Nach zwei Jahren mit Teilnahmen am internationalen Geschäft startet der SC Freiburg in dieser Saison "nur" in zwei Wettbewerben. Dafür nach über zwölf Jahren aber mit einem neuen Gesicht an der Seitenlinie. Die Breisgauer im Teamcheck.
So lief die vergangene Saison
Das alljährliche vom Verein ausgerufenen Saisonziel "Klassenerhalt" wurde mit Platz zehn ohne Probleme erreicht. Nach den vorangegangen beiden Spielzeiten, in denen der Sport-Club jeweils international unterwegs war, sah man nach dem letzten Saisonspiel bei Union Berlin trotzdem enttäuschte Freiburger Gesichter. Die 1:2-Niederlage begrub die Hoffnungen, erneut auf internationalem Parkett unterwegs zu sein. "Wir haben die Chancen gehabt, aber wir haben sie nicht genutzt", bilanzierte Freiburgs Vincenzo Grifo nach der Partie am SWR-Mikrofon und spielte damit sicher auch auf die unnötig verschenkten Punkte aus diversen Spielen an, "dann muss man letztendlich sagen, dass wir selber schuld sind".
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Saison 23/24 mit großen Personalsorgen
Die Ansprüche schienen etwas gestiegen im Breisgau. Auch wenn der Verein der Erwartungen dämpfte und permanent betonte, dass die erfolgreichen vergangenen zwei Jahre nicht der Maßstab sein dürfen. Dennoch wirkte die vergangene Saison teilweise ungewöhnlich turbulent - zumindest an Freiburg-Standards gemessen. Allem voran standen da die großen Personalsorgen, die sich durch die komplette Spielzeit zogen. Neuzugang Junior Adamu kam schon mit Patellasehnenproblemen und auch drei weitere Stammspieler konnten bei der Sommervorbereitung in Schruns nur ansatzweise mit der Mannschaft trainieren. Aufgefüllt wurde mit Spielern der U23, nicht optimal, aber nicht anders zu lösen.
Druck durch Dreifachbelastung in der vergangenen Spielzeit
Besonders schwer traf den SC der Ausfall ihres Kapitäns Christian Günter, der nach seinem erneuten Armbruch monatelang fehlte. Auch Philipp Lienhart und Matthias Ginter - die beiden Abwehrchefs - wurden über mehrere Wochen schmerzlich vermisst. Ohne die Stamm-Innenverteidiger, noch dazu mit einem jungen Keeper Noah Atubolu, der sich erst nach und nach in der Bundesliga etablieren musste, hatten die Freiburger defensiv mit Problemen zu kämpfen.
Zur dünnen Personaldecke kam dann noch die Dreifachbelastung aus Europa League, Liga und DFB-Pokal. Aus letzterem verabschiedete sich der Sport-Club bereits nach Runde zwei. Bitter, war doch der Pokal nach erfolgreichen Jahren so etwas wie das "Lieblingskind" der Breisgauer geworden. Das Highlight dagegen waren Freiburgs internationale Nächte. Wie schon im vergangenen Jahr schaffte es die Elf von Christian Streich bis ins Achtelfinale.
Neuzugang auf der Trainerbank
Die größte Personalneuerung findet sich in dieser Saison nicht auf dem Platz, sondern daneben. Christian Streich verkündete im Frühjahr, dass er nach über zwölf Jahren als Trainer Schluss machen werde. Ein Nachfolger war schnell gefunden, ganz Freiburg-like natürlich aus dem eigenen "Nachwuchs". Julian Schuster, bisher Verbindungstrainer beim Sport-Club, coacht ab dieser Saison die Profimannschaft. Der 39-Jährige spielte bis 2018 selbst für die Breisgauer, führte das Team als Kapitän sogar an.
Eine erste Schuster-Handschrift konnte man bereits im Trainingslager erahnen: Weniger, aber dafür längere Einheiten als unter Streich standen auf der Tagesordnung. Auch in Sachen Spielidee sind erste kleine Änderungen erkennbar. So lasse Schuster "offensiver" spielen als sein Vorgänger, sagte Freiburgs-Linksaußen Noah Weißhaupt am Rande der Vorbereitung. Und eine ganz offensichtlich Neuerung, können alle spätestens am ersten Spieltag erkennen: Die Trainerbank des SC Freiburg wird auf Wunsch des neuen Coaches die Seite wechseln - so sei man näher an der Südtribüne.
Das sind die Neuen
Bereits im April war klar: Eren Dinkçi wechselt von Heidenheim nach Freiburg. Der 23-Jährige hatte beim Aufsteiger von der Ostalb vor allem durch seine offensiven Qualitäten auf sich aufmerksam gemacht. Zehn Tore und sechs Vorlagen standen am Ende auf seinem Konto. Dazu kommt sein Top-Speed: Mit 36,41 km/h war er der schnellste Bundesligaspieler der vergangenen Saison - Geschwindigkeit, die der Freiburger Offensive gut tun wird. Dort ist er variabel einsetzbar sowohl als zweite Spitze als auch auf dem rechten Flügel.
Außerdem verstärkten sich die Breisgauer im Mittelfeld mit dem Ex-Bochumer Patrick Osterhage, der in den Testspielen bereits erste Akzente setzen konnte. Gut vorstellbar, dass er auf lange Sicht als Nachfolger für den mittlerweile 34-jährigen Nicolas Höfler aufgebaut werden soll. Der agiert im Freiburger Zentrum vor allem als "tiefer Spielmacher".
Dritter Neuzugang bei den Freiburgern ist Keeper Jannik Huth. Er kam ablösefrei vom Zweitligisten Paderborn und ist als Nummer drei hinter Noah Atubolu und Florian Müller eingeplant, wobei er für einige Zeit auch als zweite Alternative auflaufen könnte. Stammkeeper Atubolu musste sich einer Blinddarm-OP unterziehen und wird dem Sport-Club vorerst fehlen. Dazu wurde Maximilian Philipp nach seiner Leihe in der vergangenen Saison fest verpflichtet und auch einige U23-Spieler werden, wie so oft, den Sprung in den Profikader schaffen.
Die Abgänge des SC Freiburg
Schon lange vor Saisonende war klar, dass Yannik Keitel den SC Freiburg in Richtung VfB Stuttgart verlassen wird. Unter Christian Streich konnte sich der 24-Jährige nie hundertprozentig durchsetzen, wurde immer wieder auch durch Verletzungen zurückgeworfen. Erst gegen Ende der Saison kam das SC-Eigengewächs zu seinen Einsätzen und zeigte überwiegend überzeugende Leistungen. Wegen Personalmangels übrigens in der für ihn ungewohnten Innenverteidigung. Außerdem verließen Hugo Siquet, Keven Schlotterbeck und Benjamin Uphoff den Verein.
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Erwartungen an die Saison
"Dieser Kader ist in der Lage, in der Bundesliga eine gute Rolle zu spielen", sagte Julian Schuster. "Eine gute Rolle" klingt deutlich offensiver als das alljährliche Freiburger Saisonziel "Klassenerhalt". Pflichtaufgabe ist trotzdem zunächst der sichere Bundesligaverbleib.
Einen großen Umbruch gab es bisher nur auf der Trainerposition, aber die Chemie stimmt zwischen Schuster und den Spielern. Der Kader dagegen ist, Stand jetzt, fast komplett zusammengeblieben und im Vergleich zum Vorjahres-Saisonstart stehen auch deutlich weniger Spieler auf der Verletzungsliste. Der SC Freiburg muss aber offensiv gefährlicher und defensiv stabiler werden als in der vergangenen Saison. Dafür liegt theoretisch alles da. So überzeugte beispielsweise der bislang wenig auffällige Sturm-Neuzugang der vergangenen Saison, Junior Adamu, in der Vorbereitung mit Torgefahr. Und auch der wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrte Matthias Ginter wird der Abwehrkette Stabilität verleihen.
Die fehlenden internationalen Spiele werden Fans und Spielern sicher fehlen, sorgen aber in Schusters erster Saison auch für Entlastung und ermöglichen es dem Verein sich auf die anderen beiden Wettbewerbe zu fokussieren. Dass der SC Freiburg "eine gute Rolle" in der Bundesliga spielen wird, ist durchaus vorstellbar.
Los geht's am Wochenende aber erst mal im Pokal gegen den VfL Osnabrück. Den Gegner kennen die Breisgauer noch aus der Pokalsaison 21/22 - damals schaffte es der SC Freiburg bis ins Finale nach Berlin.