SWR1 Moderatorin Julia Gehrlein schreibt in ihrer Freizeit gerne Büttenreden und die unterscheiden sich gar nicht so sehr von anderen Reden. Sie erklärt, worauf es ankommt, um das Publikum für sich zu gewinnen.
SWR1: Welche Voraussetzungen gelten allgemein für eine gute Rede?
Julia Gehrlein: Als erstes Mal – Vorbereitung ist alles. Zuerst sollte man die Rahmenbedingungen klären. Ist eine Rede gewünscht? Wie lange darf sie dauern? Ich würde jetzt sagen, bei Familienfesten – oder im Freundeskreis – nicht länger als fünf bis sieben Minuten. Also, zwei bis drei DIN A4 Seiten und Schriftgröße 14. Es gibt ja nichts Schlimmeres als zu lange Reden, gerade wenn man vielleicht nicht der einzige Redner an dem Abend ist.
Dann kann man die Rede in drei bis vier Abschnitte aufteilen. Vorne die Begrüßung und persönliche Ansprache an z.B. den Jubilar und die Gäste. Dann können sie gerne erklären, warum sie jetzt diese Rede hier halten möchten und warum sie dafür die richtige Person sind. Ich finde es immer schön, wenn man dazu eine netten Anekdote aus dem Leben schildert. Dann kommt die Rede selbst und zum Schluss dann noch ein versöhnliches Ende mit einem Fazit oder Ausblick.
SWR1: Über was redet man denn am besten?
Gehrlein: Das ist das Schwierigste, sich da zu entscheiden und da steckt die meiste Vorbereitung drin. Erstmal wirklich nachdenken: Was will ich mit meiner Rede eigentlich bezwecken? Eine Rede halten, nur weil man das halt so macht, finde ich verkehrt. Ich will als Gast etwas authentisches und was persönliches hören und nicht nur blabla, sonst wird’s schnell unruhig oder alle gehen aufs Klo.
Daher nehmen wir zum Beispiel einen Geburtstag. Sie sollten überlegen, was verbindet mich mit der Person? Kann ich ein paar persönliche Erlebnisse erzählen, die vielleicht nicht schon jeder kennt? Gerne lustig, aber bitte nichts Peinliches. Hat die Person, um die es sich handelt, mich die letzten Jahre mit ihrem Verhalten überrascht, beeindruckt oder stolz gemacht? Ist sie ein Vorbild für mich oder will ich ihr ein Vorbild sein und ihr den Weg weisen? Das sind Gedanken, die man sich wirklich im Vorfeld machen muss.
SWR1: Und wie fange ich dann am besten an?
Gehrlein: Mit einer losen Stichwort-Sammlung auf einem Stück Papier, wo man wirklich alles, was einem zu der Person oder dem Ereignis einfällt, notiert. Über diese Stichworte kommen dann meistens neue Ideen und man kann die Rede weiterspinnen. Und dann wie bei einem Spinnennetz die Unterschiedlichen Stichpunkte miteinander verweben. Daran kann man sich dann beim schreiben orientieren. Bitte nie einfach drauflos schreiben, dann biegt man nämlich schnell falsch ab und verfehlt schon mal das Thema. "Zitate" können einem dabei auch eine Stütze sein. Da gibt’s unzählige Seiten im Internet, wo man vielleicht ein inspirierendes Zitat findet, das gut zur Rede passt.
SWR1: Was ist, wenn ich dann da vorne stehe und aufgeregt bin?
Gehrlein: Durchatmen hilft! Sie sollten sich Ihrer Aufregung auch gerne eingestehen und das auch offensiv erwähnen – gerne mit einem Witz über sich selbst. Und dann einen Schluck Wasser trinken und weiter geht's.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.
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