Regisseur Joachim A. Lang und Historiker Thomas Weber erzählen in SWR1 Leute, wie ihr Film "Führer und Verführer" über Joseph Goebbels als Reichspropagandaleiter unter Adolf Hitler entstand.
Vor rund 80 Jahren geschahen die größten Verbrechen der Menschheit: der Holocaust und der Zweite Weltkrieg. Der Kino-Film "Führer und Verführer" beleuchtet auf bisher nicht gezeigte Weise die Zeit vom sogenannten "Anschluss" Österreichs im März 1938 bis zum Untergang im Führerbunker im Mai 1945. Verhängnisvolle Jahre der Weltgeschichte, die ohne die mächtige Propagandamaschine unter Leitung von Joseph Goebbels nicht möglich gewesen wären.
So wirken Propaganda und Desinformation auch heute noch
Wie durch Mechanismen der Propaganda die Macht gewonnen und missbraucht wurde, wirkt in Zeiten von Desinformation und Propaganda auf fatale Weise bis heute nach.
Führer und Verführer: mehr als nur das personifizierte Böse
Hitler werde bis heute oft falsch dargestellt, so Lang: als plakativer Dämon oder schreiende Witzfigur. Das Problem: Von solch einer Figur könne man sich leicht distanzieren – das habe die Nachkriegsgeschichte gezeigt, als man die ganze Katastrophe auf eine "Minderheit von genialisch-diabolischen Kräften schieben wollte".
Deshalb gehe es in "Führer und Verführer" darum, Hitler und Goebbels auch als Menschen aus Fleisch und Blut zu zeigen und nicht nur als das personifizierte Böse – nur dann könne man der Gefahr der allzu einfachen Distanzierung von den "größten Verbrechern der Menschheitsgeschichte" begegnen.
Die Mechanismen von Manipulation und Propaganda
Dass Joachim Langs Film und der Versuch, die Mechanismen von Propaganda und Verführung aufzuzeigen, durchaus auch aktuelle Bezüge haben, wurde Anfang Juli 2024 bei der Fußball-EM deutlich. Mit dem Wolfsgruß während des EM-Achtelfinales sorgte der türkische Torschütze Merih Demiral für große Kritik. Der Vorwurf: Er habe damit das Symbol der "Grauen Wölfe", der türkischen Rechtsextremisten verwendet.
Für Historiker Thomas Weber ist das ein Beispiel, wie Symbolik sich einschleichen kann in den Alltag – als "Dog Whistle": Wie eine Hundepfeife, die wir nicht hören, tragen diese Symbole Botschaften, mit denen diejenigen kommunizieren, die um ihre Bedeutung wissen – die anderen machen sie unwissend nach und verbreiten sie so.
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