„Eine Lebensfreude ist zurück!“ Rainer hat seine Backstube vermisst

Stand
Autor/in
Julian Camargo Krauskopf
Heimat RP
Anastasia Vedernikov

Freitags im Sommer haben die Leute schön im Straßencafé gesessen. Und wo bin ich hin? Ich bin in die Bäckerei gegangen. Man ärgert sich in diesem Moment. Wenn ich dann aber bei der Arbeit war – dann war alles weg.

Als Rainer als Kind allein zuhause war, schnappte er sich das Kochbuch seiner Mutter und backte einen Kuchen. Seinen Beruf hat der 66-Jährige in die Wiege gelegt bekommen: Sein Großvater war Bäcker. Sein Vater wollte Bäcker werden, aber wurde vor der Großmutter ermahnt: „Damit verdienst du kein Geld“. Rainers Vater wurde schlussendlich LKW-Fahrer.

Und doch hat Rainer mit 15 seine Lehre begonnen, und vor seinem 18. Lebensjahr seine Gesellenprüfung. Mit der Übernahme seiner Bäckerei 2014 wurde er zum eigenen Chef.

10 Jahre lang führte Rainer die einzige Dorfbäckerei in Gaugrehweiler. Dann kamen harte Zeiten: Corona, der Krieg, und die damit verbundenen steigenden Energiekosten sowie Rohstoffpreise. Der Bäckermeister konnte seine Leute nicht mehr bezahlen. Eine Verkäuferin war ein Jahr krank. Viel Privatgeld wurde reingesteckt, und doch hat es irgendwann nicht mehr gereicht.

Der Versuch, dann ein halbes Jahr allein weiterzumachen, setzte dem 66-Jährigen körperlich und psychisch zu. Es folgte die Entscheidung, den Betrieb 2023 aufzugeben.

Doch Rainer zieht es zurück in die Backstube. Dass in der Zwischenzeit weder ein Pächter noch ein Filialen Betreiber für die Bäckerei gekommen ist, war für ihn ein Zeichen. Mit angepassten Öffnungszeiten sowie kürzeren Arbeitstagen geht es weiter. Sein Team ist klein und familiär. Seine Verkäuferin Anette ist wieder gesund, und seine Frau unterstützt bei den Vorbestellungen.

Auch das 600-Einwohner Dorf vermisste seinen Bäcker. Ein junger Kunde kam zu Rainer und sagte zu ihm: „Es wird Zeit, dass du wieder aufmachst, ich habe jetzt kein Bock mehr auf Aufbackbrötchen“. Rainer wünscht sich für die Zukunft seiner Bäckerei, dass sie auch nach seiner Zeit weiterbetrieben wird. Bis dahin erfreut er sich daran, dass er die Gemeinde versorgen kann.

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