Andreas Bethke ist als Kind erblindet. Im Alltag muss er auf andere Sinnesorgane vertrauen und setzt sich als Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands für mehr Barrierefreiheit ein.
Nützliche Technik für blinde und sehbehinderte Menschen
Sitze ich im richtigen Bus? Wo finde ich im Supermarkt meinen Lieblingskäse? Für die meisten Menschen sind solche alltäglichen Fragen kein Problem. Aber durchs Leben zu gehen ohne zu sehen, das ist die tägliche Herausforderung für blinde und sehbehinderte Menschen.
Dabei helfen inzwischen eine ganze Reihe von Apps, sagt Andreas Bethke, Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Sie können morgens beim Anziehen beispielsweise die Farbe eines Kleidungsstücks ansagen. Das sei nützlich, "auch wenn es nicht immer perfekt funktioniere und bei gestreifter oder gemusterter Kleidung schwieriger werde".
Bei Alltagsgegenständen wie einem Herd, ist es hilfreich, wenn sich an den Knöpfen erfühlen lässt, welche Temperatur eingestellt ist.
Barrierefreiheit muss besser werden
Damit es Barrierefreiheit gibt, braucht es Regeln, sagt Andreas Bethke. So sollte viel häufiger das "Zwei-Sinne-Prinzip" berücksichtigt werden. Es bedeutet, dass Dinge zum Beispiel nicht nur sicht- sondern auch hör- oder tastbar sind und so die Bedienung zum Beispiel eines Smartphones auch blind möglich ist.
Bis 2022 hätte der ÖPNV in Deutschland barrierefrei werden sollen, erläutert Bethke. Er wünscht sich mehr konkrete Vorgaben für Länder und Kommunen.
Gleiche Bildungsmöglichkeiten für Blinde
Ein angeborener Grauer Star hat bei Andreas Bethke zu Beginn seiner Schulzeit zur Erblindung geführt. Er besuchte ein spezialisiertes Internat und hat Biologie studiert. Als Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes setzt er sich nun für barrierefreie Bildungsangebote ein.
Leider fehle es beispielsweise an verlässlichen Vorschriften, dass digitale Bildungsplattformen der Schulen barrierefrei sein müssen. Gleiches gelte für digitale Schulbücher. Man ringe sehr mit den Kultusministerien darum, dass das ernst genommen wird und es Regelungen gibt, damit blinde und sehbehinderte Menschen weiter Bildungsabschlüsse machen können, so Bethke.
Gesundheit Brille, Laser und OP – Warum wir schlechter sehen und was dagegen hilft
Wer in jungen Jahren viel liest, mit zu geringem Abstand zum Buch oder Bildschirm, erhöht das Risiko kurzsichtig zu werden. Starke Kurzsichtigkeit kann im Alter zu schweren Augenleiden führen.
Hilfe, Austausch und Sichtbarkeit von blinden Menschen
Auf dem Webportal "Blickpunkt Auge" bekommen Menschen Rat und Hilfe bei Sehverlust.
Vom 3. bis 5. Mai 2024 fand in Stuttgart Europas größtes Fest für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen statt – das Louis Braille Festival. Der SWR beteiligte sich am Festival und zeigte beispielsweise eine Tatort-Premiere mit Audiodeskription und acht Stunden Hörfilmkino mit fünf Gesprächsrunden (Übersicht über das Festivalprogramm).
Seit 2006 gibt es die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Dabei geht es um eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Bildung, Freizeit, Beruf etc. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, betont Andreas Bethke.
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Zwei Stunden Zeit für ein Gespräch mit Menschen, die im Mittelpunkt stehen, die Herausragendes leisten oder einfach eine spannende Lebensgeschichte haben.