Im Final Four der European League spielen die Löwen ab Samstag um den Titel. Hinter dem Handball-Bundesligisten liegt eine verkorkste Saison. Bald verlässt auch noch Juri Knorr den Club.
Von der Rolle des Außenseiters will Sebastian Hinze nichts wissen. Vor der Endrunde der European League an diesem Wochenende in Hamburg konzentriert sich der Trainer der Rhein-Neckar Löwen auf das Wesentliche. "Wir konnten in Europa überraschen, haben viele Erfolgserlebnisse gesammelt und es geschafft, in einen Flow zu kommen." Am Wochenende gehe es darum, nochmal alles zu zeigen, denn: "Wenn man schon zu einem Final Four fährt, will man den Pokal auch mitnehmen."
Löwen treffen zunächst auf Füchse Berlin
Im Halbfinale des zweitwichtigsten Europapokalwettbewerbs nach der Champions League bekommen es die Mannheimer am Samstag (18 Uhr) mit dem Bundesliga-Spitzenclub Füchse Berlin zu tun. Das zweite Duell um den Finaleinzug bestreiten ab 15 Uhr die SG Flensburg-Handewitt und der rumänische Erstligist Dinamo Bukarest.
Die Wahrscheinlichkeit, dass am Sonntagabend ein deutsches Team die Trophäe in den Konfettiregen reckt, ist riesig. Dies unterstreicht auch ein Blick in die Siegerliste der European League: 17 von 19 Titel gingen an Bundesliga-Klubs.
Kohlbacher: "Es ist noch alles drin"
Von der Papierform spricht also viel dafür, dass sich im Finale am Sonntag (18 Uhr) Berlin und Flensburg gegenüberstehen. Beide Clubs spielen eine starke Bundesliga-Saison - und vor allem eine deutlich bessere als die Löwen, die ins Tabellenmittelfeld abgerutscht sind und lediglich im internationalen Wettbewerb überzeugten. Jannik Kohlbacher sieht das nicht zwangsläufig als Nachteil: "Ich glaube, dass man uns unterschätzt. Wir wissen alle, worum es geht und haben es letzte Saison auch als Underdog geschafft. In beiden Spielen ist alles möglich."
Europa als Wiedergutmachung für die Bundesliga
Schon im vergangenen Jahr hatten die Löwen mit ihrem Überraschungscoup im DHB-Pokal eine zuvor holprige Saison auf der Zielgeraden gerettet. Über die Chance, am Wochenende um den European-League-Titel mitkämpfen zu können, freut sich Torhüter David Späth: "Wir zählen die Tage bis Hamburg. Wir haben uns das erarbeitet und wollen zeigen, was wir in der Bundesliga leider nicht immer zeigen konnten." Sollten die Löwen die European League am Wochenende nicht gewinnen, werden sie in der nächsten Saison in keinem internationalen Wettbewerb vertreten sein. Dies würde einem schweren Rückschlag gleichkommen.
Knorr-Abgang wiegt schwer
"Wir sind in diesem Wettbewerb einfach eine andere Mannschaft", sagt Spielmacher Juri Knorr. Um ihn herum sollte das Löwen-Team der Zukunft für den Angriff auf die Spitze formiert werden. Doch der 24 Jahre alte Nationalspieler kündigte an, den Club im Sommer 2025 dank einer Ausstiegsklausel verlassen zu wollen. Diese Personalie trifft die Löwen hart. Möglicherweise bestreitet der deutsche Meister der Jahre 2016 und 2017 an diesem Wochenende sogar für längere Zeit seine vorerst letzten Europapokalspiele.
Zuletzt wurde auch darüber spekuliert, ob Knorr sogar schon diesen Sommer gegen Zahlung einer sechsstelligen Ablöse zum dänischen Topklub Aalborg Handbold wechselt. Dies dementierte der Rückraumspieler nun. Zumindest ein bisschen. Ob er nächste Saison noch einmal für die Löwen auflaufe? "Ja", so Knorr am Donnerstag im Interview: "Davon gehe ich aus."
Sollten die Löwen die European League am Wochenende nicht gewinnen, werden sie in der nächsten Saison in keinem internationalen Wettbewerb vertreten sein. Dies würde einem schweren Rückschlag gleichkommen.