Der 1. FC Heidenheim spielt zum Jahresausklang am Sonntag (15.30 Uhr) im Kellerduell beim Tabellenletzten VfL Bochum. Dabei verzichtet Trainer Frank Schmidt überraschend auf seinen Vize-Kapitän Lennard Maloney.
Man kann es kaum glauben. Ausgerechnet er. Ausgerechnet Lennard Maloney, der bisherige Musterschüler, schert aus der Heidenheimer Fussballgemeinschaft aus. Während der Aufstiegssaison und im Bundesliga-Premierenjahr noch als Laufwunder und Mentalitätsmonster abgefeiert, ist der Vize-Kapitän vor dem vielleicht richtungsweisendsten Spiel der noch jungen Heidenheimer Bundesliga-Historie außen vor.
Von seinem Trainer (vorerst?) aussortiert. Schon in der Conference League am Donnerstag gegen St. Gallen hatte Frank Schmidt auf seinen bisherigen "Malocher" Maloney verzichtet. Am Sonntag beim Tabellenletzten in Bochum wird der kampferprobte Mittelfeldmann erneut im Spieltagskader fehlen. Und das in einem übelebenswichtigen Bundesliga-Kellerduell, in dem vor allem die Stärken eines Lenny Maloney gefragt sind: Einsatz, Härte, Zweikampfstärke, Widerstandsfähigkeit.
Wichtiges Zeichen gegenüber der Mannschaft
"Im Kopf nicht frei für Leistung und sportliche Situation", begründet der FCH-Coach seine für Außenstehende ebenso überraschende wie knallharte Entscheidung. Schmidt kann und will in dieser prekären Situation, auf dem Relegationsplatz stehend und das Kellerduell tief im Westen vor Augen, nur auf Spieler setzen, "die aus Sicht des Trainers zu 100 Prozent den Fokus auf den Interessen des 1. FC Heidenheim haben".
Was das auch immer heißen mag, Frank Schmidt mochte am Freitag darauf nicht näher eingehen. Eine Aussage des sichtlich enttäuschten Trainers mit großem Interpretationsspielraum. In jedem Fall ein Urteil wie eine schallende Ohrfeige für den Fußballprofi Maloney. Der Heidenheim-Coach hat damit allerdings auch ein ganz wichtiges Zeichen seiner Mannschaft gegenüber gesetzt, will im Abstiegskampf alle Kräfte bündeln, zusammenrücken. Soll heißen: Wer jetzt nicht voll mitzieht, ist erstmal raus. Und wenn es wie in diesem Fall der Vize-Kapitän des Teams ist.
Lennard Maloneys Vertrag läuft aus
Dazu muss man wissen, dass Lennard Maloneys Vertrag nach Saisonende ausläuft. Ein neues Arbeitspapier mit dem FCH kam bislang nicht zustande und wird es vermutlich auch nicht. Nach Medienberichten soll der Spieler das Heidenheimer Angebot bereits vor Wochen abgelehnt haben. Der 25-Jährige wäre also im nächsten Sommer ablösefrei zu haben, was das Interesse anderer Vereine an dem robusten Abräumer im besten Alter entsprechend erhöht.
Ein Vorkämpfer wie Maloney ist begehrt auf dem Spielermarkt. Auch wenn seine Leistungen in der laufenden Saison ähnlich durchwachsen waren wie die des gesamten Teams. Abwanderungsgelüste wurden dem US-Amerikaner schon letzten Sommer nachgesagt. Ein Transfer kam aber, anders als bei den Ex-Heidenheimer Offensivstars Kleindienst, Beste und Dinkci, bei Maloney nicht zustande. Möglicherweise wird ein Standortwechsel in der bevorstehenden Wintertransferphase im Januar nachgeholt. In diesem Fall gäbe es für den FCH sogar noch eine Ablöse. Spätestens nach der Saison stehen die Zeichen nach den jetzigen Ereignissen sowieso auf Abschied.
Schmidts Entscheidung konsequent und richtig
Bedauerlich ist es allemal, sollte die mehr als zwei Jahre lang so erfolgreiche und beinahe fussballmärchenhafte Zusammenarbeit zwischen dem Ex-Drittligaspieler und dem 1. FC Heidenheim unter diesen unschönen Umständen vorzeitig zu Ende gehen. Auch wenn es in diesem Fall besonders schmerzt: Frank Schmidt hat mit seiner konsequenten Entscheidung, auf einen wie auch immer nicht bereiten Spieler wie Lennard Maloney zu verzichten, alles richtig gemacht. Ob wir "Lenny" Maloney noch einmal im Heidenheimer Trikot sehen werden? Fraglich allemal. Nach dem Bochum-Spiel wird man sich auf dem Schlossberg zusammensetzen und beraten. Auch über mögliche Neuzugänge.