In den letzten Jahren war die Herbstzeit mit der Angst vor der nächsten Corona-Welle verbunden. Aktuell ist Corona fast kein Thema mehr, obwohl Virologen vor neuen Varianten warnen.
Wir haben mit Dr. Barbara Römer über die aktuelle Corona-Lage gesprochen. Sie ist die Vorsitzende des Hausärzte-Verbandes Rheinland-Pfalz.
SWR1: Braucht es denn die Corona-Tests überhaupt noch? Grippe-Tests machen wir ja auch nicht.
Dr. Barbara Römer: Es ist wirklich inzwischen so, dass viele Bürgerinnen und Bürger, die Corona-Schnelltests auch zu Hause haben. Die sind sehr gut geprüft, sodass wir auch mit den Ergebnissen, die die Patienten in die Sprechstunde mitbringen, sehr gut arbeiten können.
Wir hier in der Praxis machen einen PCR-Test auch nur in einzelnen Sonderfällen, zum Beispiel bei Patienten mit einem hohen Risiko für einen schwere Verlauf. Ansonsten verlassen wir uns auf die Angaben der Patienten, wenn sie vor Ort sind und ihre Tests dann mitbringen oder uns das entsprechend mitteilen.
SWR1: Aber mein Eindruck ist, wenn jemand coronaähnliche Symptome hat, kommt derjenige gar nicht mehr zwingend auf die Idee, so einen Schnelltest zu machen. Aber das würden Sie schon empfehlen?
Dr. Römer: Das ist richtig. Wir nähern uns dem Herbst und Winter. Ich kann empfehlen, dass jeder, der unter Infekt-Symptomen leidet, sicherheitshalber nach zwei bis drei Tagen mal einen Test machen sollte, wenn sich die Symptomatik nicht bessert. (…) Dann sind Sie ein ganzes Stück schlauer.
So sieht die aktuelle Lage in den Hausarztpraxen aus
SWR1: Tauchen denn im Moment wieder mehr Corona Patientinnen und Patienten bei Ihnen auf?
Dr. Römer: Ja, ein bisschen, aber wirklich auf niedrigem Niveau. Wir haben jetzt im Moment diese sogenannte Eris-Variante. Das ist eine weitere Untergruppe der Omikron-Variante, die ist wieder ein bisschen ansteckender.
Dazu kommt, dass das Wetter ja in diesem Sommer hier eher unbeständig ist und damit natürlich auch wieder die Übertragung von Viren fördert, sodass wir einen geringen Anstieg der Zahlen haben. Aber das bestimmt jetzt nicht unseren Praxisalltag.
SWR1: Und rechnen sie damit, dass dann noch mehr kommt?
Dr. Römer: Ja, auf jeden Fall. Und nicht nur Corona-Infektionen, auch alle anderen Infektionen. Wir stellen uns darauf ein, dass das ein erneut intensiver Infektwinter für Haus- und Kinderarztpraxen wird. Deswegen nutzen wir jetzt schon in den Hausarztpraxen die Gelegenheit, die Patientinnen und Patienten darauf hinzuweisen, dass sie sich doch bitte eine Corona Auffrischimpfung für die Wintersaison holen sollen. Aber das betrifft ja jetzt nicht mehr die Gesamtbevölkerung, wie das noch zu Zeiten der Pandemie war.
Risikogruppen sollten die Impfung auffrischen
SWR1: Das betrifft vor allem Menschen, die zum Beispiel über 60 oder Risikopatienten sind. Wie ist denn da die Reaktion? Haben das alle auf dem Schirm?
Dr. Römer: Die Boosterimpfung war ja schon die dritte Impfung. Jetzt hat die Ständige Impfkommission bereits vor einigen Monaten die Empfehlung herausgeben, im Prinzip analog zur Grippeimpfung die Coronaimpfung aufzufrischen, was auch sehr sinnvoll ist. Beide Viren sind sehr flexibel und können sich sehr schnell in kurzen Abständen verändern.
Es ist sinnvoll, dass man sich als über 60-jähriger oder chronisch kranker Patient einmal im Jahr, idealerweise im Herbst, mit dem aktuell zur Verfügung stehenden Impfstoff sowohl gegen Grippe als auch gegen Corona impfen lässt.
Wenn Sie über 60 sind, wenn Ihre Angehörigen im Pflegeheim untergebracht sind, wenn Sie selbst an einer chronischen Erkrankung wie einer Herz-, einer Lungen-, einer Zucker- oder einer rheumatischen Erkrankung leiden, nutzen Sie jetzt die Zeit und nehmen Sie schon Mal Kontakt mit Ihrer Hausarztpraxis auf, um sich beraten zu lassen.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.
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