränderungen im Krankenhausbereich und in der Medizin hat Bamberg stets interessiert verfolgt. So liegt ihm der Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Tübingen sehr am Herzen: Es brauche dort einfach mehr Betten und den geplanten Anbau:

In der Coronazeit sind wir völlig überschwemmt worden von Notfällen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie: bis zu drei am Tag, davon zwei suizidgefährdet.

Der Privatmann Bamberg: glühender Basketball-Fan

Als glühender Fan und Unterstützer fiebert Michael Bamberg übrigens leidenschaftlich bei jedem Spiel der Basketballer der "Tigers Tübingen" mit. Als Vorstandsvorsitzender leidet er buchstäblich bei der Verletzungsmisere der Saison 23 / 24 mit und hofft weiterhin, einen größeren Sponsor für das Team zu finden. Der Weltmeistertitel der Basketball Nationalmannschaft habe Großes geleistet für den Sport – da ist sich Prof. Bamberg sicher.

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