Vor 50 Jahren schrieb der TuS Wörrstadt Geschichte: Bärbel Petzold und ihre Mitspielerinnen holten den ersten deutschen Meistertitel im Frauenfußball. SWR Sport hat die Pionierin Petzold getroffen.
Bärbel Petzold hat ihren Platz in der deutschen Fußballgeschichte sicher. Die heute 73-Jährige wurde am 8. September 1974 zusammen mit ihren Teamkolleginnen im Turn- und Sportverein Wörrstadt die erste deutsche Meisterin im Fußball. Mit 4:0 setzten sich die Kickerinnen aus Wörrstadt im Finale gegen Eintracht Erle aus Gelsenkirchen durch. "Wir waren uns eigentlich sicher, dass wir das packen", erinnert sich Petzold im Gespräch mit SWR Sport. "Wir haben insgesamt in den Jahren zuvor so gut wie nichts verloren."
Blumen statt Prämien für "Tor des Monats"
Auch deshalb wollten Petzold und ihre Mitspielerinnen den ersten offiziellen Titel holen. Eintracht Erle war im Endspiel im Mainzer Bruchwegstadion dann tatsächlich deutlich unterlegen. Wörrstadt agierte dominant und vor dem Tor eiskalt - das 4:0-Endergebnis war mehr als verdient.
"Das war schon toll", sagt Petzold - und ordnet die damalige Leistung gleich noch bescheiden ein: "Viele denken, dass wir alle wunderbare Weltklassespielerinnen waren. Das waren wir natürlich nicht." Sie selbst könnte mit ihrem damaligen Können heute vielleicht Regionalliga spielen, schätzt Petzold. "Aber vier oder fünf Gute hatten wir - und das hat damals gereicht." Zu diesen zählte ihre Mitspielerin Bärbel Wohlleben. Ihr Volleytreffer aus 25 Metern im Finale wurde das erste "Tor des Monats" einer Fußballerin. Zur Ehrung gab es für Wohlleben im Fernsehstudio einen Blumenstrauß.
Petzold: Deutsche Meisterin und Kämpferin für die Fußballerinnen
Blumen statt Prämien hieß es also vor 50 Jahren. Damit sich das ändert, hat Bärbel Petzold auch nach ihrer aktiven Zeit in Vereinen und Verbänden für die Fußballerinnen gekämpft. "Wir Frauen durften erstmal nichts, ich war ja nur das Mädel", fasst Petzold die ersten Reaktionen auf ihr Engagement für den Mädchen- und Frauenfußball zusammen. Aber von der ihr entgegengebrachten Skepsis hat sie sich nie abhalten lassen und einiges für die Fußballerinnen verändert. Und damals wie heute gilt für sie: "Ich bin da, wenn jemand mich braucht."
Ihre aktive Karriere als Fußballerin beendete Petzold übrigens 1987. Und für den TuS Wörrstadt sollte der Premieren-Titel von 1974 der einzige große Erfolg bleiben. 1981 schafften die Fußballerinnen es noch ins erste Finale des DFB-Pokals der Frauen, unterlagen vor 30.000 Zuschauern aber der SSG Bergisch Gladbach. Den Platz in den Geschichtsbüchern des deutschen Fußballs nimmt Bärbel Petzold und ihren Mitspielerinnen aus Wörrstadt allerdings niemand mehr.