Katharina besitzt nur noch drei Prozent ihrer Sehkraft und gilt damit offiziell als blind. Von einer Person nimmt sie nur grobe Umrisse wahr. Eigentlich wäre sie gerne Ärztin geworden, doch das war wegen ihrer Augenerkrankung undenkbar. „Für mich war es klar, es soll etwas Medizinisches sein und ich möchte mich mit Patienten beschäftigen.“ Die Ausbildung als Physiotherapeutin an einer Spezialschule für sehbehinderte Menschen war für sie eine gute Alternative.
Mittlerweile arbeitet sie seit 18 Jahren in dem Beruf. Ihre jetzige Chefin war beeindruckt von ihrer Fröhlichkeit und ihrem Optimismus und bot Katharina die Leitung der neuen Filiale in Mainz an. „Wer mit so einer Einschränkung groß wird und dann so eine hohe Qualifikation erlangt, der hat auch den notwendigen Biss dafür.“ Und sie sollte Recht behalten: Die Neueröffnung der Filiale, vom Catering bis hin zum Marketing, hat Katharina allein gestemmt. Auch in ihrem Alltag muss sie sich gut organisieren und hat im Laufe ihres Lebens gelernt, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen.
Mit ihrer Behinderung kann sie inzwischen sehr selbstbewusst umgehen und sie hat ein gutes Gespür für ihr Gegenüber entwickelt. Bei ihrer Arbeit ist das von Vorteil, genauso wie ihr ausgeprägter Tastsinn. „Der Spruch begleitet mich schon jahrelang: ‚Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.‘ Ich spüre die Menschen und nehme sie anders wahr.“ Das merken auch ihre Stammkunden. Viele kommen seit Jahren zu ihr.
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