Millionen Frauen leiden unter Endometriose, ohne es zu wissen. Dr. Wilfried Hohenforst ist Gynäkologe und spezialisiert auf Endometriose. Er erklärt, wie sie entdeckt und therapiert wird.
Was ist eine Endometriose?
SWR1: Für alle, die es nicht kennen oder schon mal irgendwo davon gehört haben: Was genau ist eine Endometriose?
Dr. Wilfried Hohenforst: Das Wort Endometriose kommt vom Begriff Endometrium. Endometrium ist die Schleimhaut in der Gebärmutter. Bei Endometriose ist diese Schleimhaut leider nicht nur in der Gebärmutter verteilt, sondern befindet sich auch im Bereich der Eierstöcke, der Beckenwand, der Blasenoberfläche oder des Darms. In ganz seltenen Fällen findet man solche Herde auch im Gehirn oder in der Muskulatur.
SWR1: Welche Symptome verursacht eine Endometriose?
Dr. Hohenforst: Die Endometriose gilt als ein Chamäleon, das heißt, die erzeugt ganz verschiedene Symptome. Das größte Symptom ist die sehr schmerzhafte Regelblutung. Wenn ein Mensch dadurch mehrere Tage ausfällt, sich vor Schmerzen krümmt, ist das keine Befindlichkeitsstörung mehr, sondern dann ist das ein Symptom einer ernstzunehmenden Erkrankung.
SWR1: Wie lässt sich eine Endometriose feststellen?
Dr. Hohenforst: Ganz wichtig ist es, dass Sie Ihren Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin konsultieren und sich untersuchen lassen. Dann kann man einen Ultraschall machen und eingeblutete Zysten und freie Flüssigkeit im Bauch sehen. Wenn diese Sachen zusammen mit der Anamnese in Richtung Endometriose zeigen, ist eine Bauchspiegelung angesagt. Dann operieren wir diese Endometriose vollständig weg, soweit das geht.
SWR1: Lässt sich Endometriose heilen?
Dr. Hohenforst: Das ist eine chronische-rezidivierende Erkrankung (eine sich wiederholende Erkrankung). Sie trifft in Deutschland 2 bis 6 Millionen Frauen. Wir haben eine Neuerkrankungsrate von 40.000 Patienten im Jahr. Das heißt, mehr oder weniger, jede 15. Frau im Alter, in dem man Kinder bekommen kann, hat eine Endometriose und die Dunkelziffer ist riesengroß.
So sieht die Therapie aus
SWR1: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es denn?
Dr. Hohenforst: Wir machen das ähnlich wie bei einer Krebsoperation. Wir versuchen alle Herde, die man mit dem Auge sehen kann, zu entfernen. Dann brauchen wir eine Folge-Therapie, weil es eine chronische Erkrankung ist, die immer wieder kommt.
Wir Endometriose-Spezialisten drängen darauf, dass wir vielleicht sogar weniger operieren, aber dafür noch konsequenter therapieren. Wir haben mit der Hormontherapie schon viele Jahre Erfahrungen. Ende des Jahres wird noch ein neues Medikament zugelassen.
SWR1: Muss eine Frau mit Endometriose ihren Kinderwunsch aufgeben?
Dr. Hohenforst: Nein, ein Kinderwunsch ist in der Regel zu erfüllen. Aber wir brauchen da vielleicht auch die Kollegen von den Kinderwunsch-Kliniken dazu. Die Schwangerschaft ist eine der schönsten Behandlungen von einer Endometriose und wenn die Frau dann anschließend auch noch ihr Baby stillt, reduziert sich auch noch mal das Auftreten der Endometriose ganz gehörig.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.
Weitere Informationen zum Thema Endometriose finden Sie auf der Internetseite der Endometriose-Vereinigung Deutschland und bei der Praxis von Dr. Hohenforst.
Das vollständige Interview können Sie oben als Audio nachhören.
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