In Ingelheim wird der Neubau von reinen Einfamilienhäuser-Gebieten eingeschränkt. Ist der Traum vom Eigenheim vorbei? Das sagt Joachim Rind, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.
Einfamilienhäuser sind teuer, kaum noch jemand kann sich in vielen Städten in Rheinland-Pfalz überhaupt noch eins leisten. In Ingelheim sollen in Zukunft möglichst keine neuen Gebiete für den Bau von Einfamilienhäusern mehr ausgewiesen werden. Stattdessen will die Stadt "nachverdichten" und sanieren oder hohe Mehrfamilienhäuser bauen.
Sieht so die Zukunft aus in Sachen Eigenheim? Joachim Rind ist Architekt in Koblenz und Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.
SWR1: Ist diese Einschränkung beim Bau von neuen Einfamilienhäusern in Ingelheim ein Sonderfall oder kommt das jetzt verbreitet in den Städten?
Joachim Rind: Das ist sicherlich noch ein Sonderfall. Aber die Einsicht, dass man mit dem Baugrund sorgfältig umgeht, weil der nicht vermehrbar ist, die ist mittlerweile in sehr vielen Kommunen und Städten angekommen – und das ist auch die richtige Entwicklung.
SWR1: Nachverdichten - was heißt das genau?
Rind: Überall dort, wo Baulücken sind, wo auf Vorsorge Grundstücke vorgehalten werden, denen man keine Nutzung gibt, die sozusagen brachliegen und natürlich auch im Stadtbild unschön sind – da sollte man tatsächlich versuchen, Nachverdichtung zu machen. Es ist in der Tat oft schwer für die Kommunen und Gemeinden, weil dort natürlich Privatrecht herrscht, und niemand kann zum Bauen gezwungen werden.
SWR1: Die Preise für Immobilien gehen zwischen Stadt und Land ziemlich auseinander. Erledigt sich die Stadtplanung irgendwann von selbst, weil sich selbst reiche Menschen dann kein eigenes Wohnhaus mehr in größeren Städten leisten können?
Rind: Das glaube ich nicht. Wichtig ist, dass wir mit dem Bestand arbeiten – auch in den kleinen Orten – dass wir Familien dazu kriegen, auch die Bestandsbauten wieder zu sanieren. Das ist auch viel günstiger, als neu zu bauen auf der grünen Wiese und damit wieder neue Flächen zu versiegeln.
SWR1: In Ingelheim rechnet man damit, dass Einfamilienhäuser von vielen alten Menschen bald frei werden durch Tod oder Heimaufenthalte. Haben die Städteplaner beim demografischen Wandel damals nicht einberechnet, dass Menschen wegen medizinischen Fortschritts inzwischen viel länger leben?
Rind: Es ist natürlich auch schwer. Gleichwohl kann man natürlich sagen, ein Haus mit 120 bis 150 Quadratmetern ist dann gut, wenn man eine Familie hat. Wenn man dann am Ende nur noch zu zweit ist, vielleicht auch nur noch allein, dann ist es keine gute Wohnform. Das Problem ist dabei, dass die Alten, die diese großen Wohnungen nicht mehr brauchen, keine adäquate Lösung für sich gefunden haben, wie man günstig zu wohnen kommt. Da gibt es Gemeinschaftswohnformen, die das möglicherweise auffangen können.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.
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