Torhüter Alexander Nübel vom VfB Stuttgart debütiert nach der Verletzung von Marc-André ter Stegen in der Nationalelf - als Platzhalter, zumindest vorerst.
Für den kleinen Alexander Nübel war seine Oma die Rettung. In seiner Familie, erzählte der Torhüter vor seinem Länderspieldebüt am Freitag (20.45 Uhr) in Bosnien und Herzegowina schmunzelnd, habe sich niemand groß für Fußball interessiert, und seine Eltern fanden sein Gekicke im Wohnzimmer "extrem nervig".
Die Großmama aber erbarmte sich. "Meine Oma", berichtete Nübel mit schwärmerischem Blick, "hat viel Fußball gespielt mit mir im Garten, das war mega geil, echt schön." Und der Start einer Karriere, die laut Nübel mit seinem DFB-Einstand "das i-Tüpfelchen, die Krönung und den vorläufigen Höhepunkt" erhält - aber "hoffentlich noch nicht das Happy End", wie er betonte.
Als ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann über das Job-Sharing samt Trikottausch mit Oliver Baumann für die Nations-League-Spiele in Zenica und am Montag gegen die Niederlande informierte, "habe ich mich riesig drüber gefreut und meinen Eltern Bescheid gegeben", sagte Nübel. Denn klar: Auch Mutter und Vater habe er letztlich viel zu verdanken. Mit seinem Länderspieldebüt, ergänzte der 28-Jährige, erfülle sich ein "Traum", dem er mit "purer Vorfreude" entgegenfiebert.
Nübel stand schon als junger Torhüter im Fokus
Es war ein langer Weg von den Garten-Kicks mit der heute 92 Jahre alten Oma ins DFB-Trikot. Nübel galt bald als großes Talent, allerdings stets versehen mit einem "könnte" oder "sollte". Er könnte mal Deutschlands Nummer 1 werden, hieß es früh in seiner Karriere, er sollte nach seinem Wechsel von Schalke 04 zum FC Bayern 2020 den großen Manuel Neuer beerben. Doch Nübel kam nicht vorbei am Weltmeister, und auch beim DFB standen und stehen andere vor ihm. "Eine Karriere mit Steinen im Weg ist ganz normal", sagte Nübel nun bei RTL.
Dass er nach Umwegen über Monaco und Stuttgart jetzt doch noch die "Belohnung" erhält, wie er es nennt, ist seiner Beharrlichkeit zuzuschreiben - und der Tatsache, dass Neuer zumindest beim DFB zurückgetreten ist sowie dessen Erbe Marc-Andre ter Stegen ausfällt. Der Schlussmann des FC Barcelona, das hat Nagelsmann nach dessen schwerer Knieverletzung betont, bleibe die Nummer 1 für die WM 2026; Nübel und Baumann (34) sind die Platzhalter, zumindest vorerst.
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VfB-Torhüter Nübel will sich beweisen
Nagelsmann sagte am Donnerstag, er wolle "keinen künstlichen Konkurrenzkampf ausrufen". Doch Nübel, der das begehrte Trikot mit der "1" nach dem Bosnien-Spiel an Baumann übergeben wird, könnte qua Alter perspektivisch aufrücken. Könnte - wieder ein Konjunktiv. "Ich will mich zeigen", sagte er selbstbewusst, es sei in der Nationalelf wie im Verein: Wenn man erstmal spiele, wolle man sich auch "festsetzen. Man ist Herausforderer, bekommt die Chance - die will ich bestmöglich nutzen und genießen."
Irgendwann auch in München. Nübel ist noch bis 2026 an den VfB Stuttgart ausgeliehen, wo er sich auf der großen Champions-League-Bühne beweisen darf, seinen Vertrag bei den Bayern hat er erst im April bis 2029 verlängert. Spätestens in eineinhalb Jahren könnte, nein sollte er das Neuer-Erbe antreten dürfen. Allerdings hat der Rekordmeister inzwischen auch den Kölner U21-Nationaltorwart Jonas Urbig im Blick. Nicht nur Nübels Oma wird gespannt verfolgen, wie es weiter geht mit der Karriere der verschlungenen Wege ihres Enkels. "Ich hoffe", meinte der Keeper, "dass sie dieses Jahr noch mal vorbeischaut." Dann kann sie den kleinen Alex, den sie einst im Garten "trainierte", als echten Nationaltorwart begrüßen.