Angelina ist Sintiza und ehemalige Deutsche Weinkönigin

Stand
Autor/in
Antje Seemann
Onlinefassung
Ulrike Pia Stegemann
Ulrike Pia Stegemann
Junge Frau mit braunen Haaren im schwarzen Pullover lächelt in Kamera.
Heute ist Angelina stolz auf ihre Herkunft, stolz Sintiza zu sein. Doch gerade in der Schulzeit musste sie viel Diskriminierung und Ausgrenzung erleben.
Mutter mit Tochter schauen in Kamera.
„Ich habe von klein auf erzählt bekommen, dass ich das nicht sagen soll, dass ich Sinti bin. Einfach, um keine Diskriminierungserfahrungen zu machen.“
Junge Frau im roten Kleid mit Krone und Blumenstrauß, im Hintergrund Konfetti.
2019 wird Angelina als erste Sintiza Deutsche Weinkönigin. Sie nutzt ihr Amt auch, um mehr Sichtbarkeit für Sinti und Roma zu schaffen und sich gegen Diskriminierung einzusetzen. (Quelle: Deutsches Weininstitut)

Ich war die Außenseiterin, das Mobbingopfer - wegen meiner Herkunft. Das hat mir das Gefühl gegeben, dass ich nicht dazugehöre.

Viele von uns kennen die Geschichte unserer Familie nicht. Angelina kennt sie und ist stolz auf ihre Herkunft – aber das war nicht immer so. Denn Angelina gehört zur Minderheit der Sinti und Roma. Von klein auf wird ihr beigebracht, dass sie diese Information für sich behalten soll. Warum? Aus Angst vor Diskriminierung. Als Angelinas Wurzeln in der Schule bekannt werden, passiert genau das: Sie wird gemobbt und ausgegrenzt:

„Ich wurde mit dem Z-Wort beschimpft und mir wurde gesagt, dass ich zurück in meinen Wohnwagen verschwinden soll. Das hat mich sehr verletzt und auch mein Selbstwertgefühl hat stark darunter gelitten.“

Heute spricht Angelina offen über ihre Herkunft und setzt sich für mehr Sichtbarkeit von Sinti und Roma ein. Dabei half ihr auch das Amt der Deutschen Weinkönigin: „Irgendwann hatte ich den Gedanken: Jetzt bin ich an einem Punkt, wo ich mit der Öffentlichkeit darüber sprechen könnte, wo Menschen mir zuhören.“ Angelina spricht das Thema an und baut so aktiv Berührungsängste und Vorurteile gegen Sinti und Roma ab. Sie wird sogar als Expertin zu Veranstaltungen eingeladen, ihre Meinung wird wertgeschätzt. Die 28-Jährige nutzt auch ihren Beruf als Winzerin, um sich gegen Antiziganismus einzusetzen: Der erste eigene Wein, den Angelina kreiert hat, soll an ihre Wurzeln erinnern. Dabei wird beim Kauf jeder Flasche auch ein Betrag an ein Bildungsprojekt für junge Sinti und Roma gespendet.

Die Geschichte der Sinti und Roma sollte in der Schule unterrichtet werden

Das Verheimlichen der eigenen Herkunft aus Angst dafür diskriminiert zu werden, sieht Angelina als einen Grund, warum bisher viele Menschen so wenig über Sinti und Roma wissen. Sie sieht aber auch den Bildungssektor in der Verantwortung: „Es müsste mehr Aufklärung passieren, vor allem in der Schule. Dass das in die Lehrpläne aufgenommen wird und Menschen einfach von klein auf auch lernen: Was sind Sinti und Roma? Und warum gehören sie zu unserer Gesellschaft?“

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