Jamie Leweling ist der Beweis dafür, warum Neuzugänge nicht zu früh abgeschrieben werden sollten. Der Flügelspieler des VfB Stuttgart hat eine beachtliche Entwicklung gemacht - bleibt er in Stuttgart?
Es gibt Dinge, an denen Jamie Leweling, 23, noch arbeiten kann. "Der weiß noch nicht, wie er jubeln soll. Der läuft immer irgendwo hin - aber vielleicht kommt das noch", hat Stürmer Deniz Undav nach dem 3:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt kritisch angemerkt. Leweling hatte den dritten Treffer erzielt. Undav nannte ihn ein "Gammel-Tor", weil Leweling der Ball noch fast versprungen wäre, ehe er ihn Kevin Trapp durch die Beine spitzelte.
Und dann noch dieser Jubel: Ein kurzer Lauf, die Arme ausgestreckt und dann ein Hopser mit geballter Faust. Undav, der nach seinem Tor zum 2:0 einen Tanz aufgeführt hatte, ist in dieser Hinsicht deutlich einfallsreicher. "So wie Deniz kann ich nicht tanzen. Aber ihm kann man es eh nie recht machen. Wir verstehen uns trotzdem sehr gut", sagte Leweling bei SWR Sport.
Undav: "Jamie ist ein Weltklasse-Typ"
Undav und Leweling sind ziemlich beste Freunde beim VfB, insofern sind die Beanstandungen des Stürmers eher als neckische Zuneigung zu verstehen. "Jamie ist ein überragender Typ. Ich glaube, ich verstehe mich mit ihm am besten. Ein bisschen ist er manchmal noch ein Idiot, aber nee: Weltklasse-Typ. Mit dem kannst du lachen. Der ist auch nicht zu ernst, ist locker, ist entspannt."
Leweling hat beim VfB eine rasante Entwicklung hingelegt
Anfangs war das zumindest auf dem Spielfeld anders. Leweling wirkte eher hektisch, überhastet, manchmal ein wenig überfordert. Manch ungeduldiger VfB-Fan hatte ihm die Fertigkeiten abgesprochen, um im technisch anspruchsvollen Hoeneß-Fußball eine prägende Rolle zu spielen. Nicht selten hatte er große Chancen verstolpert.
Doch die Leihgabe von Union Berlin hat sich rasant entwickelt. Beim 5:2 gegen Leipzig Ende Januar erzielte er sein erstes Tor. "Jeder hat gesehen, was ich für Chancen vergeben habe. Das war der Dosenöffner", sagte Leweling. Nach seinem ersten Tor hielt er sich ungläubig und fast ergriffen die Hände vors Gesicht. Undav schrie in der Jubeltraube nur: "Heul nicht."
Inzwischen hat Leweling sechs Tore vorgelegt und vier erzielt. Er stand bei jedem Spiel auf dem Platz. Zuletzt hat er gegen Dortmund und Frankfurt herausragende Leistungen gezeigt. Der schnelle Flügelspieler ist der Beweis, dass Neuzugänge nicht zu früh abgeschrieben werden sollten. "Er ist schnell, wuchtig, hat eine unfassbare Gier und ist deshalb für uns ein extrem wertvoller Spieler geworden", sagt Sportdirektor Fabian Wohlgemuth.
Bleibt Jamie Leweling beim VfB?
So wertvoll, dass der VfB ihn über die Saison hinaus halten wird? Dem Vernehmen nach könnten die Schwaben die Kaufoption für fünf Millionen Euro ziehen. Über die finanzielle Lage beim VfB sagte Wohlgemuth neulich: "Die Wirtschaftlichkeit hat sich ein bisschen verändert, aber ganz große Sprünge können wir jetzt nicht machen."
Leweling jedenfalls will in Stuttgart bleiben. "Ich fühle mich hier wohl", sagte er, der in Schnaittach bei Nürnberg das Fußballspielen erlernte und als sehr bodenständig und heimatverbunden gilt. "Die Gespräche fangen jetzt erst an. Natürlich hat das auch was mit meinen Leistungen zu tun. Jetzt läuft es ganz gut, würde ich sagen. Das spricht dann vielleicht auch dafür, dass die Kaufoption gezogen wird."
Wenn es so käme und auch Undav in Stuttgart bliebe, dann hätten sie neben dem Torjubel noch eine zweite Angelegenheit, an der sie vielleicht gemeinsam arbeiten könnten: Lewelings Musikgeschmack. "Eigentlich ist er ein guter DJ, aber er nimmt zu viele Wünsche wahr. Wir sind ja 25 Spieler, deswegen kommt da manchmal auch ein schlechter Musik-Wunsch", sagte Undav. Leweling konterte gelassen: "Es gibt auch zwei, drei, die meine Musik gerne hören. Und für die lege ich die Playlist auf."
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