Einst hatte Christian Gentner beim VfB Stuttgart als Kapitän auf dem Feld das Sagen. Mittlerweile ist der 39-jährige Sportdirektor bei den Schwaben. Bei SWR Sport spricht der frühere Profi über die aktuelle Situation beim VfB.
Es war ein denkwürdiger Freitagabend in Bad Cannstatt. Mit 0:2 lag der VfB Stuttgart gegen Union Berlin zurück, bis Nick Woltemades großer Auftritt begann. Der U-21 Nationalspieler traf nach seiner Einwechslung doppelt, leitete so die Aufholjagd und den 3:2-Sieg ein. Daran, dass Woltemade seit Sommer für die Schwaben spielt, hatte auch Sportdirektor Christian Gentner - in Zusammenarbeit mit Sportvorstand Fabian Wohlgemuth - seinen Anteil: "Nick war natürlich auch eine Verpflichtung in die Zukunft. Dass er jetzt in so einem Spiel wie am Freitagabend trifft und einschlägt - da freuen wir uns unglaublich."
Wird der VfB auf dem Transfermarkt tätig?
Mit Jamie Leweling, Deniz Undav und El Bilal Touré fallen im Angriff des VfB Stuttgart aktuell gleich drei Leistungsträger aus, die zuvor in guter Verfassung waren. Andere müssen in die Bresche springen. Woltemades Auftritt gegen Union und im Pokal gegen Regensburg (Tor und Vorlage) sind Bestätigung für die Kaderplanung von Wohlgemuth und Gentner.
Die Verletzungssorgen in der Offensive sind trotzdem ein großes Thema bei den Schwaben. "Wir haben immer Augen und Ohren offen. Wir machen uns Gedanken im Sturm, aber wir sehen auch die Spieler, die da sind, und dass sie Qualitäten mitbringen", sagt Gentner zu möglichen Neuzugängen im Winter.
Auch wenn die Stuttgarter personell gebeutelt sind, steht die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß aktuell auf Platz acht der Bundesliga-Tabelle, überwintert im DFB-Pokal und hat auch in der Champions League weiterhin alle Chancen auf die K.o.-Runde. Vor dem Spiel gegen die Young Boys Bern (Mittwoch, 21 Uhr/live im Audiostream auf sportschau.de) zeigt sich Gentner deshalb zufrieden: "Die letzte Saison darf nicht der Maßstab sein. Das war großartig. Der Erfolg bringt aber auch Herausforderungen. Mehrbelastung und Abgänge etwa. Das benötigt Zeit, bis sich alles findet."
So kam Christian Gentner zurück zum VfB
Wiedergefunden haben sich auch Gentner und der VfB Stuttgart. Als im Frühjahr 2022 Alexander Wehrle den gebürtigen Nürtinger kontaktierte, spielte der noch in der Schweiz und verschwendete eigentlich noch gar keine Gedanken ans Aufhören. "Aber durch vielen Gespräche ist der Entschluss gereift zu sagen: Die Karriere wird sportlich nicht noch erfolgreicher. Der Zenit war längst erreicht." Im Verein, bei dem Gentner ausgebildet wurde und lange Zeit selber spielte, in eine Verantwortungsrolle zu steigen, war für den früheren Profi "sehr reizvoll". Neben Wohlgemuth, der damals noch Sportdirektor war, leitet Gentner die Lizenzspieler-Abteilung des VfB.
Ein Ohr am Hörer, einen an der Mannschaft
Eine Sache ist "Le Gente" besonders wichtig: Nah an der Mannschaft zu sein. Gentner hört "immer mal wieder rein", setzt sich damit auseinander, was die Mannschaft beschäftigt. Schwer falle ihm die neue Rolle nicht, die Gespräche seien aber "etwas distanzierter" als noch zu Spielerzeiten. "Es ist mir aber enorm wichtig, authentisch zu bleiben, mich nicht um 180 Grad zu drehen. Das würde man mir eh anmerken", so der 39-Jährige.
Vereinslegende in Verantwortung
17 Jahre ist es her, seit Christian Gentner als Spieler mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister wurde. Eine prägende Zeit: "Was wir an Massen hier in Stuttgart bewegt haben - das war unbeschreiblich. Das habe ich total intensiv in Erinnerung." Zeit für neue Erinnerungen. Dieses Mal neben dem Spielfeld.