Mit den Olympischen Spielen in Paris erfüllt sich die Hindernisläuferin Olivia Gürth einen Lebenstraum. Sportlich ist die Diezerin auf der größten Bühne angekommen, privat schlägt sie lieber leise Töne an. Bei ihrer Familie und Hündin Pinky schöpft sie Kraft für den Sport.
Bei der Leichtathletik-WM in Budapest 2023 ist Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier e.V.) über sich hinausgewachsen: Mit persönlicher Bestzeit von 9:20,08 Minuten lief sie im Finale zur Olympianorm. Die 22-Jährige hat ihre sportliche Karriere noch vor sich, ist aber bereits auf den größten Bühnen der Leichtathletik angekommen. In diesem Jahr erfüllt sich die Diezerin (Rheinland-Pfalz) gleich zwei Lebensträume: Der Start bei den Olympischen Spielen in Paris und danach einen eigenen Hund für ihren Trainingsort in Frankfurt.
Frankfurter Trainingsgruppe mit Gesa Krause
Im Herbst 2022 schloss sich der Hindernis-Shootingstar der Trainingsgruppe von Wolfgang Heinig in Frankfurt an. Es ist mit der Europameisterin Gesa Krause und der slowenischen Olympiasechsten Maruša Mišmaš-Zrimšek eine der hochkarätigsten Hindernis-Trainingsgruppen der Welt. Für Olivia Gürth war es sportlich und menschlich ein Volltreffer: "Mit dem Team macht es einfach mehr Spaß, es kommt diese Lockerheit rein, das Leben als Leistungssportler zu genießen."
Unter Erfolgscoach Wolfgang Heinig konnte Olivia Gürth ihre persönlichen Bestzeiten auf allen Distanzen von 800 Meter bis 10 Kilometer deutlich verbessern. Das Hindernistrio Olivia Gürth, Gesa Krause und Maruša Mišmaš-Zrimšek hat gute Chancen, in Paris gemeinsam im Olympiafinale zu stehen.
Olivia Gürth: "Olympia macht was mit einem"
Olivia Gürth hat trotz ihres jungen Alters bereits zahlreiche Erfolge gefeiert: 2021 war sie U20-Europameisterin und zwei Jahre später U23-Europameisterin. Außerdem stand sie schon in einem WM- und EM-Finale bei den Erwachsenen. Trotzdem sind die Olympischen Spiele etwas Besonderes für Gürth, das sie mit keinem der bisherigen Erlebnisse vergleichen möchte.
Aus der vergangenen Saison schöpft Olivia Gürth viel Selbstvertrauen. Es war für sie ein Jahr der Superlative. Fast jedes Rennen brachte eine Bestzeit mit sich. Der Druck sei zwar gestiegen, da die Messlatte jetzt deutlich höher liegt, aber Gürth nimmt es gelassen. Sie weiß, dass es nicht jedes Jahr so steil nach oben gehen kann: "Das Wichtigste für mich ist es erstmal, mich zu stabilisieren und konstant in diesen Zeitbereichen zu laufen."
Trainingslager in Kenia für Olivia Gürth
Ein Schlüssel für Gürths Leistungsexplosion sind die Trainingslager-Ketten von Coach Wolfgang Heinig. Zusammen mit ihrer Trainingsgruppe um Gesa Krause reist Olivia Gürth von einem Höhentrainingslager ins nächste. Neben Italien, der Schweiz und Südafrika ist Kenia eines der wichtigsten Trainingslager, in denen Gürth die Grundlagen für ihren Erfolg legt.
Die Landschaft im kenianischen Iten ist sprichwörtlich atemberaubend: 2.400 Meter über dem Meeresspiegel trainiert Gürth in einem Laufmekka, dem sogenannten "home of champions“. Dort tummeln sich die besten Langstreckenläufer der Welt.
So schön die kenianische Landschaft am Rift-Valley-Graben auch sein mag, Zeit für Sightseeing bleibt kaum. Zwei bis drei Mal pro Tag wird hart trainiert: Bergläufe, Krafttraining, Dauerläufe und Sprinteinheiten. Ohne ihr Team wäre die Schufterei für Gürth kaum denkbar: "Wenn ich mir vorstelle, ich müsste alleine ins Trainingslager fahren, alleine essen, alleine trainieren und alleine auf dem Zimmer rumhängen, dann bin ich sehr froh, mein Team um mich zu haben."
"Ich brauche nicht immer Action"
Während es das Hindernis-Talent mit Rekorden und Titeln sportlich krachen lässt, mag sie es privat lieber entspannt: "Ich genieße die Ruhe. Ich brauche nicht immer Action um mich herum." Olivia Gürth ist keine Frau der großen Worte. Sie lässt lieber ihre sportlichen Taten für sich sprechen. Wenn sie nicht gerade am Trainieren ist, genießt sie die Zeit mit ihrer Familie oder Hündin Pinky: "Tiere sind mir wichtig. Ich möchte mir kein Leben ohne Tiere vorstellen."
Egal ob Kuscheln, Toben oder gemeinsame Spaziergänge, die Verbindung zu Hunden hat Olivia Gürth seit klein auf: "Ich glaube, wir Menschen können uns an Hunden ein Vorbild nehmen. Sie sind viel mehr im Hier und Jetzt und zeigen uns, wie wir in unserer vielbeschäftigten Welt, den Moment genießen können."
Besondere Verbindung zur Mutter
Olivia Gürth ist ein Familienmensch. So oft es neben ihrem Trainingsalltag in Frankfurt möglich ist, besucht sie ihre Eltern und Hündin Pinky im Heimatort Diez. Zu ihrer Mutter hat sie eine besondere Verbindung: "Sie hatte immer eine Sonderrolle, da sie selbst auch sportlich aktiv ist und wir uns viel über die Leichtathletik austauschen."
Mutter Sarah Gürth ist stolz auf ihre Tochter: "Olivia ist superclever, ich bin wirklich überrascht, was sie alles schafft und dass sie so stark ist." Ihre Verbundenheit zur Tochter und zum Sport drückt sie auch künstlerisch aus. Den Weg von Diez zu den Olympischen Spielen in Paris hat sie in mehreren selbst gemalten Bildern festgehalten.
Tierische Herausforderung: Mit Hundewelpe in die neue Saison
Nach den Olympischen Spielen in Paris stellt sich Olivia Gürth einer ganz neuen Herausforderung: "Ich werde mir dann einen eigenen Hund zulegen, ein Golden Retriever wird es werden.“ Denn Familienhund Pinky sieht sie nur, wenn sie auf Heimatbesuch in Diez ist: "Ich kenne es nur mit Hunden zu leben und das möchte ich auch in Frankfurt nicht vermissen. Das wird mit Welpenerziehung und Sport eine ganz neue Herausforderung." Für die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles hat Olivia Gürth dann vielleicht einen weiteren Trainingspartner dazugewonnen.