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Christian Streich: Er ist dann mal weg!

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Autor/in
Claus-Peter Hufer

Christian Streich hört am Ende der Saison als Trainer der Profimannschaft des SC Freiburg auf. Der Zeitpunkt sei nun gekommen, so der 58-jährige heute in einer Pressemitteilung. Eine Würdigung von Claus-Peter Hufer.

Schluss, Aus, vorbei: Die reguläre Spielzeit des Trainers Christian Streich ist zu Ende und es gibt keine Verlängerung! Die Entscheidung steht! Eine Ära geht zu Ende!

Eine Ära geht zu Ende

29 Jahre ist Christian Streich bereits Trainer beim SC Freiburg. Eine lange Zeit, eine sehr lange Zeit in diesem Geschäft. Er habe lange überlegt, sich mit Freunden, Bekannten und natürlich Verantwortlichen des SC Freiburg beraten und sei nun zu dem Entschluss gekommen, dass andere übernehmen sollen. Die Kraft geht weg, die Energie sinkt, der Akku ist nicht mehr vollgeladen! Wenn man als Trainer zu dieser Erkenntnis kommt, dann ist es sicherlich richtig aufzuhören!

Christian Streich als Mr. 100 Prozent

Wer Christian Streich kennt und ihn nicht nur die letzten zwölf Jahre als Trainer der Profimannschaft, sondern auch erlebt hat, wie er als Trainer der Freiburger A-Junioren agiert hat, der wundert sich nicht, dass irgendwann der Akku leer läuft. 100 Prozent für den Job, 100 Prozent für den Verein, 100 Prozent für seine Jungs auf dem Feld! Egal, ob Amateur oder Profi,

Streichs Einstellung zu seinem Trainerberuf war immer dieselbe! Alles oder nichts. Er entschied sich stets für Alles. Hochprofessionell! Der Stern, der doppelt so hell scheint, scheint eben auch nur halb so lange. Und dafür, dass Christian Streich so viel Energie und Leben auf dem Rasenplatz gelassen hat, hat er ganz schön lange geleuchtet.

Ein Unbequemer geht

Ich persönlich bedaure seine Entscheidung! Weil er ein Typ ist, der sagt was er denkt. Einer der polarisiert, Ecken und Kanten zeigt und nicht im Millionengeschäft Fußball rund und geschmeidig eingetaucht ist, um zu überleben, sondern stets seine Meinung kundgetan hat!

Aber der Zeitpunkt ist gut gewählt. Was er in den letzten zwölf Jahren aus dem damals abstiegsbedrohten Verein gemacht hat, wie er diesen gemeinsam mit seinem Trainerteam sowie Sportvorstand Jochen Saier entwickelt hat, ist mehr als bemerkenswert. Als er den Verein Ende Dezember 2012 übernahm, stand der SC Freiburg auf dem letzten Tabellenplatz. Streich schaffte den Klassenverbleib und hielt den Verein bis heute fast ausnahmslos in der Bundesliga. Ein Abstieg und der direkte Wiederaufstieg als Zweitligameister trüben in keinster Weise seine Bilanz.

Im Gegenteil! Kaum ein Trainer hat es so gut verstanden, Talente aus der eigenen Jugend so zu fördern, dass sie den Sprung in die Bundesliga schafften. Unzählige Talente aus der Freiburger Fußballschule schafften unter Streich den Sprung in die höchste Spielklasse. Christian Günter, Matthias Ginter, Oliver Baumann, Nico und Keven Schlotterbeck und viele mehr. Doch nicht nur das! Unter Streich entwickelten sich viele Spieler gar zum Nationalspieler. Nils Petersen, Vincenzo Grifo, Christian Günter und andere wurden dank Streich in ihre Nationalmannschaften berufen. Das ist außergewöhnlich!

"Dieser Verein ist mein Leben!" Christian Streich hört in Freiburg auf - Dein SCF #114 | SWR Sport

Platz machen für neue Energie

Am Saisonende soll nun Schluss sein. Mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit für sich. Zeit, die Christian Streich sicherlich zu füllen weiß. Der Trainer, der gerne über den Tellerrand hinwegblickt. Dem gesellschaftliche Themen am Herzen liegen, der sich einsetzt für soziale Gerechtigkeit. Der sich auf ein gutes Buch freut, bei einem Glas Rotwein die Entspannung sucht. Christian Streich wird es sicherlich nicht langweilig werden. Vielleicht wird er drei oder vier Monate nach Saisonende ein wenig grübeln, ob der Schritt tatsächlich richtig war. Aber wahrscheinlich wird er es genießen, nicht mehr Tag und Nacht an Fußball denken und Niederlagen verarbeiten zu müssen.

Die Fußstapfen sind riesig

Doch wer wird ihm folgen? Wer passt als Nachfolger von Christian Streich zum Sport-Club? Die Fußstapfen, die Streich hinterlässt sind riesig und doch glaube ich, dass sie gefüllt werden können. Volker Finke hatte ebenfalls riesige Abdrücke hinterlassen und dennoch hat es der Verein geschafft, sich besser als je zuvor aufzustellen. Vielleicht wird es eine Weile dauern, aber ich bin zuversichtlich, dass es dem Verein erneut gelingen wird, den Weg erfolgreich weiterzugehen, auch ohne Streich.

Wer kommt für Streich?

Welcher Trainer folgen wird ist noch nicht bekannt, doch intern werden die Gespräche sicherlich bereits geführt. Streich war als A-Juniorentrainer ein Eigengewächs, vielleicht will man Thomas Stamm, derzeit Trainer der zweiten Mannschaft, das Vertrauen schenken? Ich könnte mir auch vorstellen, dass Julian Schuster das Traineramt übernehmen wird. Er trägt das SC-Gen in sich, war jahrelang Kapitän und Vorbild der Profimannschaft. Er ist seit seinem Karriereende Mitglied im Trainerteam, kennt alle Abläufe, kennt alle Spieler und hat inzwischen erfolgreich seinen Trainerschein in der Tasche. Auch wenn er bislang noch keine Mannschaft als Cheftrainer trainiert hat und es somit seine erste Station wäre, ist er für mich einer der geeignetsten Kandidaten für die freiwerdende Stelle. Die Frage ist nur, ob der Verein und auch er selbst, sich diesen Schritt zutrauen.

Danke Christian Streich für viele schöne Momente auf und neben dem Rasen!

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Claus-Peter Hufer