Fußball | Meinung

Neuer FCK-Trainer: Schwer nachvollziehbar, aber Markus Anfang hat eine Chance verdient

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Autor/in
Michi Glang

Der FCK hat Markus Anfang als neuen Trainer präsentiert. Eine bemerkenswerte Wahl, denn Anfang geht mit schweren Hypotheken ins Rennen. Eine faire Chance hat er trotzdem verdient, sagt SWR-Sportredakteur Michi Glang.

Es hatte sich seit einigen Tagen angedeutet, dass der FCK an einer Verpflichtung von Markus Anfang als Nachfolger von Friedhelm Funkel arbeitet. Als der Deal dann fix war und verkündet wurde, entlud sich der Ärger und Frust vieler FCK-Anhänger. Wie man denn so einen als neuen Trainer verpflichten könne. Und zugegeben: Dass Markus Anfang im Profi-Fußball überhaupt noch einen Job findet, zuletzt bei Dynamo Dresden und jetzt beim FCK, ist erstaunlich.

Zum einen war Anfangs letzte Station nur von mäßigem Erfolg geprägt. Der Aufstieg sollte es sein für Dynamo, zehn Punkte Vorsprung auf Rang drei hatten die Dresdner im Winter. In der Rückrunde verspielte Anfangs Mannschaft das Polster, der Klub zog im April die Reißleine und setzte Anfang vor die Tür. Dresden wurde am Ende Vierter und verpasste den Aufstieg.

Anfang sorgte für Skandal mit gefälschtem Impfpass

Vor seiner Zeit bei Dynamo wirkte Anfang bei Werder Bremen. Dort leistete sich der Trainer einen Aussetzer, der im Fußball seinesgleichen sucht. Anfang besorgte sich während der Corona-Pandemie einen gefälschten Impfnachweis und nahm unter anderem am Kölner Karneval teil, was zu dieser Zeit nur für Geimpfte und Genesene mit einem aktuellen negativen Corona-Test erlaubt war.

Später sagte er im ZDF-Sportstudio, er habe Angst vor der Impfung wegen möglicher Komplikationen mit dem Herzen gehabt. Angst, sich in die Menschenmassen des Karnevals zu stürzen, hatte er offenbar nicht. Eine skurrile Geschichte, die Anfang ein Jahr Sperre (mit Bewährung nach sieben Monaten) und eine Geldstrafe einbrachte.

Es schien das Ende einer Trainerkarriere zu sein, zu egoistisch und verantwortungslos wirkte Anfangs Aktion. Dann aber kam Dynamo Dresden, jetzt der FCK. Dort hatte der 49-Jährige von 2002 bis 2004 als Spieler gemeinsam mit Thomas Hengen auf dem Platz gestanden. Hengen bleibt damit dem Weg treu, sich mit Vertrauten zu umgeben. Und doch muss diese Trainerwahl für den Geschäftsführer sitzen.

Wahl auf Anfang schwer nachvollziehbar, aber...

Geht es schief, werden alle sagen: 'Wie konntest du nur?' Das wäre auch nachvollziehbar, Hengen würde massiv unter Druck geraten. Aber, auch das ist ein Teil der Wahrheit: Markus Anfang hat genauso eine Chance verdient wie jeder andere. Für die Impfpass-Geschichte ist er bestraft worden. Und sportlich steht er tatsächlich dafür, seine Mannschaften aktiv mit dem Ball spielen zu lassen. Es wäre der Anschub für die am Betzenberg häufig eingeforderte Weiterentwicklung des Teams.

Kaiserslautern

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Es hatte sich angedeutet, nun ist es fix: Markus Anfang wird in der kommenden Saison den 1. FC Kaiserslautern trainieren. Der frühere FCK-Profi folgt damit auf Friedhelm Funkel, der die Roten Teufel verlassen wird.

Der Tag in RLP SWR1 Rheinland-Pfalz

Bei Holstein Kiel ließ Anfang einst derartig attraktiven Offensivfußball spielen, dass die Störche erst in der Bundesliga-Relegation vom VfL Wolfsburg gestoppt wurden. Allerdings ist das nun schon eine Weile her. Bei den folgenden Stationen beim 1. FC Köln, Darmstadt 98 und eben Bremen und Dresden blieb wenig Positives hängen. Kurios: In Köln wurde der Coach kurz vor dem Saisonende als Tabellenführer der 2. Bundesliga freigestellt, den Aufstieg sollte U21-Trainer André Pawlak ins Ziel bringen.

Die Wahl von Anfang wirkt aufgrund der jüngeren Vergangenheit schwer nachvollziehbar. Dass der neue FCK-Trainer aber jetzt schon von vielen als untauglich und unerträglich bezeichnet wird, ist schlicht unfair. Schließlich hat Anfang noch nicht einen Tag am Betzenberg gearbeitet, er hat eine Chance verdient.

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Michi Glang