Aktionswoche Medienkompetenz

Darum brauchen wir alle Medienkompetenz

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SWR1
Moderator/in
Michael Lueg
SWR1-Moderator Michael Lueg

Welche Nachrichten stimmen oder sind "Fake News" und wie erkenne ich Betrüger im Internet? Um sich sicher im Netz bewegen zu können, braucht es immer mehr Medienkompetenz.

Gemeinsam mit Tanjev Schultz, Professor am Journalistischen Seminars an der Universität Mainz, schauen wir auf dieses Thema.

SWR1: Warum brauchen wir Medienkompetenz?

Tanjev Schultz: Ich glaube, wir können alle auf irgendetwas reinfallen, weil die Welt sehr unübersichtlich geworden ist und die Medienwelt erst recht. Das heißt, überall lauern auch Falschinformationen, und deswegen müssen wir höllisch aufpassen.

SWR1: Sie sagen, Medienkompetenz hat auch etwas mit Demokratie zu tun. Was heißt das?

Schultz: Es geht schon los mit der Frage, ob Wahlen vernünftig ablaufen. Da werden von bestimmten Kreisen gezielt Falschinformationen gestreut. Das haben wir in den letzten Jahren in den USA ganz oft gesehen.

Aber wir müssen gar nicht so weit blicken. Auch jetzt bei der Kommunalwahl in Thüringen wurde im Netz viel verbreitet: Das sei alles nie mit rechten Dingen zugegangen, weil die Zahl der ungültigen Stimmen so hoch sei und so weiter. Da gibt es ein paar Auffälligkeiten, die sich aber gut erklären lassen. Man muss eben genau aufpassen, dass man nicht einer falschen Erzählung aufsitzt.

SWR1: Wie passt man denn genau auf bei dieser Nachrichten-Flut? Man kann ja nicht alles nachrecherchieren.

Schultz: Das kann man tatsächlich nicht. Deswegen müssen wir auch ein gewisses Vertrauen mitbringen und uns auf bestimmte Medien verlassen, denen wir aus guten Gründen auch vertrauen können. Die machen auch Fehler. Das sind etwa die großen Nachrichtensender, Radio natürlich, aber auch die großen Zeitungen. Da ist jetzt nicht immer alles ganz korrekt.

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Aber das Bemühen und die professionellen Regeln führen dazu, dass Desinformationskampagnen dort nicht Fuß fassen können. Und wir müssen sehr aufpassen, dass wir im Netz genau schauen, von wem eigentlich eine Information kommt, wer eigentlich die Quelle ist und was steckt vielleicht für ein Interesse dahinter. Wir müssen uns ein bisschen davor hüten, einfach irgendwas, was wir irgendwo gelesen, gleich zu glauben.

SWR1: Bei Medienkompetenz wird ja ganz oft auf die Kinder geschaut. Reicht das aus und haben die Erwachsenen das im Griff?

Schultz: Oh, gar nicht. Es ist sogar so, dass jetzt viele jüngere Menschen durchaus auch mit Kritik und Skepsis auf das blicken, was auf Social Media läuft, während Ältere manchmal ein bisschen überfordert sind. Das hängt dann auch sehr von der jeweiligen Gruppe in einer Generation ab. Ich würde davor warnen zu sagen, die Jüngeren sind die Einzigen, die da anfällig sind. Ganz im Gegenteil. Das ist wirklich über alle Generationen hinweg ein Thema.

SWR1: Warum fallen Leute auf Fake News rein?

Schultz: Sie sind mittlerweile oft auch geschickt gemacht. Es ist nicht so, dass es von vornherein etwas total Absurdes sein muss. Es sind häufig Informationen, wo ein bisschen was stimmt, aber ein Teil auch wieder nicht und sehr stark übertrieben wird.

Dabei werden auch bestimmte Studien herangezogen, die existieren, aber dann einseitig ausgelegt werden. Deswegen sind wir tatsächlich alle ein bisschen anfällig dafür und müssen sehr aufpassen.

SWR1: Was ist gefährlicher – Text oder Bild?

Schultz: Bild ist deshalb sehr gefährlich, weil wir sofort Emotionen haben, die damit ausgelöst werden. Und weil das bei uns so ein bisschen drin ist, nach dem Motto, "Ich habe es doch gesehen und deswegen muss es stimmen".

Text kann aber auch ganz schlimm sein, weil er sozusagen argumentativ wirkt und man es schwarz auf weiß gelesen hat. Ich glaube, dass in vielen Fällen der Text erstmal mehr Eindruck hinterlässt. Aber wenn die Leute dann anfangen, sich in falsche Informationen einzulesen, dann verfestigen sich die möglicherweise falschen Ideen.

Weitere Informationen zur Woche der Medienkompetenz Rheinland-Pfalz 2024.

Zur Homepage des Journalistischen Seminars an der Universität Mainz: journalismus.uni-mainz.de

Das Interview führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

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