Fußball | Bundesliga

Der Bessermacher: Wiedersehen für Marcel Rapp mit der TSG Hoffenheim

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Redakteur/in
SWR (mit Material vom NDR)
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Johannes Seemüller
Johannes Seemüller, SWR-Sportjournalist

Der Pforzheimer Marcel Rapp geht als Trainer von Aufsteiger Holstein Kiel in seine erste Bundesliga-Saison. Gleich zum Auftakt kehrt er an seine alte Wirkungsstätte zurück.

Wenn Marcel Rapp am Samstag als Cheftrainer von Aufsteiger Holstein Kiel die Arena in Sinsheim betreten wird, dann wird ihm vieles noch sehr heimisch vorkommen. Hier kennt der 45-Jährige jede Tür, jeden Zugang und jeden Grashalm. Zwischen 2013 und 2021 arbeitete der Pforzheimer als Nachwuchscoach bei der TSG Hoffenheim. Dann übernahm er Zweitligist Holstein Kiel und schrieb mit den Norddeutschen eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, die mit dem Aufstieg ins Fußball-Oberhaus gekrönt wurde.

Für vier Spiele Trainer der Hoffenheimer Profis

Im Januar 2013 war Rapp, der als Fußballprofi neun Zweitligaspiele für den Karlsruher SC absolvierte, als Co-Trainer der U17 eingestiegen. Später betreute er vier Jahre die U19 der Hoffenheimer. Im Juni 2020 übernahm er zwischenzeitlich, nach der Entlassung vom damaligen Cheftrainer Alfred Schreuder, für vier Spiele gemeinsam mit Matthias Kaltenbach die Profi-Mannschaft. Anfang Oktober 2021 wechselte Rapp dann aus dem Kraichgau an die Kieler Förde.

Gleich im dritten Spiel nach Beginn seiner Amtszeit in Kiel hatte es Rapp erstmals sportlich mit Hoffenheim zu tun: Am 26. Oktober 2021 kam sein Team in der 2. Runde des DFB-Pokal bei der TSG mit 1:5 unter die Räder. Es war das bisher einzige Pflichtspiel zwischen den beiden Vereinen, und die Störche halfen mit Eigentoren zum 0:1 und 0:2 kräftig mit. So leicht will es der Bundesliga-Aufsteiger den etablierten Hoffenheimern am kommenden Samstag (15.30 Uhr im Audiostream bei sportschau.de) allerdings nicht machen.

Rapp hat seine Chance souverän genutzt

In Hoffenheim verabschiedeten sie Rapp damals mit Lobeshymnen. "Marcel hat seine Spuren in der TSG-Akademie hinterlassen", sagte der damalige Akademie-Leiter Jens Rasiejewski. "Er hat den Trainerjob mit viel Leidenschaft ausgefüllt und sich bei aller Professionalität seine lockere und sympathische Art bewahrt. Der Sprung in die 2. Liga zu einem ambitionierten Verein wie Holstein Kiel ist eine große Chance, die er sich verdient hat." Und Rapp hat diese Chance souverän genutzt.

Der Badener gilt auch beim Bundesliga-Aufsteiger Kiel als Bessermacher. Abwehrspieler Tom Rothe sagte kürzlich über seinen Trainer: "Ich mag, dass er mich nervt." Rapp kann mit einer solchen Aussage gut umgehen. Er will seinen Spielern erklären, wie sie Situationen anders und besser lösen können. Er wolle "nerven mit Inhalten, dass man dran bleibt, sich zu verbessern", erklärte der Coach im NDR.

Ein Badener mit Dialekt in Kiel

Gleich bei seiner ersten Station als Profi-Trainer gelang Rapp mit dem Aufstieg der Kieler in die Beletage des deutschen Fußballs ein Meisterstück. Trotzdem blieb er in der Stunde des Triumphs bescheiden. "Ich freue mich für die Stadt. Der Verein hat es verdient. Hier wurde immer kontinuierlich gearbeitet – schon vor meiner Zeit."

Mittlerweile haben sie sich im hohen Norden an Rapps deutlich vernehmbaren badischen Dialekt gewöhnt. Der Pforzheimer begrüßt seine Trainerkollegen und Spieler inzwischen mit "Moin". Weit wichtiger ist ohnehin, dass sie im Club dieselbe sportliche Sprache sprechen.

Besonders beliebt hat sich Rapp mit der Einführung eines Glücksrades gemacht. Ein Element, mit dem Zu-Null-Spiele gefeiert werden. So kann sich das Team zum Beispiel einen freien Tag erspielen. Allerdings gibt es auch "Nieten", so dass Spieler beispielsweise im Fanshop arbeiten müssen. Am Samstag, beim Spiel an seiner alten Wirkungsstätte, will Rapp auf keinen Fall eine Niete ziehen. Er schielt eher auf den ersten großen Wurf in der Bundesliga.