Als Spieler holte Oliver Schäfer mit dem FCK den DFB-Pokal. Jetzt kehrt er als Athletiktrainer der Roten Teufel nach Berlin zurück und hat sich vorgenommen, das Finale zu genießen.
Oliver Schäfer ist die Erleichterung förmlich ins Gesicht geschrieben. Mit dem überzeugenden 5:0-Heimsieg gegen Braunschweig am letzten Spieltag konnten sich die Roten Teufel versöhnlich von einer verkorksten Zweitligasaison verabschieden. Bereits eine Woche zuvor war der Klassenerhalt sicher. "Die Stimmungslage ist super positiv, da wir unser Saisonziel erreicht haben", gibt Schäfer im SWR Sport Podcast "Nur der FCK" Einblicke in seine Gefühlswelt. "Jetzt hast du eigentlich nur noch Vorfreude auf das große Event", spielt Schäfer auf das Pokalfinale an.
Schäfer erinnert sich an den Abstieg und den Pokalsieg 1996
Oliver Schäfer macht keinen Hehl draus, dass der Druck in den vergangenen Monaten extrem war. Der mögliche Abstieg sei wie ein Damoklesschwert über dem Betze geschwebt. "Da kommen natürlich auch Erinnerung an '96 hoch, sowas gab es ja schon mal, da hat jeder dieses Horrorszenario im Kopf und denkt, dass man das nicht noch einmal erleben will", erinnert Schäfer an 1996, als der FCK zum ersten Mal aus der Bundesliga abstieg - und am Ende den Pokal gewann.
Durch den Sieg von Eintracht Braunschweig gegen Wiesbaden war dem FCK - trotz vorheriger Niederlage gegen die Hertha - der Klassenerhalt nicht mehr zu nehmen: "Am nächsten Tag hat es mir erstmal die Füße weggezogen. Du hast permanent über Wochen und Monate Spannung und wenn die dann abfällt, nimmt der Körper sich mal ganz schnell seine Auszeit und zeigt dir, dass du die letzten Wochen vielleicht ein bisschen überdreht hast", so Schäfer.
Kritik an der Laufleistung der Roten Teufel
In dieser Saison wurde von Fans, Medien, aber beispielsweise auch FCK-Chef Hengen die Laufleistung der Mannschaft kritisiert. Diese Kritik ist an Schäfer, der als Athletiktrainer auch für die Fitness der Spieler zuständig ist, nicht vorbeigegangen: "Natürlich fühlt man sich damit angesprochen, letztendlich ist das ja auch der Bereich, der mir mit zugeschrieben wird."
Er könne im Training aber auch nicht einfach sagen, dass sein Bereich der wichtigste sei. Wenn nur die Laufleistung zählen würde, müsse er eigentlich ein reines Leichtathletik-Training machen, so Schäfer überspitzt. Es sei immer eine Zusammenarbeit zwischen dem, was er an reinem Lauftraining ansetze und den Spielformen mit viel Laufarbeit, die der Trainer gerne mache.
FCK mit "gutem Fitnesszustand"
Der Mannschaft bescheinigt Schäfer einen guten Fitnesszustand: "Ich habe, als ich den Fußballlehrer gemacht habe, gelernt: "Kondition baust du nicht in einer Woche auf und auch nicht in einer Woche ab." Damit spielt Schäfer auf die Tatsache an, dass die Gesamtleistung der Mannschaft von Spiel zu Spiel teilweise stark variiert hat. "Wenn du gegen Kiel 120 Kilometer läufst und gegen Magdeburg 120 Kilometer läufst und jeweils ein Spiel davor oder danach nur noch 105, kann es ja nicht sein, dass die Jungs innerhalb einer Woche die Kondition verloren haben."
Es komme auch immer darauf an, welches Spielsystem gespielt werde, was der Gegner anbiete. Bei einem hohen Pressing des Gegners, bei dem man nur ab und zu zum Kontern komme, erreiche man auch keine hohe Kilometer-Laufleistung, so Schäfer.
"Also muss es am Kopf liegen. Wenn ich eine Woche 120 Kilometer laufe und die nächste nur 105 Kilometer und das Spiel wäre passend gewesen, um 120 zu laufen, dann ist es manchmal halt auch die Fähigkeit eines Einzelnen, immer wieder an seine Grenze zu gehen."
Große Vorfreude auf das Pokalfinale gegen Leverkusen
Oliver Schäfer hat mit dem FCK schon das erreicht, wovon viele Fans gerade träumen: 1996 wurde er Pokalsieger. Schäfer und seine Teamkameraden waren gerade zum ersten Mal aus der Bundesliga abgestiegen. Mit dem 1:0-Sieg im Finale gegen Karlsruhe konnten sie zumindest einige der bitteren Abstiegstränen bei den Fans wieder trocknen: "Das ist ein Erlebnis, das du nicht wegschieben kannst, das ist immer da. Selbst wenn ich jetzt darüber spreche, bekomme ich schon wieder Pipi in den Augen." Schäfer hofft, dass er das Erlebnis Berlin dieses Mal sogar noch etwas mehr genießen kann als vor 28 Jahren.
In der Vorbereitung gilt jetzt der volle Fokus auf Finalgegner Bayer Leverkusen. Schwächen habe man beim kommenden Gegner allerdings kaum finden können. Doch auch wenn der FCK als absoluter Außenseiter antritt, betont Schäfer: "Es ist ein einziges Spiel, da ist viel möglich. Leverkusen hat seit über 50 Spielen nicht verloren. Jetzt können wir sagen: Irgendwann ist man immer mal dran." Schäfer hofft mit einem Augenzwinkern auch auf ein wenig Glück gegen die Werkself: "Vielleicht schießen sie auch unseren Torhüter kaputt, den Pfosten und die Latte dazu."
FCK: Keine Chance gegen Leverkusen, trotzdem optimistisch
Natürlich sind diese Gedankenspiele Wunschdenken. Doch Oliver Schäfer weißt auch, dass es in der Vergangenheit im Fußball schon ähnliche Fälle gegeben hat, bei denen der vermeintliche Underdog den Großen geärgert hat. 1996 hatten den FCK als Absteiger auch die wenigsten als Pokalsieger auf dem Zettel. Kann er der jetzigen Mannschaft von seinen Erfahrungen von damals etwas mitgeben? "Man trifft sich ja schon mal kurz beim Duschen oder in der Sauna und quatscht da ein bisschen salopp daher", scherzt Schäfer.
Schäfer kennt die Stärken der scheinbar übermächtigen Mannschaft aus Leverkusen. Zum Beispiel, wenn ein Angriff nach dem anderen über einen schnellen Außen wie Jeremie Frimpong läuft: "Wenn die zu viel Raum haben, ist es schwer, die zu verteidigen. Wenn die Bälle erstmal in die Tiefe gespielt sind, bleibt dir als Außenverteidiger keine andere Möglichkeit, als ins Laufduell zu gehen."
Fußball | Podcast Nur der FCK
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Schäfer hat aber auch eine Idee, wie man gegen Bayer ein Tor erzielen könnte: "Wir müssen einfach nur gucken, dass wir in die Nähe des Tores kommen und dann einen Freistoß kriegen, dann schauen wir weiter."
Oliver Schäfer will dauerhaft beim FCK bleiben
Oliver Schäfer verfügt über die Fußballlehrer-Lizenz. Damit stünden ihm auch als Cheftrainer eigentlich alle Türen offen. Doch Schäfer ist glücklich in seiner Wahlheimat Kaiserslautern und mit seinem Job. "Ich habe meine Nische gefunden, die mir Spaß macht." Man solle zwar nie nie sagen, aber Cheftrainer wolle er eigentlich nicht mehr werden.
"Ich bin jetzt schon so lange in der Pfalz und bin länger hier als in Südbaden, wo ich eigentlich herkomme. Also bin ich mehr Pfälzer. Ich fühle mich hier wohl und möchte hier bleiben, weil es meine Region und mein Verein ist."
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