Das Champions-League-Auswärtsspiel bei Roter Stern Belgrad ist für den VfB Stuttgart auch ein Wiedersehen mit Silas. Der Kongolese ist mit dem Herzen noch in der schwäbischen Metropole.
"Wir kennen ihn sehr gut!" Auf der Pressekonferenz des VfB Stuttgart vor dem Champions-League-Auswärtsspiel bei Roter Stern Belgrad (Mittwoch, 18:45 Uhr) warnte Sebastian Hoeneß, der Trainer der Schwaben, vor einem alten Bekannten: Silas.
Für den Coach, der den Kongolesen bis Sommer knapp 18 Monate lang trainiert hat, ein "absoluter Highspeedspieler, der fürs Umschaltspiel prädestiniert ist". Ein Akteur, dem man keinen Raum gewähren darf. Genau wie seinem Nebenmann im Angriff des serbischen Traditionsklubs, Cherif Ndiaye, der für Hoeneß "ein Mittelstürmer mit einer großen Geschwindigkeit" ist. Silas und Ndiaye in Schach zu halten ist für den VfB-Trainer "ein wichtiger Part, um das Spiel zu kontrollieren".
Ein ganz besonderes Spiel für Silas
Klar ist, dass die Partie für Silas ein ganz besonderes Spiel werden wird. "Es ist ein bisschen bizarr, gegen meinen früheren Klub zu spielen", blickte der Offensivspieler bei "Sky Sport News" voraus. "Aber ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben. Es wird ein wunderschönes Spiel."
Der Flügelflitzer war Ende August auf Leihbasis zu Roter Stern Belgrad gewechselt. Ein Abgang, der weh tat. Der 26-Jährige und der schwäbischen Traditionsklub hatte in den fünf Jahren zuvor viele Höhen und Tiefen durchgemacht:
Silas war 2019 als französisches Top-Talent zu den gerade in die 2. Liga abgestiegenen Stuttgartern gewechselt. Der Kongolese trug sieben Tore zum Wiederaufstieg bei, bei den Fans hatte er durch seinen unkonventionellen Stil schnell einen Stein im Brett. Die Beziehung zu den Anhängern vertiefte sich dann in der Bundesliga, wo Silas stark auftrumpfte und gleich dreimal zum "Rookie des Monats gewählt" (und später als "Rookie der Saison" ausgezeichnet) wurde.
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Der VfB Stuttgart trennt sich - zumindest vorerst - von Silas. Der Flügelflitzer wird bis zum Saisonende an Roter Stern Belgrad verliehen. Der Abschied tut weh, muss aber sein, findet SWR Sportredakteur Johann Schicklinski.
Nach den Verletzungen kein Stammspieler mehr
Im März 2021 riss sich der offensive "Freigeist" dann das Kreuzband und musste in der Folge acht Monate pausieren. In diese Zeit - Juni 2021 - fiel auch die Öffentlichmachung seines Identitätsschwindels. Der VfB Stuttgart unterstütze Silas, auch die Fans ließen ihn in dieser Phase bedingungslosen Support zukommen.
Unter VfB-Trainer Sebastian Hoeneß kein Stammplatz
Als Silas nach über acht langen Monaten wieder auf dem Feld stand, tat er sich allerdings schwer. Die sportliche Krise des gesamten Klubs erschwerte es ihm zusätzlich, zu alter Unbekümmertheit zurückzukehren. Eine Schulter-Luxation im Februar 2022 bedeutete die nächste lange Zwangspause - und der VfB war mittlerweile dauerhaft im Tabellenkeller. Silas schaffte es in der Folge nie wieder mehr zum unumstrittenen Stammspieler.
Auch unter Coach Hoeneß, der im April 2023 anheuerte, nicht. Silas galt vor der aktuellen Saison zwar als ein Gewinner der Vorbereitung, doch die Einwechslung im Supercup gegen Bayer Leverkusen (2:2, 3:4 i.E.) sollte sein bis dato letzter Einsatz für den VfB Stuttgart gewesen sein. Der Flügelspieler erfüllte seine taktischen Aufgaben nicht vollumfänglich und vernachlässigte die Defensivarbeit, so dass er sich dadurch den Unmut von Hoeneß zuzog. Der Erfolgstrainer ließ ihn im Anschluss weder an den ersten zwei Bundesligaspieltagen ran noch im DFB-Pokal, es folgte die Trennung Ende August.
Treffer gegen den FC Barcelona in der Champions League
In Belgrad ist Silas nun gesetzt. Sechs Ligaspiele mit drei Toren und einer Vorlage stehen in seiner Bilanz, dazu kam er in allen vier Champions-League-Spielen von Anfang an zum Einsatz. In der Königsklasse traf er gegen den FC Barcelona, konnte die 2:5-Pleite von Roter Stern allerdings nicht verhindern.
"Der Klub hat mir sehr viel gegeben"
Sportlich läuft es also - trotzdem hängt sein Herz noch an Stuttgart. "Ich hatte nicht geplant, den VfB zu verlassen. Ich habe mich im Sommer sehr gut vorbereitet. Als die Saison angefangen hat, war ich sehr überrascht, als mir gesagt wurde, dass ich den Verein wechseln soll. Darum bin ich dann zu einer Mannschaft gewechselt, die Champions League spielt", sagte er gegenüber "Sky". "Ich liebe Stuttgart sehr. Der Klub hat mir sehr viel gegeben und die Fans wissen auch, wie sehr ich diesen Verein liebe."
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Nach vier Punkten aus den ersten vier Spielen steht der VfB Stuttgart im Champions-League-Auswärtsspiel bei Roter Stern Belgrad (Mittwoch, 18:45 Uhr) unter Druck. Die Schwaben erwartet ein heißer Tanz.
"Traum, im Sommer wieder beim VfB auf dem Trainingsplatz zu stehen"
Dazu passt auch, was sein Berater Mehmet Eser vor wenigen Tagen gesagt hat: "Sportlich ist es sein Traum, im Sommer wieder beim VfB auf dem Trainingsplatz zu stehen und voll anzugreifen. Er will den Fans noch etwas zurückgeben. Silas hängt am VfB, weil man gemeinsam durch dick und dünn gegangen ist."
Silas selbst hält sich im Vorfeld des Duells mit seinem "eigentlichen Klub" in Sachen Zukunft bedeckt. "Ich stehe noch beim VfB Stuttgart unter Vertrag. Wir werden sehen, wie die Situation sich entwickelt, wenn ich wieder da bin. Aber im Moment spiele ich für Roter Stern", sagte er. "Im richtigen Moment werden wir mit der Familie und dem Management sehen, was passieren wird."
Klar ist: Durch starke Leistungen mit Roter Stern Belgrad kann Silas sich selbst die Tür vielleicht wieder ein kleines Stück öffnen. Oder sich für andere Klubs interessant machen. Anfangen kann er damit gegen seinen Ex-Verein, den VfB Stuttgart. In einem ganz besonderen Spiel.