Christian Streich will kommende Woche verkünden, ob er seinen Vertrag beim SC Freiburg verlängert oder nicht. SWR Sport Redakteur Claus-Peter Hufer glaubt, dass Streichs inneres Feuer zum Aufhören noch zu sehr lodert.
Dass Christian Streich am Ende der Saison als Cheftrainer beim SC Freiburg aufhört, ist für mich kaum vorstellbar. Natürlich weiß ich, wie viel Energie er im letzten Jahrzehnt in diesen Verein gesteckt hat. Selbstverständlich kann ich mir gut vorstellen, dass er immer mal wieder an seine Grenzen stößt. Ich denke, er sehnt sich nach einer Auszeit. Aber wie lange soll diese sein?
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Christian Streich es genießen würde, morgens mal auszuschlafen, nach dem Frühstück ein wenig Fahrrad zu fahren und mittags ein gutes Buch zur Hand zu nehmen, um in eine andere Welt abzutauchen. Selbst, dass er mal keine Spiele anschaut, keine Tabelle verfolgt und ihm Fußball egal ist, ist sehr gut denkbar.
Doch wie lange soll diese Auszeit gehen? Christian Streich ist 58 Jahre alt – also noch weit entfernt vom allgemeinen Eintrittsalter ins Rentendasein. Er ist fit und gesund. Wie würde sein Alltag als Fußballtrainer-Rentner aussehen? Nur noch lesen, Rad fahren, zwischen 14 und 15 Uhr ein kleines Mittagsschläfchen? Oder einfach mal für ein paar Monate ins Ausland, um zu chillen? Abtauchen? Christian Streich hat Frau und Kind. Sein Sohn ist schulpflichtig, er will seine Familie sicherlich nicht monatelang nur noch per Teams oder Videokonferenz sehen.
Ein Sabbatical wäre sicherlich toll, danach sehnen sich viele Menschen. Doch das ist eben aus familiären Gründen nicht so einfach. Drei bis vier Monate Auszeit würde er sicherlich sofort unterschreiben, doch das ist in diesem Geschäft, so wie in den meisten Berufen, eben schwierig. Wieder zurück zu den A-Junioren? Nein. Ein Jahr Auszeit nehmen und dann bei einem anderen Bundesligisten anheuern? Nein.
Also was ist die Alternative? Weitermachen
Ich glaube, dass Christian Streich weitermachen und seinen Vertrag beim Sportclub verlängern wird. Der SC Freiburg ist erfolgreich, viele junge und gute Spieler kommen nach, auch international wusste der SC mit dem Erreichen des Europa League-Achtelfinales wieder zu glänzen.
Wenn der SC in dieser Saison in einem nervenaufreibenden Abstiegskampf wäre, würde Streich wahrscheinlich aufhören, weil ihn solche Situationen mit zunehmendem Alter eher zu schaffen machen. Doch der SC Freiburg steht gut da, man muss auch nicht befürchten, dass es in der kommenden Saison komplett den Bach heruntergeht. Die Qualität ist nach wie vor vorhanden, Geld für neue Spieler auch.
Ich kann nicht erkennen, dass die Glut bei Streich nur noch schwach glimmt. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass er komplett am Ende seiner Kräfte und Nerven ist. Ich glaube, die Ära Streich ist noch nicht zu Ende. Das innere Feuer lodert noch zu sehr. Deshalb: Mach's noch einmal, Christian Streich!