Extreme Hitze ist eine Auswirkung des Klimawandels, unter der wir jetzt schon leiden. Doch was genau machen die Hitzerekorde mit unserer Gesundheit und wie können wir damit umgehen?
Das haben wir Klimapsychologin Lea Dohm gefragt, sie ist Mitglied der "Deutschen Allianz für Gesundheit und Klimawandel (KLUG)".
Psychologische Auswirkungen von Hitze
SWR1: Warum sehen Sie als Psychologin das Thema Hitze inzwischen als eines der ernsteren Themen unserer Zeit?
Lea Dohm: Weil es mir als Psychologin selbstverständlich darum geht, die psychische Gesundheit zu schützen. Und Hitze ist eine Gefahr für unsere psychische Gesundheit, insgesamt für unsere Gesundheit und eine breit unterschätzte Gefahr, und das ist wiederum auch ein psychologisches Problem.
SWR1: Was heißt psychologisches Problem und psychologische Gesundheit? Was passiert durch die Hitze?
Dohm: Die Suizid-Rate steigt unter Hitze und unsere Denkfunktionen nehmen ab. Risikogruppen sind besonders betroffen, das sind vor allem ältere Menschen sowie Kinder und Jugendliche.
SWR1: Geht es auch manchmal darum, dass Menschen Angst vor der Hitze bekommen, die vielleicht nicht kontrollierbar ist oder diese Brände auslöst, die wir im Moment haben?
Dohm: Also ich glaube, dass die Hitze an sich nicht so viele Ängste zur Folge hat. Wobei wir aus der Forschung wissen, dass das Wissen um die Klimakrise schon erheblich Ängste auslöst. Insbesondere auch wieder bei Kindern und Jugendlichen. Und das ist natürlich auch ein ethisches Problem, verbunden mit der Frage, was für eine Zukunft wir den folgenden Generationen hinterlassen.
Klimapsychologin Lea Dohm Wie können wir mit Klimaangst umgehen?
Nachrichten über Hitzewellen, Dürren oder Waldbrände lösen ein beunruhigendes Gefühl bei vielen von uns aus. Wie können wir die sogenannten "Klimaangst" besser bewältigen?
Gesundheitliche Folgen
SWR1: Laut einer Studie sollen 2022 bis zu 60.000 Menschen in Europa an Hitze gestorben seien — gut 8.000 davon in Deutschland. Warum ist diese Hitze so gefährlich?
Dohm: Sie hat verschiedene gesundheitliche Folgen. Zum Beispiel für Menschen mit kardiologischen- oder mit Nierenvorerkrankungen. Aber auch für ältere Menschen in Bezug auf die Trinkmenge.
Die Prognosen sind sehr schlecht. Wir müssen davon ausgehen, dass die Hitze in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer weiter zunehmen wird und, dass wir uns als Gesellschaft darauf einstellen und entsprechende Schutzmaßnahmen installieren müssen.
Klimaschutz-Maßnahmen
SWR1: Wenn wir uns als Gesellschaft auf die Hitze einstellen müssen, was muss aus Ihrer Sicht konkret getan werden?
Dohm: Einerseits braucht es breitere Informationen, damit das Problem wirklich verstanden wird. Dann brauchen wir Hitzeschutz-Pläne für alle Institutionen, insbesondere aber natürlich für Kliniken. Das dritte und wahrscheinlich Wichtigste ist, dass wir konsequenten Klimaschutz betreiben müssen, um die schlimmsten Folgen zu verhindern.
Das Gespräch führte Michael Lueg.