Immer mehr private Anbieter tarnen sich im Internet als offizielle Behörden und kassieren Gebühren für eigentlich kostenlose Dienstleistungen. Die Betrugsseiten sehen oft echt aus.
Wir haben mit Julia Gerhards von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz über diese Betrugsmasche gesprochen.
SWR1: Was für Betrugsseiten gibt es alles?
Julia Gerhards: Sehr häufig suchen Betroffene eigentlich eine Dienstleistung von einer Behörde. Also sie brauchen eine Melderegisterauskunft, einen Auszug aus einem Geburtenregister, einen Handelsregisterauszug oder Ähnliches.
Und dann kommen sie bei ihrer Recherche eben nicht auf die Seiten der zuständigen Stadtgemeinde oder Behörde, wo sie die Dienstleistung kostenfrei oder gegen eine kleine Gebühr erhalten würden. Sondern sie landen bei solchen unseriösen Dienstleistern, die auch häufig ausnutzen, dass Ämter und Behörden im Internet nicht so präsent sind.
SWR1: Das sind also private Anbieter, die vortäuschen, eine Behörde zu sein. Wie clever machen die das?
Gerhards: Sie schreiben natürlich nicht: "Wir sind das Amt für XY", sondern die schreiben einfach: "Hier Melderegister-Auskunft einfach beantragen" und machen dann eben zum einen häufig nicht deutlich, welche Dienstleistungen sie erbringen, und ob sie überhaupt eine wesentliche Dienstleistung erbringen.
Bei manchen dieser Anbieter erhalten Verbraucher nur eine PDF-Anleitung, wie sie es selber machen können. Sie erhalten also gar keine vernünftige Gegenleistung. Die Leistung kann auch darin bestehen, dass die Daten dann an die zuständige Behörde weitergegeben werden. Also eine Leistung, die man auch gar nicht braucht, weil man es einfach hätte selber tun können.
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SWR1: Das Schlimme ist, dass es nicht illegal ist, oder?
Gerhards: Da kommt es eben sehr aufs Detail an. Aber es ist so eine Grauzone und für Verbraucher und Verbraucherinnen einfach fast nicht zu erkennen.
SWR1: Und Sie als Verbraucherzentrale wollen dagegen vorgehen?
Gerhards: Natürlich auf jeden Fall. Wann immer wir wirklich so einen Vorwurf machen können, dass da eine Irreführung stattfindet, dass Verbraucher wirklich aktiv getäuscht werden, werden wir natürlich auch dagegen vorgehen.
SWR1: Wenn man auf eine solche Seite hereingefallen ist, hat man die Chance, sein Geld wiederzubekommen?
Gerhards: Das kommt eben ganz stark darauf an – und das erschwert auch teilweise die Rechtsdurchsetzung. Finde ich überhaupt einen Anbieter, der dahintersteht, der hier in Deutschland ermittelbar ist? Wir kennen das natürlich auch häufig aus dem betrügerischen Bereich, da wird auch über die eigene Identität getäuscht. Und dann wird es schwer, überhaupt eine Person zu finden, die ich dafür haftbar machen kann.
Das Interview führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.
Hier finden Sie mehr Informationen zur Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
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