Für die TSG Hoffenheim kam er kaum auf Spielzeiten. Beim SC Freiburg will Attila Szalai jetzt zeigen, was er in der Bundesliga kann.
Die Wolken hängen tief über dem Trainingsplatz des SC Freiburg am Europa-Park Stadion. Es nieselt leicht, als Attila Szalai hinter Manuel Gulde in Richtung Rasen geht und einige Fans mit einem deutlichen "Morgen!" begrüßt.
Der Ungar scheint keine Startschwierigkeiten beim Sport-Club zu haben und ist - nicht nur wegen seiner Körpergröße von 1,92 Metern - kaum zu übersehen. Er lächelt und kommuniziert bei den Übungen direkt mit den Mitspielern - laut und für alle verständlich "Ja, weiter" oder "Gut".
Attila Szalai: "Man spürt positive Energie im Team"
Er sei positiv überrascht worden, wie ihn die Mannschaft aufgenommen hat, erzählt er im Gespräch mit SWR Sport: "Die Jungs machen es hier einem wirklich sehr, sehr leicht mit dem Reinkommen und mit der Akklimatisierung." Sie seien alle sehr nett und sehr offen, helfen bei jeder Kleinigkeit und Gelegenheit. "Man spürt, dass eine positive Energie im Team und in der Kabine ist." Das erleichtere dann auch für ihn das Ankommen in der neuen Mannschaft.
Warum es bei der TSG Hoffenheim nicht klappte
Die Anfrage von Freiburg habe ihn glücklich gemacht, sagte Szalai. Das ist nachvollziehbar, wenn man seine bisherige Bundesliga-Geschichte anschaut. Diese startete erst im vergangenen Sommer mit einer Unterschrift unter einem Vierjahresvertrag bei der TSG Hoffenheim. Er soll damals zwölf Millionen Euro gekostet haben und kam von Fenerbahce Istanbul - mit scheinbar zu hohen Erwartungen auf beiden Seiten. Für TSG-Geschäftsführer Alexander Rosen sei die Verpflichtung noch nicht aufgegangen, da müssten alle so ehrlich sein und das feststellen.
Für TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo ist das Kapitel mit der Leihe aber nicht zu Ende, sagte er auf SWR-Nachfrage: "Attila ist immer noch unser Spieler." Es habe auf seiner Position einen großen Konkurrenzkampf gegeben. "Attila hat Chancen bekommen, war nicht immer super glücklich." Er selbst habe dort nicht zeigen können, was er eigentlich kann, blickt Szalai auf die Zeit bei der TSG Hoffenheim zurück. "Hier möchte ich auf jeden Fall zeigen, was ich kann. Mit meiner Leistung und meiner Mentalität auf dem Platz oder außerhalb des Platzes. Und ich versuche wirklich Tag für Tag hart zu arbeiten und besser zu werden."
Christian Streich freut sich auf einen offenen Kerl
"Atti", wie er beim Training von Vincenzo Grifo genannt wird, hat mit Trainer Christian Streich schon die ersten Videoanalysen gemacht. Und auch in dieser Trainingseinheit nimmt Streich ihn zur Seite, um ihm direkt etwas zu erklären. Trotzdem wolle er ihn auch nicht überfrachten, sondern ankommen lassen. Für Linksfuß Attila Szalai gehe es laut Trainer Streich auch darum, Leichtigkeit zu behalten - auch wenn er jetzt unbedingt in Freiburg zeigen will, was er kann. Streich jedenfalls freut sich auf einen offenen, jungen Kerl mit viel Erfahrung, der auch im kommenden Bundesliga-Spiel gegen Bremen schon eine Option für die Startelf ist. Denn Manuel Gulde muss nach der Gelb-Roten Karte beim 3:2-Sieg gegen Hoffenheim zuschauen. Die Verteidiger Philipp Lienhart und Kenneth Schmidt fallen ebenfalls verletzt aus.
Beim SC soll es für Szalai besser laufen
Durch die Verletztenliste der Freiburger Defensive stehen Szalais Chance auf Spielminuten momentan wohl nicht so schlecht. Mit Zweikampfstärke und Robustheit will er den Breisgauern helfen. Von seinem ungarischen Mannschaftskollegen Roland Sallai habe er übrigens nur Gutes über Freiburg gehört. "Rolli", wie Szalai Roland Sallai nennt, fühle sich hier auch sehr, sehr wohl und habe ihn in Bezug auf die Mannschaft und die ganzen Leute hier sehr schnell überzeugt. "Und deswegen freue ich mich, dass ich auch mit ihm zusammen spielen kann."
Gemeinsamkeiten der beiden ungarischen Nationalspieler
Jetzt tragen beide nicht nur das Trikot des SC Freiburg, sondern teilen auch weitere Gemeinsamkeiten. Die Väter der beiden ungarischen Nationalspieler waren ebenfalls Fußballer, beide sind früh von zu Hause ausgezogen. Attila Szalai ging mit 14 Jahren ins Internat zu Rapid Wien, wo er dann fußballerisch ausgebildet wurde. Es folgten Stationen auf Zypern, bei Fenerbahce und zuletzt bei der TSG Hoffenheim. Nach intensiven ersten Tagen in Freiburg macht Attila Szalai im Dress des SC den Eindruck, als könnte das Kapitel Bundesliga hier im Breisgau so richtig starten.
Nach der einstündigen Trainingseinheit nimmt sich der Neuzugang Zeit für die Selfie- und Autogrammwünsche der Fans - ganz selbstverständlich, als wäre er schon Monate hier. Übrigens: Attila Szalai hatte noch keine Zeit die Stadt in Ruhe zu erkunden, aber das trübe, nieselnde Januarwetter im Schwarzwald scheint den Ungarn auch noch nicht abgeschreckt zu haben: "Was ich bis jetzt vom Auto aus gesehen habe, ist wirklich wunderschön."