Fußball | Bundesliga

Ein Fall für drei: Wehe, wenn Heidenheims Kleindienst, Beste und Dinkci nicht treffen

Stand
Autor/in
Kersten Eichhorn

Am Sonntag (15:30 Uhr) trifft der 1. FC Heidenheim auf den VfL Bochum. Erstaunlich im bisherigen Saisonverlauf: Bei den Schwaben trifft überwiegend ein Trio ins gegnerische Tor.

Diese Statistik ist wirklich außergewöhnlich: In der laufenden Bundesliga-Saison hat der 1. FC Heidenheim 17 Mal ins gegnerische Tor getroffen, und allein 15 dieser Treffer gingen auf das Konto von nur drei Spielern. Tim Kleindienst, Jan-Niklas Beste und Eren Dinkci trafen jeweils fünf Mal für den FCH. Das sind etwas mehr als 88 Prozent aller Treffer, die dem Torjäger-Trio zuzurechnen sind. Daneben waren nur noch Marvin Pieringer (beim 2:3 gegen die TSG Hoffenheim) und Jan Schöppner (beim 2:0 gegen den VfB Stuttgart) erfolgreich. Der 1. FC Heidenheim und das Toreschießen in der Bundesliga, das ist in der Regel nur "ein Fall für drei".

Nur Tabellenführer Leverkusen mit noch gefährlicherem Toremacher-Trio

Erstaunlich: Drei Spieler mit fünf oder mehr Treffern, das hat nach den bisherigen elf Spieltagen neben Heidenheim nur noch Tabellenführer Bayer Leverkusen vorzuweisen: Victor Boniface (7), Alejandro Grimaldo (6) und Jonas Hofmann (5 Tore) trafen bislang 18 Mal für die Werkself. Bei insgesamt 34 Leverkusener Saisontoren sind das allerdings anteilig "nur" 53 Prozent aller Bayer-Treffer. Kein Vergleich also zur Dominanz des FCH-Trios. Und selbst die großen Bayern können da nicht mithalten, haben mit den Hochkarätern Harry Kane (17) und Leroy Sané (8) aktuell nur zwei Torjäger mit fünf oder mehr Treffern.

Wie abhängig ist der FCH von seinen drei Torjägern?

Und so zeigt sich Heidenheims Trainer Frank Schmidt vor der Partie am Sonntag (15:30 Uhr) gegen den VfL Bochum generell zufrieden mit dem Offensivspiel und der Torgefährlichkeit seines Teams: "Da sind wir sehr gut unterwegs und haben in jedem Spiel unsere Torchancen", so Schmidt. Auch mit den bisher erzielten 17 Toren habe man zur Freude des Coaches "für einen Aufsteiger genügend Tore gemacht".

So erfreulich die ausgeprägte Torgefährlichkeit von Kleindienst, Beste und Dinkci im ersten Saisondrittel allerdings auch sein mag: Sie zeigt gleichzeitig auch eine gewaltige Unwucht und Unausgeglichenheit, was den erfolgreichen Torschuss beim FCH angeht. Es ist eine fast völlige Abhängigkeit in der Offensive: Trifft das Trio nicht - trifft (fast) kein anderer im Brenztal.

Trainer Frank Schmidt hofft auf Unterstützung auch von seinen Jokern

Geschickte Angreifer wie Österreich-Rückkehrer Nikola Dovedan oder Denis Thomalla (letzte Saison acht Tore), die in der Vergangenheit in der 2. Liga ihre Torgefährlichkeit nachgewiesen haben, gingen bislang noch völlig leer aus. Auch die Kopfballstärke von Abwehrchef Patrick Mainka (drei Treffer in der vergangenen Runde), insbesondere bei Ecken, führte noch zu keinem Bundesliga-Treffer.

Trainer Frank Schmidt hofft künftig auf entsprechende Unterstützung für Kleindienst, Beste und Dinkci. Inklusive der Auswechselbank: "Auch die Spieler, die nicht regelmäßig von Anfang an spielen, aber regelmäßig zum Einsatz kommen, die müssen uns in dem Bereich unterstützen. Gerade wenn es bei den anderen mal nicht so läuft." Was auch die Statistik untermauert: In der Bundesliga ist der 1. FC Heidenheim noch ohne Jokertor.

Kleindienst, Beste, Dinkci - völlig unterschiedliche Tor-Typen

So gleichauf Kleindienst, Beste und Dinkci beim Toreschießen sind, so unterschiedlich agieren sie auf dem Rasen. Während der letztjährige Zweitliga-Torschützenkönig Tim Kleindienst (24 Treffer) eher der großgewachsene Stoßstürmer mit ausgeprägter Wucht und Kopfballstärke im Strafraum ist, schießt der schnellste Bundesligaspieler Eren Dinkci (35,97 km/h) seine Tore gerne über die rechte Seite mit flottem Anlauf. Der wuselige Jan-Niklas Beste beackert dagegen bevorzugt die linke Außenbahn und betätigt sich in dieser ersten Heidenheimer Bundesliga-Saison vor allem als Kunstschütze.

Heidenheimer "Zauberfuß" Jan-Niklas Beste

Neben seinen gefährlichen Eckbällen, die mit Rasanz in den gegnerischen Sechszehner rauschen, beeindruckte der frühere Bremer vor allem mit zwei wunderschönen Freistoßtoren. Sowohl gegen die TSG Hoffenheim ("Tor des Monats" August) als auch gegen Union Berlin jagte der 24-Jährige den Ball jeweils mit seinem linken Zauberfuß zentimetergenau in den Torwinkel. Es liegt vor allem an Bestes Beinen, dass die Heidenheimer mehr als ein Drittel ihrer Tore (41 Prozent) nach Standardsituationen erzielten. Neben seinen fünf eigenen Treffern bereitete Jan-Niklas Beste auch vier weitere Tore vor.

Bundesliga-Spitze bei den Weitschusstoren

Sogar Bundesligaspitze ist der FCH in Sachen Weitschusstore. Fünf Treffer erzielte das Team von Trainer Frank Schmidt von außerhalb des Strafraums, mehr als jede andere Mannschaft im Oberhaus. Herausragend dabei vor allem das 40-Meter-Tor von Tim Kleindienst im Schwaben-Derby gegen den VfB Stuttgart.

Am Sonntag geht's nach der Länderspielpause in den Jahresendspurt, daheim gegen den Keller-Konkurrenten VfL Bochum. Dann heißt es einmal mehr: Ganz egal, wer wie warum und aus welcher Distanz die Tore für den FCH schießt. Ob es erneut "ein Fall für drei" wird oder ob endlich auch andere die Last des Toreschießens übernehmen: Hauptsache die drei Punkte bleiben auf dem Heidenheimer Schlossberg. Für das große Ziel Klassenerhalt.

Stand
Autor/in
Kersten Eichhorn