Katharina ist blind und leitet eine Physiotherapiepraxis in Mainz

Stand
Autor/in
Claudia Bathe

Früher habe ich mich eigentlich immer als behindert gefühlt. Mittlerweile sage ich, aufgrund dieses Defizits habe ich so viele Fähigkeiten entwickelt, dass das eigentlich absolute Stärken sind.

Katharina besitzt nur noch drei Prozent ihrer Sehkraft und gilt damit offiziell als blind. Von einer Person nimmt sie nur grobe Umrisse wahr. Eigentlich wäre sie gerne Ärztin geworden, doch das war wegen ihrer Augenerkrankung undenkbar. „Für mich war es klar, es soll etwas Medizinisches sein und ich möchte mich mit Patienten beschäftigen.“ Die Ausbildung als Physiotherapeutin an einer Spezialschule für sehbehinderte Menschen war für sie eine gute Alternative.

Bei der Physiotherapie beschäftigen wir uns viel länger mit Patienten, dadurch lernt man auch den Menschen an sich kennen und das ist wichtig. Man sagt ja Körper, Geist und Seele – und es ist wirklich so. Ich kann einen Körper lange heilen, wenn die Seele kaputt ist, kommt man einfach nicht weiter.

Mittlerweile arbeitet sie seit 18 Jahren in dem Beruf. Ihre jetzige Chefin war beeindruckt von ihrer Fröhlichkeit und ihrem Optimismus und bot Katharina die Leitung der neuen Filiale in Mainz an. „Wer mit so einer Einschränkung groß wird und dann so eine hohe Qualifikation erlangt, der hat auch den notwendigen Biss dafür.“ Und sie sollte Recht behalten: Die Neueröffnung der Filiale, vom Catering bis hin zum Marketing, hat Katharina allein gestemmt. Auch in ihrem Alltag muss sie sich gut organisieren und hat im Laufe ihres Lebens gelernt, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen.

Mit ihrer Behinderung kann sie inzwischen sehr selbstbewusst umgehen und sie hat ein gutes Gespür für ihr Gegenüber entwickelt. Bei ihrer Arbeit ist das von Vorteil, genauso wie ihr ausgeprägter Tastsinn. „Der Spruch begleitet mich schon jahrelang: ‚Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.‘ Ich spüre die Menschen und nehme sie anders wahr.“ Das merken auch ihre Stammkunden. Viele kommen seit Jahren zu ihr.

Mehr Heimat

Zufallsbegegnung in Esslingen: Wie sich Ednaldo und Adina ineinander verliebt haben

Wir sind in Esslingen unterwegs. Uns fallen zwei Menschen auf, weil sie den gleichen Rucksack tragen. Sie halten Händchen, deshalb fragen wir nach ihrer Kennenlerngeschichte.  

Einstieg als Rettungsschwimmerin mit 65? Die heute 83-jährige Margarete nimmt immer noch an Wettkämpfen teil.

Das Training hat sich ausgezahlt: Margarete hat das Schwimmen erst spät für sich entdeckt und nimmt jetzt mit 83 Jahren immer noch erfolgreich bei Wettkämpfen der DLRG teil.  

Stand
Autor/in
Claudia Bathe