Gutes tun und selbst davon profitieren, diese Chance bietet ein Freiwilliges Soziales Jahr für junge Menschen.
Wie beliebt das FSJ ist und welche Chancen es bietet, weiß Lea Pöschik vom Team der Freiwilligendienste beim DRK Rheinland-Pfalz.
Offene Stellen
SWR1: Frau Pöschik, sind beim DRK alle FSJ-Stellen besetzt?
Lea Pöschik: Nein, tatsächlich nicht. Wir haben über 900 Einsatzmöglichkeiten und aktuell sind 620 besetzt.
SWR1: Und woran liegt das, dass nicht alle besetzt sind?
Pöschik: Das ist zum einen, weil Freiwilligen oder jungen Menschen sehr viel geboten wird. Sie können sich gerade beispielsweise auch sehr gut für eine Ausbildung entscheiden. Es gibt viele andere Dinge, die reizvoll sind.
Ein Freiwilligendienst, der leider nicht besonders gut vergütet wird, hat für viele oft eine eher nachstehende Rolle, weil sie die Chancen noch nicht genau kennen.
Möglichkeiten
SWR1: Was kann ein FSJ denn jungen Menschen bieten?
Pöschik: Der Freiwilligendienst ist vor allem deshalb sinnvoll, weil er Einblicke in einen Beruf geben kann. Das heißt, man kann etwas kennenlernen und reinschnuppern, ohne sich direkt zu verpflichten. Man wird begleitet, hat also auch Unterstützung, ohne eine komplette Überforderung zu erleben. Und man hat Platz zur Selbst- und Persönlichkeitsentwicklung, kann Menschen kennenlernen. Dann hat man natürlich auch noch praktische Dinge, wie den fachpraktischen Teil des Fachabiturs.
SWR1: Und was hat das DRK davon? Ich vermute mal, vor allen Dingen eine günstige Arbeitskraft, oder?
Pöschik: Nein, tatsächlich ist die günstige Arbeitskraft in dem Moment nicht so wichtig. Viel wichtiger ist die Nachwuchsförderung. Durch den Freiwilligendienst werden Menschen an Berufe herangeführt, die sie vorher vielleicht noch gar nicht so im Blick hatten. Und sie lernen es kennen, wie schön das ein kann, was so ein Einsatz ihm in einem bestimmten Bereich auch bringen kann.
Angemessene Vergütung
SWR1: Die Konkurrenz ist groß, andere zahlen mehr. Müsste das FSJ eigentlich besser vergütet werden?
Pöschik: Wir setzen uns gemeinsam auch mit der Kampagne "Freiwilligendienste stärken" für mehr Anerkennung des Freiwilligendienstes generell ein. Sei das finanziell oder zum Beispiel, dass ein FSJler den öffentlichen Nahverkehr kostenfrei nutzen kann. Das wären Dinge, die als Anreize da wären, wie auch die Anrechnung auf einen Studienplatz oder für die Ausbildung, um die Bedeutung noch mal zu stärken. Eine Gleichstellung des Freiwilligendienstausweises mit einem Schüler- und Schülerinnenausweis oder einem Studierendenausweis, da gibt es auf jeden Fall viele Möglichkeiten, die nochmal Attraktivität zeigen könnten. Das wäre schön und würde viel bringen.
Geplanten Kürzungen
SWR1: Was bedeuten in diesem Zusammenhang die geplanten Kürzungen der Bundesregierung für das DRK?
Pöschik: Das bedeutet für das DRK selbst, als einer der vielen Träger in Rheinland-Pfalz, dass wir uns überlegen müssen, wie wir Kosten einsparen können — ohne dabei unsere Qualität zu verlieren. Das bedeutet, dass unsere Seminararbeit, die Begleitung der jungen Menschen kostengünstiger ausfallen muss.
Wir haben Freiwillige mit besonderen Bedarfen und wir haben Freiwillige, die wir in diesem Jahr begleiten wollen. Wenn das mit weniger Mitteln verbunden ist, heißt das, weniger Zeit und weniger Ressourcen, die wir tatsächlich für die einzelnen Freiwilligen aufbringen können. Und da arbeiten wir jetzt dran, das trotzdem möglichst gut hinzubekommen mit neuen pädagogischen Konzepten.
60 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr Ein Jahr im Dienst für andere: Laylas FSJ in einer Klinik in Karlsbad
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Ausblick in die Zukunft
SWR1: Und die Zukunft heißt dann, dass noch weniger Stellen besetzt werden können?
Pöschik: Ja, es sind Stellen gefährdet, das ist aber Trägerübergreifend. Das bedeutet nicht, dass bei uns jede dritte Stelle unbesetzt bleibt. Das würde finanziell bedeuten, jede dritte Stelle ist gefährdet. Aber es bedeutet, dass wir grundsätzlich weniger Möglichkeiten haben, die Stellen, die besetzt sind, gut zu begleiten.
SWR1: Was würde das DRK machen, wenn es keine FSJler mehr gäbe?
Pöschik: Dann würden sich die Freiwilligendienste auflösen. Wir würden einen noch größeren Fachkräftemangel verspüren, weil wir den Nachwuchs nicht mehr an die Berufe heranführen können. Ja, wir würden leiden.
SWR1: Wäre die Betreuung von alten Menschen dann noch gewährleistet?
Pöschik: Das ist schwierig, weil es gerade in den Pflegeeinrichtungen so ist, dass die Freiwilligen das leisten, was vielleicht Fachkräfte zeitlich nicht schaffen. Das heißt, mal einen Moment länger am Bett zu bleiben oder ein bisschen mehr Unterstützung zu geben, ein bisschen mehr Zeit mitzubringen. Dann würde noch mehr Zeit verloren gehen, die den Menschen in Pflegeeinrichtungen einfach gut tut.
Weitere Informationen zum DRK Rheinland-Pfalz finden Sie hier.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Jürgen Kurth.
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