Die deutsche Nationalmannschaft besiegt die Niederlande - dank Debütant Jamie Leweling. Der Profi vom VfB Stuttgart krönt damit seine krasse Entwicklung in den letzten 15 Monaten.
Nach Abpfiff des Länderspiels zwischen Deutschland und der Niederlande (1:0) war allen Beteiligten klar, wer der Mann des Abends gewesen war: Jamie Leweling. Der Profi vom VfB Stuttgart hatte bei seinem Debüt den entscheidenden Treffer erzielt, ein weiteres Tor war nach langem VAR-Check aberkannt worden. Und darüber hinaus zeigte der Offensivspieler eine starke Leistung.
Julian Nagelsmann: "Hätte nicht gedacht, dass Jamie so gut spielt"
"Ich weiß, dass er sehr viel Energie hat, aber dass er so gut spielt, hätte ich nicht gedacht. Er hat ein tolles Spiel gemacht", lobte Bundestrainer Julian Nagelsmann im ZDF Matchwinner Leweling. Worte wie ein Ritterschlag. Worte, denen sich Kapitän Joshua Kimmich anschloss: "Jamie muss man heute hervorheben. Es kommt nicht so oft vor, dass die Münchner Arena bei einem Debüt geschlossen steht und klatscht. Nicht nur wegen des Tores, er hat ein überragendes Debüt gegeben."
Lewelings Debüt wäre fast ins Wasser gefallen
Dabei wäre Lewelings erstes Länderspiel, für das es Standing Ovations gab, fast ins Wasser gefallen - es war nämlich auch der Unpässlichkeit seiner Teamkollegen zu verdanken. "Wenn alle gesund gewesen wären, wäre er nicht dabei gewesen", sagte DFB-Coach Nagelsmann. Leweling war erst nachträglich wegen der Verletzung von Bayern-Star Jamal Musiala in den Kader gerückt - und gegen die Niederlande ausgerechnet für seinen Stuttgarter Mannschaftskameraden Deniz Undav, der wegen muskulären Beschwerden passen musste, in die Anfangsformation.
Leweling war jedenfalls "einfach glücklich, spielen zu können. Dass ich dann so ein Spiel und ein Tor mache, das hätte man sich nicht schöner ausdenken können".
Leweling glänzt mit Technik, Geschwindigkeit und Dynamik
Leweling hat im DFB-Team die Stärken eingebracht, die ihn auch beim VfB Stuttgart zuletzt immer mehr auszeichneten: eine starke Technik, Geschwindigkeit und Dynamik, tiefe Läufe, die Bereitschaft, defensiv mitzuarbeiten und körperliche Robustheit. Allesamt Bereiche, in denen sich der 23-Jährige immens entwickelt hat. Den größten Sprung hat er aber in Sachen Entscheidungsfindung gemacht. Noch vor einem Jahr rauften sich die Anhänger der Schwaben oft die Haare, weil Lewelings Abschlüsse eine riesige Streuung hatten, weil sein letzter Pass meist unsauber war oder weil er vielversprechende Situationen oft überhastet verdaddelte.
Krasse Entwicklung - auch dank Trainer Sebastian Hoeneß
Leweling schien nach seinem Wechsel von Union Berlin zum VfB auf Leihbasis zunächst seinen Ruf als Talent, dem die letzten paar Prozentpunkte fehlen, lange zu bestätigen. Bei den Eisernen hatte er sich nicht durchsetzen können, in Stuttgart aber hat er in Sebastian Hoeneß einen Trainer, der an ihn und sein Potenzial glaubt. Dazu kam von Lewelings Seite die Bereitschaft, im Training hart zu arbeiten, sich anzubieten und sich ständig weiterentwickeln zu wollen.
In der Hinrunde der Saison 2023/24 pendelte der Offensivspieler noch zwischen Bank und Stammelf, bevor er sich in der Rückrunde in der ersten Elf festsetzte. Geholfen haben ihm dabei das 5:2 gegen RB Leipzig, als er seinen ersten Treffer für die Schwaben erzielte. Und der eminent wichtige 1:0-Auswärtssieg bei Borussia Dortmund, als Leweling den entscheidenden Treffer von Serhou Guirassy mustergültig vorbereitete. Spätestens ab da war die breite Brust spürbar.
Jamie Leweling hat sich unentbehrlich gemacht
Und sie ist in der neuen Saison noch viel breiter geworden. Leweling ist nicht mehr aus der Anfangsformation des VfB Stuttgart wegzudenken. Auf der offensiven Außenbahn hat er Chris Führich, immerhin auch Nationalspieler, verdrängt. Von Silas (mittlerweile Roter Stern Belgrad), im letzten Jahr lange Konkurrent, spricht rund um den Klub fast keiner mehr.
Leweling ist gesetzt, stand in allen sechs Bundesligaspielen, in beiden Champions-League-Partien sowie im Supercup gegen Bayer Leverkusen in der Anfangsformation. Lediglich im DFB-Pokal gegen Preußen Münster (5:0) gönnte ihm Coach Hoeneß eine Verschnaufpause, hier wurde der 23-Jährige nach knapp einer Stunde eingewechselt.
Leweling: "Ich habe mich angeboten"
Leweling strotzt vor Selbstbewusstsein, lieferte gegen Gladbach, Real und vor allem den BVB vor knapp drei Wochen innerhalb von acht Tagen drei Glanzleistungen ab. So wie nun auch gegen die Niederlande. Ein Bewerbungsschreiben sozusagen, um künftig fester Bestandteil der Nationalmannschaft zu sein. "Ich denke, ich habe gezeigt, was ich kann. Es haben zwar viele Spieler gefehlt, aber ich habe mich angeboten", sagte Leweling. "Den Rest entscheidet der Bundestrainer."
Klar ist aber: Geht sein Aufstieg so weiter und arbeitet Leweling weiter so hart an sich, dann kommt Julian Nagelsmann künftig nicht mehr vorbei an ihm.