Die erst 18 Jahre alte Deutsche Meisterin Annett Kaufmann aus Bietigheim gewann gegen die USA gleich beide ihre Matches. Nun geht es im Viertelfinale gegen Indien.
Von der nachnominierten Ersatzspielerin zur Matchwinnerin im Achtelfinale - was für eine Geschichte für die Bietigheimer Tischtennisspielerin Annett Kaufmann und die deutschen Tischtennis-Frauen bei den Olympischen Spielen in Paris, die dank Kaufmanns Nervenstärke ins Viertelfinale eingezogen sind.
Gegen die USA gewann das Team ohne die verletzte Nina Mittelham (Bandscheibenverletzung) in der ersten Runde ein spannendes Match 3:2, nachdem es zuvor einen 2:0-Vorsprung verspielt hatte. "Ich bin noch ein bisschen überwältigt von meinen Gefühlen und Emotionen", sagte Kaufmann, die das entscheidende fünfte Match nach einem Rückstand noch drehte.
Annett Kaufmann gewann gegen die USA gleich zwei Matches
Das neu zusammengestellte Doppel der deutschen Tischtennisdamen aus Shan Xiaona und Yuan siegte 3:0 gegen Rachel Sung und Amy Wang. Auch Kaufmann gewann ihr Einzel gegen Lily Zhang glatt. Dann wurden die Amerikanerinnen besser und bei den Deutschen häuften sich die Fehler. Shan unterlag Wang 1:3, genauso verlor Yuan gegen Zhang. Im entscheidenden fünften Match konnte Kaufmann dann gegen Sung den Sieg sichern (3:1).
DM-Titel, Abitur und Olympiateilnahme innerhalb weniger Wochen
Dass Kaufmann, die im Alter von vier Jahren das Tischtennisspielen begann, irgendwann auf der großen Bühne stehen würde, schien schon länger klar. Im Juni gewann sie mit gerade mal 17 Jahren den Deutschen Meistertitel im Einzel. Bei Jugend-Europameisterschaften hamsterte sie bereits mehrere Titel, in der Bundesliga beim SV Böblingen spielte sie schon als Teenager.
Da sich die Mannschaft aus der Bundesliga zur neuen Saison zurückziehen wird, hat sich Kaufmann zu einem Wechsel zum SV DJK Kolbermoor in Bayern entschieden, einer Spitzenmannschaft im Frauenbereich. Ihr Lebensmittelpunkt wird aber weiterhin zu Hause in Bietigheim sein, wo sie vor wenigen Wochen ihr Abitur machte.
Erst nach der Verletzung von Deutschlands bester Tischtennis-Spielerin Ying Han war die Deutsche Meisterin dann Mitte Juli in den Olympia-Kader aufgerückt. "Tammy und die Mädels, die haben mir wirklich noch mal Zuversicht und Selbstvertrauen geschenkt. Ansonsten wäre ich gar nicht so gut gewesen in dem Spiel", sagte sie über Trainerin Tamara Boros und ihre Mitspielerinnen.
In der Runde der letzten acht Mannschaften treffen die deutschen Tischtennisspielerinnen am Mittwoch (10 Uhr) nun auf Indien.
Annett Kaufmann: So sieht ihre Zukunft im Tischtennis aus
Nach bestandenem Abitur (Note 2,0) und den Olympischen Spielen will sich Annett Kaufmann dann ganz auf ihre Karriere als Tischtennis-Profi konzentrieren. Trotzdem weiß sie, dass ein Plan B wichtig ist.
"Es gibt schon eine große Kluft zwischen den Männern und den Frauen hinsichtlich der Professionalisierung. Deshalb war mir auch ein gutes Abitur wichtig, um alle Möglichkeiten zu haben. Bisher habe ich Tischtennis als reines Hobby gesehen und der Spaß stand im Vordergrund. Das soll auch so bleiben, aber nun ist es eben mein Job", sagte Kaufmann SWR Sport noch vor den Olympischen Spielen.
In Paris ging es ihr ursprünglich darum, wichtige olympische Erfahrungen zu sammeln, die ihr auch 2028 helfen können. Denn in Los Angeles will Kaufmann dann endgültig in der Spitze mitspielen und einen olympischen Einzelstart schaffen. Dass sie schon in Paris zur Matchwinnerin wird, hätte sie sich vermutlich nicht erträumen lassen.