Leo Scienza ist einer von zehn Neuzugängen des 1. FC Heidenheim. Bislang ist der frühere Ulmer Dribbelkünstler ein Volltreffer für das Bundesliga-Überraschungsteam.
Der Mann lebt seinen Traum: Erst das heißersehnte Bundesliga-Debüt. Dann umjubelter Bundesliga-Torschütze. Und dazu als große Überraschung auch noch Bundesliga-Tabellenführer. Mehr geht nicht. Leo Scienza kann die Glücksmomente seit Saisonbeginn kaum in Worte fassen: "Das Gefühl ist jeden Tag wie ein Traum. Mit den Trainern und den Mitspielern zu trainieren und in der Bundesliga zu spielen".
Sein Bundesliga-Premierentreffer am vergangenen Sonntag beim 4:0 gegen den FC Augsburg ließ "Strahlemann Leo" weiter aufleben: "Das erste Bundesligator ist für jeden Fußballspieler etwas Besonderes. Es ist einfach ein geiler Tag", sagt der Offensivspieler danach im Gespräch mit SWR Sport. Wobei es nicht sein erster Pflichtspieltreffer für Heidenheim war. Angreifer Scienza traf auch beim siegreichen Europapokal-Debüt des FCH im schwedischen Häcken.
Edeltechniker mit luxemburgischen Vorfahren
Wer Leo Scienza beim Fußballspielen etwas genauer beobachtet und verfolgt, ist einfach nur entzückt und begeistert. Der junge Mann streichelt den Ball geradezu, schlängelt sich mit seiner feinen Technik und seinen geschmeidigen Bewegungen geradezu um die Gegenspieler. Immer mit mächtig Zug zum Tor. Der Ball, sein liebstes Spielzeug: "Klar", sagt er und lacht, "ich bin ein Brasilianer und will immer den Ball haben".
Er will den Ball und er muss lernen. "Ich muss mich hier auch auf das Spiel gegen den Ball und die Zweikämpfe konzentrieren. Das ist der Heidenheim-Style, laufen und kämpfen. Das ist wichtig für meine Entwicklung. In der Bundesliga musst du alles gut können, ich will immer lernen und alles noch besser machen".
Bislang ist ihm das als Bundesliga-Neuling beeindruckend gut gelungen. Der Ehrgeiz ist groß bei dem blonden Südamerikaner mit den strahlend blauen Augen, dessen kompletter Name Leonardo "Leo" Weschenfelder Scienza ist, und dessen Vorfahren aus Luxemburg stammen. In Frank Schmidts Offensiv-Rotation spielt er mal den Joker, mal den Starter. Damit wird auch Überlastung durch die Dreifachbelastung Bundesliga, DFB-Pokal und Conference League vorgebeugt.
Von der sechstklassigen Verbandsliga bis in die Bundesliga
Der persönliche Aufstieg des 25-Jährigen ist wirklich atemberaubend. Vor eineinhalb Jahren kickte der Offensivspieler, der 2019 nach Deutschland kam und über Schalke II in der zweiten Mannschaft des 1. FC Magdeburg landete, in der sechstklassigen Verbandsliga. Dort schoss er in zehn Spielen 13 Tore und der SSV Ulm 1846 entdeckte ihn letztes Jahr für sein gerade in die 3. Liga aufgestiegenes Team.
"Leo" ist seither nicht mehr aufzuhalten. Mit zwölf Treffern und 17 Vorlagen war der Brasilianer ein entscheidender Faktor für den Durchmarsch der "Spatzen" in die 2. Liga, wurde sogar zum Spieler des Jahres gekürt. Noch immer denkt er gerne an das famose Jahr in Ulm zurück, ist Trainer, Team und Fans dankbar für die Unterstützung.
Klar, dass Scienza, der noch als Jugendlicher in Brasilien Futsal und nicht Fußball spielte, mit seinen außergewöhnlichen Aktionen im Ulmer Trikot vergangene Saison schnell in den Fokus der Erstligisten geriet. Eben auch beim benachbarten 1. FC Heidenheim, der ihn in diesem Sommer von der Donau an die Brenz holte. Leo, von der Verbandsliga in die Bundesliga durchgestartet.
Leo Scienza und Paul Wanner: Freunde nicht nur auf dem Rasen
Eine ganz besondere Freundschaft verbindet "Leo" auch mit Paul Wanner, der 18-jährigen Bayern-Leihgabe und Shooting-Star des FCH mit bereits vier Pflichtspieltreffern in dieser noch jungen Saison. Zusammen bilden sie ein tolles Offensiv-Duo, das Zusammenspiel der beiden Edeltechniker funktioniert immer besser.
Und "Leo" hat "Paul" auch schon den passenden Spitznamen verpasst: "Ich mache immer Spaß. Für mich heißt er 'Paulinho', weil er spielt wie ein Brasilianer. Er hat eine tolle Technik und ist ein unglaubliches Talent. In ein paar Jahren werden wir ihn in der Nationalmannschaft sehen", ist sich Scienza sicher, was den Werdegang des Mitspielers angeht.
Perfekte Heidenheimer Startbilanz
"Leo" und "Paul", zwei "Zauberfüße" in der neuformierten Heidenheimer Offensive: "Er ist ein super Typ und wir verstehen uns auf dem Platz und auch außerhalb sehr gut. Das passt super zusammen", freut sich Scienza. Das zeigt auch die bisherige Saisonbilanz des Teams: Fünf Pflichtspiele, fünf Siege, auch das geht momentan nicht besser. Leo Scienza und der 1. FC Heidenheim - das macht einfach brasilianischen Fußballspaß.