Anwar El Ghazi hatte gegen die von Mainz 05 ausgesprochene fristlose Kündigung geklagt und vom Mainzer Arbeitsgericht Recht bekommen. Die Mainzer wollen dagegen Berufung einlegen.
Der 1. FSV Mainz 05 wird im Rechtsstreit mit Anwar El Ghazi beim Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz Berufung einlegen. Die Mainzer hatten dem niederländischen Angreifer im November 2023 fristlos gekündigt, nachdem dieser zwei israelfeindliche Posts auf Instagram abgesetzt hatte. El Ghazi klagte dagegen und bekam am Freitag vor dem Mainzer Arbeitsgericht Recht - eine Entscheidung, mit der Mainz 05 sich nicht abfinden möchte. "Das Urteil ist aus unserer Sicht bezüglich der Argumentation zu Fristen und der fehlenden Berücksichtigung des Gesamtzusammenhangs nicht nachvollziehbar", sagte Johan-Michel Menke, der Anwalt der Mainzer.
Das Arbeitsgericht hatte die Entscheidung mit der verstrichenen Zwei-Wochen-Frist nach El Ghazis erstem Post begründet. Maßgeblich seien nur Tatsachen, die bei Zugang einer fristlosen Kündigung nicht länger als zwei Wochen bekannt seien. Mainz 05 hatte den 29-Jährigen jedoch erst nach dessen zweiten Post gefeuert. Das Gericht bewertete die Kündigung deshalb als unwirksam und erklärte, El Ghazis Äußerungen in dem zweiten Post seien noch von der Meinungsfreiheit gedeckt. Außerdem sprach das Gericht El Ghazi die Fortzahlung seines Gehalts von monatlich 150.000 Euro zu plus einer Sonderzahlung – insgesamt knapp 1,5 Millionen Euro. Sein Vertrag läuft weiter bis Juli 2025.
El Ghazi hatte Israel indirekt das Existenzrecht abgesprochen
El Ghazi hatte kurz nach dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel im Oktober 2023 unter anderem geschrieben: "Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein." Gemeint ist, dass sich Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer ausdehnen sollte. Damit wird Israel gewissermaßen das Existenzrecht abgesprochen. Mainz 05 hatte den Spieler zunächst suspendiert, ihn nach einem vermeintlichen Reuebekenntnis jedoch wieder ins Team aufgenommen.
Anfang November erklärte El Ghazi jedoch, er bereue seine Position "nicht und habe keine Gewissensbisse. Ich distanziere mich nicht von dem, was ich gesagt habe." Vielmehr werde er "bis zu meinem letzten Atemzug für Menschlichkeit und die Unterdrückten" einstehen. Seine "Position bleibe die, die es immer gewesen sei", betonte der Niederländer mit marokkanischen Wurzeln.