Kennen Sie die Gelbe Bete oder den Zuckerhut als Gemüse? SWR1 Gartenexpertin Natalie Bauer erklärt, warum diese leckeren Gemüse in Vergessenheit geraten sind und wie Sie trotzdem an diese Spezialitäten kommen.
Industrialisierung ließ Gemüsesorten in Vergessenheit geraten
Schuld daran, dass so viele, eigentlich leckere Gemüsesorten heute nicht mehr im Supermarkt angeboten werden, so Bauer, ist vor allem die Industrialisierung in der Nahrungsmittelindustrie. "Es ist oftmals so, dass die alten Gemüsesorten von den Erträgen her häufig geringer ausfallen."
Ebenfalls problematisch, so die Expertin weiter, sind die Ästhetik und die oft nur kurze Haltbarkeit der Sorten. "Dadurch verschwanden sie aus den Supermärkten und damit natürlich auch aus unserem kulturellen Gedächtnis", erklärt sie.
Vorteile der Gemüse-Oldies
Alte Sorten, wie beispielsweise die Ochsenherztomate sind zwar aus den Supermarktregalen verschwunden, aber im heimischen Garten haben sie viele Vorteile, sagt Bauer. "Die alten Gemüsesorten sind robuster und haben zum Beispiel eine dickere Schale, die dafür sorgt, dass die Schädlinge diese nicht so leicht durchstechen können."
Ebenfalls ein Vorteil alter Sorten, sei, dass die Gemüse-Oldies oft deutlich besser mit Hitze oder Trockenheit umgehen könnten, als aktuelle Züchtungen.
Zuerst war die Gelbe Bete
Ein Beispiel für eine wirklich interessante Sorte, sei die "Gelbe Bete". "Die Gelbe Bete ist eigentlich die Vorläuferin von der Roten Bete", so die Expertin.
Über die Jahrhunderte wurde aber aus gelb rot. Warum? Das ist selbst unserer Fachfrau unklar: "Ob es schönere Farbe war, ob es leckerer war? Ich weiß es nicht." Wer die Gelbe Bete im heimischen Garten ausprobieren möchte, dem empfiehlt unsere Gartenexpertin die Sorte "Wintersonne".
"Der gute Heinrich"
Leider auch nicht mehr auf dem Anbau- und damit auf dem Speiseplan findet sich "Der gute Heinrich". Dabei handelt es sich um eine Staude, die nicht nur wunderbar ins Staudenbeet im Garten passe, sondern die eigentlich ein wirklich leckeres Blattgemüse ergibt.
Dabei kann "Der gute Heinrich" über zwei Meter hoch werden, hat relativ viel Blattmasse und es gibt ihn auch mit schön gefärbtem rotem Laub, so unsere Expertin.
Zuckerhut auf roter Liste
Eine weitere, in Vergessenheit geratene Sorte, so Bauer weiter, ist der Zuckerhut. Der Zuckerhut oder Kristallkopf wird online auch als "rustikaler Chicorée" bezeichnet, ist winterhart und schmeckt nussartig und leicht bitter.
Auch er gehört zu den vielen Sorten, die nicht nur nicht mehr angebaut, sondern sogar bedroht sind, sagt SWR1 Gartenexpertin Natalie Bauer. "Ich rate jedem, einfach mal die rote Liste der heimischen gefährdeten Nutzpflanzen aufzumachen […] und einfach durchzugucken, was da drin steht."
Die rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen wird seit 2009 von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung veröffentlicht.
Vergessene Gemüsesorten in Bioläden
Wer auf der Suche nach vergessenem Gemüse ist, der kann dann doch Glück haben. Ein Beispiel ist die Pastinake, die sich auch bei uns wieder immer größerer Beleibtheit erfreut, so Bauer. "In den regionalen Bioläden oder auch in den biologischen Landwirtschaften, die auch vor Ort verkaufen, findet sich immer mal wieder so ein Schätzchen", rät sie. Wer vergessene Gemüse anbauen möchte, dem bleibt allerdings zu Beschaffung von Saat- oder Pflanzgut zusätzlich eine Online-Recherche.
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