Seit der verheerenden Flut in Spanien ist die Lage an vielen Orten immer noch kritisch. Die Bilder aus Valencia ähneln denen aus dem Ahrtal vor drei Jahren: Schlamm auf den Straßen, zerstörte Autos, Möbel und Müll überall.
Einer, der den Menschen in Valencia hilft, ist Nico Vogel. Er wohnt seit langem in einem Vorort der Stadt und ist in einer privaten Hilfsinitiative aktiv.
Aktuelle Situation in Valencia nach der Flut
SWR1: Wie sieht es im Moment im Katastrophengebiet aus?
Nico Vogel: Es ist sehr durchwachsen. Es gibt Gegenden, dort sieht es aus, als wäre nichts passiert. Das ist zum Beispiel das Stadtzentrum von Valencia, was viele Urlauber kennen.
Wenn Sie aber etwas nach Süden in die Vororte abweichen, sieht es dort katastrophal aus. Wir haben immer noch Straßen, wo 20 bis 30 Zentimeter Schlamm stehen. In anderen Ecken ist schon sehr viel aufgeräumt worden. Aber es ist überall zu erkennen, dass dort etwas sehr, sehr Großes passiert ist.
SWR1: Ist der Staat eher bereit, dort zu helfen, wo Kameras installiert sind? Werden deswegen die hinteren Ecken vernachlässigt?
Vogel: Klar. Es gibt auch leider die Situation, dass die Katastrophe zu politischen Zwecken missbraucht wird. Aber an anderer Stelle ist es einfach eine komplette Überforderung des Systems. Niemand, wahrscheinlich keine Gesellschaft auf der Welt, ist auf solch eine Katastrophe vorbereitet.
Gerade an den kritischen ersten Tagen, an denen man wirklich noch Leben retten kann, ist dort von staatlicher Seite leider sehr wenig und alles sehr langsam passiert. Wir hatten aber nichtsdestotrotz das große Glück, dass hier die Freiwilligen-Hilfe atemberaubend war, das war überwältigend.
Ich kriege Gänsehaut, alleine wenn ich davon erzähle, was die privaten Helfer in den ersten Stunden geleistet haben. Sie sind von überall in Scharen gekommen. Dort haben sie sehr vieles gerade gezogen, wo der Staat versagt hat oder einfach nicht dazu gekommen ist.
Weitere Aufgabe für Fluthelfer Nico Vogel: Unterstützung der Polizei
SWR1: Sie haben nachts das Taxi für die Polizeistreife gemacht. Wie kam es dazu?
Vogel: Ich besitze einen Geländewagen, weil ich gerne damit Touren mache. Ich reise gerne in die Wüste oder in die Berge. Und es gibt viele Menschen, die wie ich privat in Spanien einen Geländewagen besitzen. Viele davon sind in einer Gruppe organisiert, die nennt sich "SOS 4x4".
Ich war jetzt zum Beispiel mehrere Tage in dem Ort Massanassa, südlich von Valencia im Einsatz. Die erste Nacht bin ich mit der Polizei tatsächlich Streife gefahren. In den meisten Straßen stand der Schlamm noch knöchelhoch, teilweise auch bis zu den Knien. Dort war das Durchkommen mit einem normalen Streifenwagen unmöglich. Daran war gar nicht zu denken.
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Wie lange wird in Valencia noch die Fluthilfe benötigt?
SWR1: Was glauben Sie, wie lange wird in dieser Region noch massiv Hilfe gebraucht?
Vogel: Monate mindestens, wenn nicht sogar Jahre. Der Wiederaufbau wird hier sehr lange benötigen. Man hat sich jetzt darauf konzentriert, die ganzen bewohnten Gebiete, soweit es geht, zu reinigen. Drumherum sind große Gewerbegebiete, die für die Region enorm wichtig sind. Dort arbeiten die Leute und verdienen ihr Geld. Dort hat noch niemand etwas gemacht. Da ist noch sehr viel Arbeit nötig. Und es wird auch noch sehr viel Hilfe nötig sein.
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