Eingestellter Vereinsrekord

"Würde mich über Anruf freuen" - VfB-Stürmer Deniz Undav träumt von der Nationalmannschaft

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Autor/in
Johann Schicklinski

Beim 2:1 des VfB Stuttgart in Frankfurt trumpft Deniz Undav groß auf. Der 27-Jährige spielt aktuell wohl gut wie nie - und träumt von der EM 2024.

Der Arbeitsnachweis von Deniz Undav in der bisherigen Saison lässt nur eine Benotung zu: eine Eins mit Sternchen. Neun Mal kam der Stürmer für den VfB Stuttgart in der Bundesliga zum Einsatz, zu Beginn war der 27-Jährige nur Joker. Undav spielte bislang exakt 470 Minuten für die Schwaben, erzielte dabei sieben Tore und bereitete zwei weitere Treffer vor. Der Angreifer braucht damit knapp 52 Minuten pro Torbeteiligung - eine exorbitant gute Quote.

Deniz Undav schreibt Bundesliga-Geschichte

Undav stellte damit zugleich einen VfB-Vereinsrekord ein. Sieben Tore in den ersten neun Bundesliga-Spielen schafften für Stuttgart zuvor nur Hartmut Weiß 1965, Fritz Walter 1987 und Adhemar 2001. Als erster Spieler in der 60-jährigen Geschichte der Bundesliga traf er zudem in der ersten sowie letzten Minute der ersten Halbzeit.

"Wir müssen kleine Brötchen backen"

Beim 2:1 Sieg des VfB bei Eintracht Frankfurt erzielte der 27-Jährige beide Treffer und war der Matchwinner - und trotzdem hielt er nach dem Spiel den Ball flach. "Wir müssen kleine Brötchen backen, da wir in den letzten beiden Saisons gegen den Abstieg gespielt haben", sagte Undav im ARD-Interview. "Wir gucken Woche für Woche. Heute war es nicht unser bestes Spiel, aber wir haben Mentalität gezeigt und hart gekämpft. Wenn du solche Spiele gewinnst, tut es besser, als wenn du toll spielst und 3:2 verlierst."

Undav ist in einer derart guten Form, dass die EM 2024 natürlich ein großes Thema für ihn ist. Der in Achim bei Bremen geborene Deutsch-Türke, der einen eher ungewöhnlichen Werdegang hatte und erst spät Profi wurde, hat bisher weder für Deutschland noch für die Türkei gespielt. Eine Nominierung sei sein großer Traum, gab er nach der Eintracht-Partie zu Protokoll. Über einen Anruf - ob von Bundestrainer Julian Nagelsmann oder dem türkischen Coach Vincenzo Montella - würde er sich freuen. "Da bin ich offen. Für mich ist das alles neu, da ich erst seit zweieinhalb Jahren professionell in einer Liga bin. Ich versuche es zu genießen", sagte Undav. "Wenn ein Telefonat kommen sollte, muss man gucken, welche Option die beste wäre. Mal gucken, was passiert."

Kopfzerbrechen für VfB-Trainer Sebastian Hoeneß

Wenn Undav weiter solche Eigenwerbung betreibt, dürfte der Anruf nicht mehr lange auf sich warten lassen - egal, ob von Nagelsmann oder Montella. Bis dahin stellt er seinen Vereinstrainer Sebastian Hoeneß vor Probleme. Der gab nach dem Frankfurt-Spiel zu: "Deniz stand nie zur Debatte, dass er nicht spielt. Er ist in einer zu guten Verfassung, das hat er heute wieder untermauert." Für Toptorjäger Serhou Guirassy blieb damit nur der Platz auf der Bank, der 27-Jährige war allerdings auch durch eine Länderspielreise unter der Woche geschwächt. "Es ist nicht einfach Serhou zu sagen, dass er nicht spielt, das steht auf einem anderen Blatt", gab Hoeneß zu.

Die Folgerung des Stuttgarter Coachs: "Es muss eine Option sein, mit beiden zu beginnen. Da muss ich einen Weg finden." Gemeinsam haben die beiden Angreifer nach zwölf Spielen bereits 22 Tore auf dem Konto.

Deniz Undav über Serhou Guirassy: "Wir pflegen eine Weltklasse-Beziehung"

Guirassy selbst freute sich sehr für Doppelpacker Undav, der nach dem zweiten Treffer einen Gruß in Richtung Bank schickte. Augenscheinlich verstehen sich die beiden Top-Stürmer sehr gut. Das bestätigte auch Undav nach dem Spiel: "Wir pflegen eine Weltklasse-Beziehung. Wir haben Spaß füreinander und freuen uns, wenn der andere ein Tor macht. Wir lachen, wir freuen uns und wir haben Spaß, so muss das sein."

Stuttgart

Fußball | Bundesliga Was der VfB Stuttgart den anderen Südwestklubs voraus hat

Der VfB Stuttgart steht in der Bundesliga nach elf Spieltagen glänzend da, der SC Freiburg ist Mittelmaß und Mainz 05 befindet sich auf dem Relegationsrang. Das sportliche Abschneiden der Südwestklubs ist mit der Performance ihrer Stürmer eng verbunden.

Genau dieser Spirit scheint eines der Erfolgsgeheimnisse hinter dem derzeitigen Höhenflug des VfB Stuttgart zu sein. Am nächsten Samstag (18:30 Uhr) soll dieser gegen Werder Bremen fortgesetzt werden. Sehr wahrscheinlich dann mit der Doppelspitze Undav/Guirassy. "Ich habe eine gewisse Idee", meinte VfB-Coach Hoeneß in Frankfurt dazu verschmitzt.

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Johann Schicklinski